The Prüfung!

„Nächste dann links.“, sagt der Prüfer. Ein dicker gemütlicher Kerl. Ich fahre links, dann rechts, mache alles was er sagt. Dieter summt neben mir leise. Läuft! Auf die Autobahn zu fahren war gar kein Problem. Wieder runter auch nicht. Jetzt sind wir auf dem Rückweg. Geparkt habe ich noch nicht. Aber das machen wir dann wohl auf dem TÜV-Gelände. Da ist es schon. Ach wie schön, die wehenden Fahnen. Und gleich ist es fertig. Ich bin gefahren wie ein junger Gott. Kurzer Blick zu Dieter. Er strahlt auch.

„Jetzt rechts.“, sagt der Prüfer. „Dann gleich wieder rechts.“ Jetzt kommt wahrscheinlich noch das Quereinparken. Türgriff zwischen die Autos, Rückwärtsgang, dann eindrehen und langsam rein. Langsam, langsam, gegenlenken, Räder gerade, Gang raus, Handbremse ziehen, Motor aus.
„Ich gucke nach hinten.“
Der Prüfer lächelt. „Frau Freitag, ich darf Ihnen zur bestandenen Prüfung gratulieren.“

Bestanden, Bestanden, bestanden! Ich schüttele dem Prüfer strahlend die Hand. Dieter gratuliert mir auch. Ab da ist alles wie ein Rausch. Ich bekomme einen Zettel, der Prüfer bleibt, wir fahren zurück. Radio läuft, Dieter raucht und ich bin glücklich. Von der Fahrschule laufe ich nach Hause. Yeahhh, bestanden! Dann bin ich zu Hause. Ich sitze auf der Couch. Warum habe ich noch niemanden angerufen und mich feiern lassen? Komisch.

Brrrrrr. Der Wecker. Wo bin ich? Scheiße, das war nur ein Traum. Oh nein, ich hab die Prüfung noch gar nicht gehabt. Es ist erst sechs und die ganze Sache liegt noch vor mir. Ich stehe auf. Mein Knie tut weh. Mist. Das Brems- und Gasgebeknie schmerzt. Hoffentlich beeinflusst das später nicht meine Fahrfähigkeiten. Ich frühstücke, rauche und gucke das Morgenmagazin. Die haben es gut. Wahrscheinlich haben die alle schon ihren Führerschein. Die Moderatoren und die Frau von den Nachrichten und der vom Wetter bestimmt auch. Nur ich nicht. Geduscht habe ich auch schon, die unbequeme gegen die bequeme Hose getauscht und es ist immer noch nicht Zeit loszugehen. Ich rauche noch eine. Ich muss schon wieder aufs Klo. Ich war doch gerade. Oh Mann, ist das krass. So eine Prüfung zu haben. Meine armen Schüler. Die haben das ja dauernd. Erst immerzu Klassenarbeiten und dann MSA-Prüfungen und später Abi. Ob die auch immer so aufgeregt sind?

Ich geh los. Auf dem Weg zur Fahrschule kann ich auch niemanden anrufen, um mich beruhigen zu lassen, weil es noch viel zu früh ist. Ich bin auch viel zu früh. Vor der Fahrschule gucke ich mir die Rechtsabbieger an. Okay, jetzt schalten sie runter, gucken, fahren. Dann kommt Dieter. Er gibt mir die Hand. Ich bin aufgeregt und Dieter fragt immer wieder: „Warum biste denn so aufgeregt, Mensch Mädel, entspann dich!“

Wir gehen zum Auto und fahren los. Die gewohnte Strecke nach Tempelhof. Quereinparken, dreißiger Zone, Gefahrbremsung, dann zum TÜV. Beide nochmal aufs Klo und eine rauchen. Drei Männer stehen neben mir am Aschenbecher. „Auch Prüfung?“, frage ich. „Nee, nee, nur Probefahren.“ Wir reden ein bisschen über das Wetter und den Verkehr und sie wünschen mir viel Glück.

Dann kommt der Prüfer. Er sieht nett aus, setzt sich hinten rein und fragt nach meinem Personalausweis. „Oh, der liegt hinten. Neben mir hält ein Fahrschulauto. Die haben auch einen Prüfer hinten drin. Und die Prüfung ist offensichtlich vorbei. Ich hole meinen Perso aus dem Kofferraum und gebe ihn dem Prüfer. Der fragt mich nach den Leuchten und wo man die Heckscheiben Heizung anmacht. Ich weiss alles und wir fahren los. „Rechts, dann links.“ Ich schleiche mich vom TÜV-Gelände in den Verkehr. „Dann geradeaus.“ Aber geradeaus stehen zwei riesige LKWs und rangieren sich einen ab. Ich muss sowieso an der Ampel halten. Diese LKWs verwirren mich total. Eigentlich hätte ich mich rechts einordnen müssen. Hab ich aber nicht. „Dann nach links!“

Ich biege links ab und fahre ein Stück geradeaus. „Dann vorne links auf die Autobahn Richtung Steglitz.“ Und ich denke: Wassss? Autobahn Richtung Steglitz? Was soll das denn jetzt? Hier waren wir noch nie. Ich werde etwas unsicher. Wo ist hier die Straße, die auf die Autobahn führt? Und fängt die Autobahn hier gleich an? Ich biege ab und bin plötzlich auf einer dreispurigen Straße. Aber das ist doch nicht die Autobahn, oder? Ich schalte in den dritten Gang und fahre 50. Mehr geht sowieso nicht, weil es zu voll ist. Dann werde ich doch noch auf die richtige Autobahn geleitet. Aber was ist das? Wo sind die anderen Autos? Ich bin ganz alleine. Und wo fahre ich überhaupt hin. Nach einer Weile denke ich: Scheiße, ich fahre hier mit 80 im dritten Gang. Besonders umweltschonend ist das nicht, deshalb schalte ich schnell in den fünften. „Die nächste wieder runter“ sagt der Prüfer. Aber runter ist in diesem Fall rauf. Noch immer ist nirgends ein anderes Auto zu sehen. Was ist hier los? Ist die Autobahn vielleicht gesperrt? Ist was Schlimmes passiert und alle sind tot? Ich blinke rechts, um von der Autobahn zu kommen. Aber auf meinem Fahrstreifen – der rechte ist ja immer meiner – steht so ein Megaauto von der Autobahnmeisterei und zwei Leute werkeln an dem Auto rum. Also kann ich ja nicht rechts fahren. Ich ordne mich links ein und versuche die Fahrbahn hochzufahren. Oben ist eine Ampel. Wie mache ich denn das jetzt? Hochfahren, da muss ich doch Gas geben. Runterfahren, das kann ich, rollen lassen, dann Kupplung treten, dann anhalten. Aber hoch? Und dann stehe ich an der Ampel und der Prüfer sagt: „Jetzt nach links!“ Ich stehe ja auch schon links und vor mir ist alles frei. Immer noch kein anderes Fahrzeug außer mir unterwegs. Ist das jetzt „The walking Dead“ und von links kommt gleich eine Horde Zombies angehumpelt? Als die Ampel grün wird fahre ich los. Mist, ich bin ja links, ich muss doch immer rechts fahren, also rüber. Geht doch.

Ich will gerade weiterfahren da sagt Dieter: „Fahren wir zurück, oder?“ Oh neeeeeiiiin! Ging wohl doch nicht, was ich da eben gemacht habe. Ich fahre die Straße runter und der Prüfer sagt: Halten Sie mal hinter dem roten Wagen. Ich halte. Das war’s dann wohl. Einparken will er wohl nicht mehr sehen.

„Wissen Sie, was Sie falsch gemacht haben?“, fragt er.
„Äh, ich war in der falschen Spur, oder?“

„Sie haben schon gleich am Anfang einen Spurwechsel ohne zu gucken gemacht. Das hätte ich Ihnen noch durchgehen lassen. Aber jetzt haben Sie drei Spurwechsel gemacht, ohne zu gucken und ohne zu blinken. Oben an der Ampel hatten sie auch zu spät gemerkt, dass sie noch nach rechts blinken. Sie wollten ja nach links.“ Und dann redet er weiter und ich höre gar nicht mehr was er sagt. Durchgefallen. Mist. Dieter ist bestimmt total enttäuscht von mir. Er kann jetzt nicht mal sagen, dass ich nicht gemacht habe, was er gesagt hat, ich habe da eben so einen megamäßigen Unsinn abgeliefert, damit hätte niemand gerechnet und warum? Nur weil ich so verwirrt war, dass wir nicht mehr in Tempelhof sind. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht gemacht fürs Autofahren. Vielleicht war das der Weckruf. Dieter und ich wechseln die Plätze, ich sitze stumm neben ihm und starre vor mich hin. Durchgefallen. Mist.

Beim TÜV verabschiedet sich der Prüfer und Dieter fährt mich nach Hause. Ich rauche.
„Wat heißt, du warst verwirrt, weil du das nicht kanntest? Wenn du den Führerschein hast, musst du durch ganz Berlin fahren können.“, sagt Dieter. Aber er sagt auch: „Mach dir nichts draus. Ist doch nicht so schlimm. Ist doch besser als ein Puckel.“ Ich frage „was?“
„Na ein Puckel auf dem Rücken, den sieht man. Dass du durchgefallen bist sieht man nicht.“Puckel? Ach er meint einen Buckel. Ja, eigentlich hat er recht. Lieber durchfallen, als einen Buckel. Wenigstens bin ich nicht wegen so einer Lappalie durchgefallen, sondern mit Pauken und Trompeten.

Generalprobe

Au Backe, morgen ist die Prüfung. Ich mach mir in die Hose.
Dieter ist die Ruhe selbst. Ich fange immer wieder an, von meiner Angst zu sprechen, aber er geht da gar nicht drauf ein. Dieter hat morgen noch eine andere Prüfung am Nachmittag. „Die Steffi, au Mann und die ist so aufgeregt.“
„Noch aufgeregter als ich?“, frage ich und er guckt mich nur an. Wahrscheinlich merkt er gar nicht, dass ich Angst habe. Am Liebsten würde ich sagen: Dieter, ich falle ja dann morgen nicht nur durch, ich hab hier tausend Leser, denen ich dann meine Schmach mitteilen muss. Durchfallen ist ja das eine, aber öffentlich durchfallen? Na ja, öffentlich… wird ja jetzt nicht live im Fernsehen übertragen. Zum Glück. Das wäre doch mal ein Format. So eine Fahrschule-Führerschein-mach-Reality-Show. Ich würde mir das ansehen und wahrscheinlich würde ich mich immer voll freuen, wenn einer durchfällt.

Jetzt mal ganz ehrlich, ich falle morgen garantiert durch. Gestern nach der Fahrstunde meinte Dieter noch: „Na, wenn das heute die Prüfung gewesen wäre, dann wärst du durchgekommen.“ Und heute fahre ich so eine derartige Grütze zusammen. Alles was ich schon konnte habe ich wieder vergessen, ich schalte dauernd falsch, ich fahre über ein Stoppschild, gucke nicht bei rechts vor links, ich weiss auch nicht, was heute mit mir los war. Plötzlich denke ich: „Wie ging das alles noch mal? Hilfe, ich bin noch nicht so weit! Ich will noch mehr Stunden. Ich brauche noch mehr Fahrlehrer!“ Heute hatte ich auch plötzlich Angst auf der Straße. Was mach ich eigentlich hier? Wieso sitze ich denn in einem Auto? Warum bleibe ich nicht bei der Monatskarte und fahre U-Bahn? Da kann man wenigstens während der Fahrt lesen.

„Bieg mal links ab.“, sagt Dieter.
Ich fahre auf die Ampel zu und im Augenwinkel sehe ich, dass sie gelb wird und kriege plötzlich voll den Schock und bremse. „Was machst du denn?“
„Ich weiss auch nicht. Ich dachte…“
„Du sollst nicht denken. Seit wann bleiben wir bei einer gelb werdenden Ampel einfach stehen? War doch alles frei, hättest du fahren können.“ Dieter schüttelt den Kopf – ich denke – na super, das kann ja morgen was werden!

Bestimmt wird der Prüfer sauer, dass ich so schlecht fahre und es wage mit so wenigen Fähigkeiten in die Prüfung zu gehen. Wahrscheinlich hält der gar nichts von so älteren Fahrschülern. Und vielleicht hält der gar nichts von Frauen im Auto, wenn sie nicht mit langen blonden Haaren auf dem Beifahrersitz sitzen.

„Lass dir bloss nicht einfallen irgendwas neu zu lernen.“, sagt Dieter streng.
„Hä? Was jetzt?“
„Du sollst morgen nur alles so machen, wie wir das bisher gemacht haben.“ Ich hatte gar nicht vor irgendwas neu zu lernen oder mir was neues auszudenken. Ich wollte mir ein paar Videos im Internet ansehen, aber das mache ich vielleicht lieber nicht. Ich soll abbiegen und schneide die Kurve. Dieter sagt: „Mensch Mädel, warum hast du nicht mit zwanzig den Führerschein gemacht?“ Und das frage ich mich auch. Auweiaaaaaa!

Kann er mal halten?

An der ersten roten Ampel frage ich: „Dieter, wie war dein Date?“
Dieter kichert ein bisschen. „Na ja, Date…“
„Na, was denn?“
„Na, war nett. Wir waren tanzen und ich habe jetzt einen Regenschirm.“
„Regenschirm?“
„Es hat doch abends wie bescheuert geregnet und da meinte die Kleene, hier, nimm meinen Schirm und ich wollte erst nicht, na ja, und meinte dann, den kriegste aber wieder.“
„Und?“
„Sie meinte dann, nee, den kannst du behalten. Na und jetzt habe ich halt einen Regenschirm. Von Esprit.“
Ich stelle mir Dieter vor, mit einem blauen Schirm mit weißen Punkten und einem rosa Rand.

„Okay, du hast einen Schirm. Aber wie war nun dein Date?“
Dieter lässt sich alles aus der Nase ziehen.
„War nett. Aber wir waren ja auch nicht alleine. Die Trude war noch da und die Gitti auch und Mich und Horst. Also ich kenn da ja in dem Laden viele. Noch von ganz früher. Aber war nett gewesen. Die nächste links.
Ich gucke, blinke, fahre.
„Aber die große Liebe ist es nicht, oder was?“
„Was heißt große Liebe? Sie ist ’ne Nette. Aber ich glaube sie ist auch ziemlich vereinnahmend.“

Oh, das klingt nicht gut. Dieter ist bestimmt so einer, der sich in seinem Singleleben gut eingerichtet hat. So mit seinen drei Kartoffeln und dem Gulasch. Ich kann ihn mir genau vorstellen in seiner kleinen Einzimmer Bude „Ich brauch doch nicht viel. Also mir reicht dit.“ Und dann eine Frau…

„Wir haben uns dann aber Montag nochmal getroffen.“
Oha! Gleich noch ein Date.
„Ich hatte sie angerufen und wir haben uns zum Mittagessen bei Wertheim getroffen. Ich war dann noch eine rauchen und sie meinte, dann treffen wir uns in der Damenabteilung.“
„Hehe, shoppen beim zweiten Date.“
„Na, ich dachte nur – die Handtasche halte ich aber nicht.“
„Wieso Handtasche?“
„Frauen probieren doch immer was an und dann musst du die Handtasche halten und dann verschwinden sie in der Umkleide und du stehst da wie ein Depp mit einer Damenhandtasche. Nee, nee, ohne mich. Nächste Möglichkeiten nach rechts.“
Ich sehe es direkt vor mir, wie Dieter da mit so einem kleinem Handtäschchen steht.
„Und dann meinte sie wirklich – halt doch mal meine Tasche. Und da habe ich gesagt, das kannste vergessen. Ich halte keine Handtasche.“
„Echt? Das hast du ihr gesagt? Voll gemein.“
„Wieso? Ich mache sowas grundsätzlich nicht.“
Ich denke an meinen Freund und wie oft der schon mit meiner Tasche irgendwo rumstand und auf mich gewartet hat. Okay, meine Taschen sind auch keine Handtaschen. Meine Taschen hat alle Frau Dienstag genäht und die sind eher cool. Frau Dienstags Taschen kann man auch als Mann tragen. Ich hatte noch nie eine richtige Damenhandtasche. Ich sehe damit auch aus wie eine Transe.
„Aber Dieter, sie war bestimmt traurig. Und wenn du da stehst mit einer Handtasche – das macht dich doch noch cooler, weil jeder sieht, dass du eine Frau dabei hast. Ich würde sagen, das macht dich noch männlicher.“
Dieter sieht das anders. Er hat seine Prinzipien. Nicht Loben, keine Handtaschen halten und sogar niemanden von seinem Essen probieren lassen. Das Handtaschenhaltethema wurde abends wohl nochmal in seinem Freundeskreis ausführlich diskutiert, denn er erzählt mir auch, was Horst und Mich dazu gesagt haben. Schade, dass Dieter so verbohrt ist. Ich glaube er hat es sich mit der Dame bereits verscherzt.

„Du sollst nicht so gemein sein zu der Frau. So wird das doch nichts. Wie alt ist sie denn?“
„So alt wie ich, also vom Alter her passt das.“ Ich denke noch, schön, dass Dieter auf gleichaltrige Frauen steht und will ihn gerade dafür loben, da sagt er: „Jüngere Frauen hatte ich auch schon. Meine letzte, die war zwanzig Jahre jünger als ich.“
„Oh, nee!“
Dieter lacht: „Frei nach dem Glühbirnenbuch der Liebe. Lieber eine strahlende 20er als eine matte 40er.“ Lachen, husten, röcheln, Fenster auf, rauchen. „Mensch Mädel, hier ist 50. Nicht schneller fahren.“
Ich denke über Dieter und die Frauen nach.

„Wir treffen uns morgen nochmal.“, sagt Dieter.
Ich freue mich. „Super. Und dann sei mal ein bisschen nett. Jetzt kommt doch der Frühling.“
„Was hat der denn damit zu tun?“
„Na, verliebt sein im Frühling wäre doch schön.“ Und das wünsche ich Dieter wirklich von Herzen, dass er verliebt durch den Frühling geht. Man kann doch auch mal über seinen Schatten springen. Eine Handtasche halten… als wäre das nun so schlimm.
„Jetzt fahr mal rauf zum TÜV, wir werden noch mal Quereinparken.“, sagt Dieter und ich mache was er sagt.

Saturday night

Samstagvormittag. Die Sonne scheint. Dieter wartet.
„Bald ist die Prüfung. Au Backe.“, sage ich zur Begrüßung. „Ich habe neulich gelesen, dass dreißig Prozent durchfallen.“ Dieter lacht. „Na, die beiden Jungs haben letzte Woche die Prüfung bestanden. Dann fällst du durch.“ Oh nein! Er soll sowas nicht sagen. Wir gehen zum Auto. „Dieter, kennst du die Prüfer eigentlich alle?“
„Nee, nicht alle.“
„Sind die nett?“
„Nett, nett, was heißt schon nett?“ Dieter weigert sich, mir die Angst vor der Prüfung zu nehmen. Könnte er ruhig machen. Wir setzen uns ins Auto. Wie ein alter Hase stelle ich alles ein. Sitz, Spiegel, Licht.

„Ha, weisst du wer deine Toffifees gesessen hat?“, fragt er. Ach ja, die Toffees. „Murat?“
„Ja. der hat die gesehen und mit ins Büro genommen.“
„Hast du ihm nicht gesagt, dass das deine waren?“
„Doch. Aber dann hat er sie aufgemacht und zack, waren sie weg.“
„Na, du durftest die auch nicht essen, weil du mich gar nicht gelobt hast.“, sage ich.
„Wieso. Ich habe doch neulich gesagt, dass alles okay war.“ und dunkel erinnere ich mich, dass er sowas tatsächlich gesagt hat. „War doch okay.“ Besser wird es wohl nicht mehr. Neulich habe ich mir ein Video auf YouTube angeguckt, wo ein Fahrlehrer sich bei einer simulierten Prüfungsfahrt filmt. Also er hatte am Vortag mit einem Schüler eine Prüfung und fuhr nun mit einer Fahrschülerin die gleiche Strecken noch mal ab. Und da hat er die Frau immerzu gelobt. „jetzt in den ersten Gang schaten und wenn keiner kommt rum.“ Sie fährt rum. Er so: „Sehr schön. Genau so.“ Und das bei jedem bisschen. Immerzu: Lob, lob, lob sehr schön, super, ganz toll..“ Ich war richtig neidisch. Ich hab nur Dieter. „War doch okay.“ Als hätte ich das bezweifelt. Mittlerweile lobe ich mich immer selbst: „Sehr schön links abgebogen. Geil auf die Autobahn rauf. Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick und rum, dann in den zweiten Gang. Jeppp. Genau so!“

Neulich sage ich ganz stolz zu Frau Dienstag: „Ich habe heute eine hervorragende Dreipunktwendung gemacht.“
Und sie so: „Dreipunktwendung, was ist denn das?“ Überhaupt fange ich langsam an daran zu zweifeln, ob Frau Dienstag wirklich am Straßenverkehr teilnehmen sollte. Sie hat so eine ganz eigene Interpretation der Straßenverkehrsordnung. „Hier regelt sich der Verkehr selber“ sagt sie, als wir durch die Bergmannstraße fahren. Ich denke: „Wieso das denn? Hier ist stinknormales rechts vor links.“ Sie fährt und von rechts kommt ein schwarzer Sportwagen aus der Seitenstraße. Frau Dienstag sagt: „Nee, nee, du wartest mal schön!“ und gibt Gas. der Fahrer flucht. Frau Dienstag: „Und jetzt meckert der auch noch rum!“ Ich sage: der hatte ja auch Vorfahrt.“ Sie: „Echt?“

Vorfahrt kann ich mittlerweile und Spiegelgucken auch. Dieter sagt: „Nächste rechts und dann gleich wieder links.“ das muss auch stressen, wenn man immer wieder das gleiche sagen muss. Bremsbereit, Fuß über die Bremse, jetzt hart das Lenkrad einschlagen usw. Aber ich habe bei meinem Job ja auch meine Mantren: „Taschen vom Tisch, Mütze ab, so Leute, hört mal kurz zu, nein jetzt nicht…“ Und wahrscheinlich hat jeder Job das. „Der Nächste bitte, mit Karte oder bar, und Action, Hände hoch oder möchten Sie noch Desert?“

Dieter sagt: „Jetzt links auf die Autobahn.“
Dann sagt er: „Ich hab ja heute Abend noch eine Verabredung.“
„Oh, ein Date. Mit wem?“
„Na ja, also ist ’ne Bekannte. Also wir kennen uns schon länger.“
„Und jetzt wollte sie ein Date?“
„Sie geht heute Abend in so ein Lokal und hat gefragt, ob ich auch komme.“
„Ach so. Du trifft sie also und da sind dann noch andere. Kommst du auch? Und du dann so: Mal sehen, weiß noch nicht.“ So habe ich das immer gemacht. Erstmal ganz neutral und eher uninteressiert tun. Vielleicht komme ich – weiss noch nicht, ich hab doch noch so viele andere Sachen, die ich machen könnte… und eigentlich denkt man: Na logo komme ich. 100 pro. zum Glück hat der mich endlich gefragt.

„Na, ich hab jetzt noch zwei Fahrstunden und dann werd ich nach Hause gehen und was essen, dann duschen und…“
„Ja, duschen – unbedingt. Duschen ist voll wichtig.“ Dieter lacht. Er freut sich voll auf seine Verabredung.
„Nächste Ausfahrt wieder runter.“, sagt er.
„Wird gemacht.“ sagte ich und wir düsen zur Fahrschule zurück.

Dieter hat noch einen

„Und, bereit für die Autobahn?“ fragt Dieter, als ich ihm vor der Fahrschule die Hand gebe. Er raucht noch. Er raucht eigentlich immer, wenn ich komme. „Klar. Und ich habe heute auch für gutes Wetter gesorgt.“ Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Ich klopfe auf meine Tasche: „Ich habe heute sogar meine Sonnenbrille mit.“
„Sonnenbrille, wofür das denn?“
„Na, diese Sonnenblenden, die nerven irgendwie. Ich habe immer das Gefühl, dass die mir die Sicht nehmen. Dieter guckt mich an und schüttelt dann den Kopf. Das macht er oft. Ich sage etwas und er macht ein Gesicht, als hätte ich etwas total Absurdes gesagt. Er guckt dann so, als hätte ich ihm erzählt, dass ich den ganzen Abend nackt auf dem Kudamm rumgelaufen bin oder vorhabe mir die Stirn zu tätowieren. Die Sonnenbrille bleibt den ganzen Vormittag in meiner Tasche. Dieter hält nichts von Sonnenbrillen, also setze ich sie nicht auf. Als wir irgendwann durch einen Tunnel fahren bin ich auch ganz froh darüber. Denn Tunnel heißt ja: „Sonnenbrille absetzen, den Anweisungen des Tunnelpersonals nachkommen usw.“ Und ich hätte da wahrscheinlich Schwierigkeiten gehabt erst die Sonnenbrille ab- und meine normale Brille aufzusetzen und gleichzeitig in den Tunnel reinzufahren.

Wir gehen zum Auto. Dieter guckt auf die Straße. „Heute sind wieder nur Idioten unterwegs.“ Er schüttelt den Kopf. Er hält nicht viel von den meisten Verkehrsteilnehmern. Smartfahrer rangieren ganz unten und dann kommen die Fahrradfahrer. „Ah wieder eine Frau auf einem Fahrrad. Guck mal, die fährt X-beinig. Willst du wissen, warum Frauen immer x-beinig fahren?“ „Tun sie das?“ „Ja.“ Das hat er mich schon öfter gefragt, aber ich frage nie nach, wenn Dieter wieder mit den x-beinigfahrenden Frauen um die Ecke kommt. Ich erwarte dann immer so eine absurde, frauenverachtende Antwort, dass ich sein Angebot mir seine Theorie mitzuteilen immer ausschlage. Ich frage dann einfach nicht mehr nach, sondern lenke ihn mit irgendeiner Verkehrsfrage ab. „Linksabbiegen. So. Ich fahre jetzt bis da vorne an die Linie und warte, wa?“

„Wo fahren wir eigentlich hin, Dieter?“, frage ich auf der Sonnenallee.
„Wir fahren auf den Berliner Ring und dann einmal um Berlin rum.“ Einmal rum. Krass. Berliner Ring. Hört man immer im Radio. „…irgendwas blablabla am westlichen Berliner Ring.“

Wir fahren am Flughafen vorbei. An dem, der in Betrieb ist und dann an dem, der noch nicht in Betrieb ist. Dieter kommentiert. Und ich fahre.

„Hier könnte ich jetzt in die S-Bahn steigen und direkt nach Hause fahren.“, sagt er. „Das machst du aber bitte nicht.“, sage ich. Egal wo wir lang fahren, alles wird von Dieter in Relation zu den Möglichkeiten nach Hause zu kommen gesetzt. „Hier könnte ich in die U-Bahn steigen und wäre in 25 Minuten vor meiner Haustür.“
Beim Schönefelder Kreuz fahre ich auf den Ring. „Gib Stoff! Hier ist Richtgeschwindigkeit 120! Los gib Gummi! Und schalte mal in den fünften Gang! Umweltbewußte Fahrweise“

Ich denke: „Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn!“
Im Radio: „Smoke on the water – fire in the sky.“
Dieter singt auch. Aber nicht ‚Smoke on the water‘ sondern: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt,…“

Ich versuche einen LKW zu überholen. Innenenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick, Blinken, rausziehen, Gas geben, LKW im Rückspiegel…
Dieter: „…laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland. Kennste?“
„Ja, kenn ich.“
Das Radio:“…Smoke on the water. They burned down the gambling house. It died with an awful sound…“
Dieter: „… und der Sonne zugewandt.“
Ich, scheiße, da ist schon wieder so ein lahmer LKW. Die Sonne blendet mich. Dieter zündet sich eine Zigarette an.

„Jetzt Richtung Hellersdorf?“, frage ich
„Ja, es sei denn du willst nach Groß Köris.“, sagt Dieter.

Am Dreieck Spreeau die erste Pause. Wir stehen in der Sonne und rauchen. Ich mache außerdem nach ein paar Dehnübungen. „Dieses Autofahren geht ganz schön in die Arme.“ sage ich und Dieter lacht. „Warmduscher.“, sagt er. „Warmduscher, Weichei, im Kino vorne Sitzer … was gibt es denn da noch?“ Ich überlege. Außer Weichei fällt mir nichts ein. Dieter hat noch einen: „Turnbeutelvergesser.“ Er lacht so laut, bis sein Lachen wieder in dieses Husten übergeht. Ich muss aufs Klo.

Wieder im Auto, die Sonne scheint, ich fahre 120, überhole LKWs und fühle mich super cool. „Nu gib mal Zunder, Mädel. Der Wagen kann noch was!“ Ich trete das Gaspedal. 140. „Mehr!“, sagt Dieter. 160. „Mehr!“ „Ich fahr doch schon 160!“, sage ich. Ich überhole mehrere Autos und diverse LKWs. Mir reicht die Geschwindigkeit völlig. „Memme. Angsthase. Mädchen.“, sagt Dieter. Endlich ein Schild: 120. „Abbremsen.“, sagt Dieter. „Mehr abbremsen. 120. Hast du das Schild nicht gesehen?“

Dieter: „Gestern war ich aus.“
Ich: „Oh, wo denn?“
„In so einem Lokal. Mit einer Bekannten.“ Er kichert.
„Oh, eine Bekannte. Ein Date!“
„Nee, nee. Dit is ’ne ganz Nette. Und wir kennen uns auch schon länger. Aber irgendwie…“
„Was irgendwie?“
„Sie wollte dann noch, dass ich auf ’nen Kaffee mit zu ihr komme. Wir hatten uns vormittags getroffen. Und irgendwann fragt sie: Hast du Hunger?“
„Na, klingt doch gut.“
„Gänsekeulen hätte sie.“
„Lecker.“
„Nee, nee, die ist ja ganz in Ordnung, aber die labert soviel. Ich frag mich immer, wie man soviel reden kann. Und mich interessiert das alles nicht. Ich bin dann schön zu mir nach Hause und hab mir mein Gulasch gemacht. Mit Kartoffeln. Ich hatte mir gestern noch drei Kartoffeln gekauft.“
„Drei?“
„Ja, so große. Das war genug.“ Singlemänner, denke ich. Kauft er sich nur drei Kartoffeln. Tzzz.
„Da war die Frau bestimmt traurig, dass du nicht mit zu ihr zum Essen gekommen bist.“
Dieter lacht: „Na, da kann ich auch nichts dran ändern. Da vorne Richtung Potsdam. Es sei denn du willst nach Phöben.“

Nun mach dir mal nicht ins Hemd

So, noch drei Fahrstunden und dann habe ich die Prüfung. In einer Woche besitze ich entweder einen Führerschein – meinen Führerschein – oder bin das erste Mal durchgefallen. Noch drei Mal zu Dieter und noch drei Mal durch Tempelhof gurken.

„Jetzt ist es bald soweit“, sage ich zu Dieter, der vor der Fahrschule auf mich wartet. Zigarette und Kaffee. Wie immer. „Was ist soweit?“, fragt er.
„Na, nächsten Freitag ist doch die Prüfung.“
„Mensch Mädel, nu mach dir doch nicht ins Hemd. Ganz locker bleiben.“ Dieter hat gut reden. Für ihn ist ist das ja eine klassische Win-Win-Situation. Wenn ich die Prüfung schaffe, ist er mich los und wenn nicht, dann verdient er noch ein paar Scheine an mir. „Einmal durch die Prüfung fallen kostet soviel wie einmal Mallorca.“, sagt Dieter. Na toll.

In der Fahrschule schiebe ich meine 50 Euro über den Tresen.
„Am Montag kommt der neue Fahrlehrer.“
„Ach, hat er sich für euch entschieden? Gratuliere.“, sage ich. Der neue Fahrlehrer war schon oft ein Gesprächsthema von Dieter und mir. Er soll sehr gut aussehen und hatte sich vorgestellt, aber um eine zweiwöchige Bedenkzeit gebeten. Er soll Mike ersetzen. In meiner Vorstellung habe ich schon viele Fahrstunden bei ihm genommen. In meiner Vorstellung ist der neue Fahrlehrer nicht nur sehr gutaussehend, sondern auch unheimlich nett und einfühlsam. Mit einem strahlendem Lächeln motiviert er mich. Mit netten Worten manövriert er mich auf die Autobahn und lobt mich nach jedem geglückten Spurwechsel in den Himmel. In meiner Vorstellung sind der neue Fahrlehrer und ich schon ganz dicke.

„Dieter, ich wollte vielleicht Montag noch eine Fahrstunde nehmen. Für Mittwoch und Donnerstag habe ich schon Fahrstunden angemeldet. Aber ich dachte vielleicht wäre es gut, am Montag auch noch eine zu haben. Als wir die Termine festlegten, dachte ich noch, dass ich eine Woche verreisen würde. Von Dienstag bis Dienstag nochmal in der Sonne entspannen, dann Mittwoch, Donnerstag fahren und Freitag schön erholt in die Prüfung gehen.“

Frau Dienstags Kommentar zu diesem Plan: „Waaas, du willst noch verreisen? Warum das denn? Du machst doch jetzt den Führerschein! Du musst fahren üben und dann kaufst du dir ein Auto. Warum willst du denn jetzt nochmal weg? Nee, nee, kauf dir dann mal schön einen eigenen Wagen!“ Ich mache immer, was Frau Dienstag sagt und deshalb bin ich nicht weggefahren.

„Also Dieter, wie sieht es aus am Montag.“
„Tja, da wirst du Trauer haben. Außer du willst um sieben Uhr früh fahren.“
„Nee, will ich nicht.“
„Ansonsten ist Montag und Dienstag alles voll.“
„Dann nehme ich vielleicht eine Stunde bei Murat.“
Dieter blättert durch Murats DIN A5 Heft und schüttelt den Kopf. „Bei dem sieht es genauso aus.“

Meine Chance! Jetzt nicht zu gierig klingen. Ich warte lieber noch kurz, bevor ich frage.
Dann: „Vielleicht könnte ich bei dem Neuen eine…“
„Nee, nee, dit machen wa mal schön nicht. Wir wissen noch gar nicht, wie der unterrichtet, und nachher bringt der dir das noch ganz anders bei und du kommst dann ganz durcheinander. Nee, nee.“
Mist.

„Na okay. Aber wenn ich durchfalle, dann wechsele ich zu dem.“, sage ich.
„Wieso solltest du durchfallen? Du fällst nicht durch.“, sagt Dieter und ich denke, ich höre nicht richtig. Dieter denkt also, dass ich die Prüfung schaffen kann.

Das glaubt er aber auch nur bis ich an der Einmündung mit dem grünen Blechpfeil bei rot nicht zuerst an der Haltelinie stoppe, nicht zwei Sekunden vor dem Stoppschild warte und mit voll Karacho in der dreißiger Zone um die Ecke schieße. Da schüttelt er nur den Kopf.

„Such dir mal ’ne Parklücke.“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und wähle eine sehr kleine aus.
„Mensch, Mädel, da passt du nicht rein.“, sagt Dieter.
„Doch. Ich suche die Herausforderung. Lass mich mal machen!“

Es wird doch etwas schwerer, als ich gedacht hatte. Dieter erzählt mir von irgendeiner Annegrit, die erst bei einem anderen Fahrlehrer war und immer gesagt hat, dass sie das bei dem aber so gelernt hat.
„Und ich meinte zu ihr, dit is ja alles schön und gut, aber jetzt machste mal genau, was ich dir sage. Und in der Prüfung ist sie dann schön durchgefallen.“ Ich denke, na toll, so eine Story brauche ich ja jetzt. Dabei kurbel ich nach links und wieder nach rechts. Mist immer noch zu weit vom Bordstein weg. Ich muss korrigieren. „Und dann hat sie noch drei Fahrstunden genommen und bei der Prüfung war sie wie ausgewechselt. Und hat bestanden.“

Das klingt jetzt allerdings wieder interessant. Welche Geheimwaffe hatte diese Annegrit?
„Und was war mit ihr? Hat sie heimlich geübt? Oder hatte sie was genommen?“
„Nee. Ganz einfach. Sie hat das in der Prüfung einfach genau so gemacht, wie ich ihr das beigebracht hatte.“
„Ach so. So eine Geschichte ist das. Okay.“
„Mensch Mädel, du passt hier nicht rein! Das schaffst du nicht!“
„Doch schaffe ich, warte. Noch ein Versuch. Ich fahre nochmal raus.“
Ich schaffe es nicht. Vielleicht war die Lücke wirklich zu klein. Ich suche mir eine andere. Eine mit nur einem Auto vorne und keinem Auto hinten. Also eine sehr sehr große Lücke. Und siehe da. Es klappt.
„Na siehste. Geht doch.“

Wir fahren weiter. Dieter raucht. Ich fahre. Es fängt an zu regnen. Ich schalte den Scheibenwischer ein. Irgendwann ist die Stunde rum. Jetzt sind es nur noch zwei Fahrstunden. Der Countdown läuft.

Draußen ist irgendwie auch Tunnel

Den ganzen Tag war es so hell, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass es irgendwann doch dunkel werden würde. Wurde es aber.
„Schnell, schnell, lass mal losfahren, solange es noch ein bisschen Licht gibt!“, sage ich zu Dieter und versuche ihn zu einem etwas temporeicheren Gang zum Auto zu bewegen. „Immer mit der Ruhe, Mädel.“
Wir sitzen im Auto. Ich stelle den Sitz und die Spiegel ein. Dieter hustet. Dann nehme ich meine Tasche vom Rücksitz.

„Dieter. Ich hab was für dich.“
„Für mich?“, frag er sichtlich überrascht.
„Ja, hier. Ich habe dir Toffifees mitgebracht.“
„Oh.“ Er lacht und will sich die Packung nehmen. Ich halte sie aber noch zurück.
„Warte! Ich habe mir das so gedacht: Immer, wenn du mich lobst, dann kannst du eins essen. Und wenn du eine Reihe weg hast, dann darfst du eine Zigarette rauchen.“

Dieter lacht. Dann nimmt er die Packung und legt sie ins Handschuhfach. Na ja, denke ich, vielleicht will er jetzt noch nicht mit dem Loben anfangen und vielleicht will er jetzt auch gerade nichts essen. Ich habe voll Hunger, aber ich fahre erstmal los.

Im zweiten Gang biege ich rechts ab. Dieter sagt: „Ich wäre ja im ersten Gang abgebogen.“
Wir fahren die Sonnenallee runter und es wird langsam dunkel, aber dafür immer voller auf der Straße. Alle fahren, wie sie wollen. Ich bin die Einzige, die beim Spurwechsel blinkt. Den Radfahrern scheint alles egal zu sein. Die Ampeln beachten sie gar nicht. Ich schon und sie werden immer rot, wenn ich komme. Ich stehe also als Erste an der Haltelinie. Ein Smart kommt aus der Seitenstraße und stellt sich quer vor mich. Dieter sagt, das sei typisch Smartfahrer. Dieter sagt oft schlechte Sachen über die Smartfahrer. Smarte seien überhaupt nur halbe Autos. Falls ich mir einen Smart kaufen sollte, dann werde ich das Dieter nicht erzählen. Was soll ich mir denn überhaupt für ein Auto kaufen? Frau Dienstag schickt mir täglich Bilder von Audis und BMWs und natürlich VWs.Und weil ich keine Meinung zu diesen Autos habe – die sehen irgendwie alle gleich aus – zeige ich sie dem Freund. Der sagt dann nur: „Geht gar nicht.“ Auf der Straße gehen wir an einem geparktem Kombi vorbei. „Kauf doch sowas, damit könnte man dann was transportieren.“ Ich sage: „Und Parken?“
Das kann ja noch was werden, dieses Autokaufen. Das hat wohl auch mit Image zu tun. Da soll ich nun mit einem Autokauf entscheiden, ob ich Punk, Popper oder Emo sein will. „Da seh ich dich nicht drin.“, sagt der Freund, als ich ihm den von Frau Dienstag vorgeschlagenen BMW auf der Straße zeige. „Eher sowas.“, sagt er und zeigt auf einen alten Jaguar.

Aber erstmal geht es durch die Nacht. Dieter singt neben mir. Das Radio läuft auch. Dieter singt aber nicht zu dem Lied im Radio, sondern irgendein Volkslied. Ich versuche mich auf den Verkehr zu konzentrieren und überhaupt erstmal den Straßenverlauf zu erkennen. Dann geht es auf die Autobahn. Warum ist die nicht beleuchtet? Dann Tunnel. „Ha, jetzt ist egal, ob man im Tunnel ist, draußen ist irgendwie auch Tunnel.“
„Hmm“, sagt Dieter.

Das mit dem Loben hat er irgendwie auch schon wieder vergessen. Er hat noch gar nichts Nettes gesagt. Zündet sich aber trotzdem eine Zigarette an. Wir reden über Fahrschulen. Und die Preise von Fahrstunden. Ich finde die sind teuer. Dieter findet die sind billig. Na, wenn er die bezahlen müsste, fände er die garantiert auch teuer.

Wir fahren auf die Tankstelle. Wir müssen tanken. Ich will tanken, aber Dieter ist schneller. „Bitte, bitte, lass mich tanken! Ich muss das doch lernen.“ Und dann darf ich und finde es super. Aber im Auto riecht alles nach Benzin. Wie kommt dieses Benzin an meine Hände? „Tanken ist gar nicht so einfach.“, würde Harald jetzt sagen „Unterschätz das Tanken mal nicht.“

Wir fahren und fahren. Es wird immer dunkler. Ich benutze das Fernlicht (blaue Anzeige ist Fernlicht, gelb sind die Nebelteile…) Und langsam denke ich: Eigentlich ist das alles gar nicht so schwer. Da machen die Fahrlehrer ein Bohei um dieses Autofahren und eigentlich ist das doch gar nicht so schwer. Am Ende kann man das und wird darüber lachen, wie blöde man sich am Anfang angestellt hat. Etwas zu lernen ist schon verrückt. Erst kann man eine Sache nicht und dann übt man und dann kann man die und weiss gar nicht mehr, warum man solche Schwierigkeiten damit hatte. Nun sollte einer Lehrerin diese Erkenntnis auch schonmal während der Arbeit in der Schule gekommen sein. Ist sie aber nicht, weil ich leider zugeben muss, dass ich nie das Gefühl habe, dass die Schüler bei mir wirklich etwas gelernt haben. Vielleicht merke ich das nur nicht, aber vielleicht lernen die einfach nichts in meinem Unterricht. Dabei macht Lernen voll Spaß. Ich finde, ich kann jetzt schon Autofahren – auf jeden Fall kann ich es besser, als am Anfang und darüber freue ich mich sehr. Und vor allem – alles gelernt, trotz ohne Lob vom Fahrlehrer.

Mein persönliches Heimlich-Manöver

„Heute ist Aschermittwoch.“, sagt Dieter. Ich mache gerade einen Bilderbuchschulterblick.
„Und, hast du dir was vorgenommen? Willst du Verzicht üben in irgendetwas“, frage ich, weil ich das seit zwei Tagen dauernd im Fernsehen höre. Verzicht üben.
„Ja.“
„Ach echt? Auf was willst du denn verzichten?“ frage ich „Zigaretten?“ und bereue sofort das gefragt zu haben. So ein Hardcoreraucher wie Dieter würde niemals auf Zigaretten verzichten. Ich ja auch nicht. „Und Herr Junkie, wollen Sie bis Ostern nicht mal auf Ihren Stoff verzichten?“

Ich rudere sofort zurück: „Nee, nee, Spaß, Zigaretten nicht, wa?“
„Weißte“, sagt Dieter „ich lebe jeden Tag so, als wenn es mein letzter wäre.“ Darüber muss ich erstmal nachdenken. Außerdem soll ich gleich rechts abbiegen. Also sage ich darauf gar nichts. Dieter lebt also jeden Tag so, als sei es sein letzter Tag. Und an seinem letzten Tag auf der Erde würde er also mit mir im Auto durch Tempelhof gurken …. echt jetzt, ja?

Also wenn ich nur noch einen Tag hätte, dann würde ich bestimmt nicht neben Dieter sitzen und dreimal hintereinander rückwärts einparken und jedes Mal zu weit vom Bordstein zum Stehen kommen. Wenn ich nur noch einen Tag hätte, dann bräuchte ich ja auch keine Fahrstunde. Dann würde ich einfach so fahren, denn, selbst wenn sie mich dann ohne Führerschein erwischen würden… was sollte denn dann passieren?

Ich finde nicht heraus, worauf Dieter verzichten möchte und frage auch nicht weiter nach. Ich soll einparken. Beziehungsweise soll ich mir erstmal eine Parklücke suchen: „Such dir mal eine Parklücke.“ Das mache ich. Die ist nicht schön. Die auch nicht. „Da war eine. Oder da.“ Dieter schüttelt den Kopf. „Warum nimmst du nicht die?“ Erst sagt er, ich soll mir eine aussuchen und dann… alles was ich mache ist falsch.

Ich parke. Mehrmals. Jedesmal stehe ich zu weit vom Bordstein weg. „Mach das doch einfach wie ich sage.“, sagt Dieter. Ich lege den ersten Gang ein, rolle nach vorne. Wie war das nochmal? Eine viertel Drehung nach rechts und dann eine halbe Drehung nach links. Oder erst links und dann rechts? Scheiße, ich weiß es nicht mehr.

Dieter schüttelt den Kopf: „Was kurbelst du denn da so? Viel zu schnell gelenkt. Na toll, jetzt bist du schon wieder auf dem Bordstein. Warum machst du das nicht einfach wie ich sage?“

Ich versuche es nochmal. Ich weiß nicht mehr was er gesagt hat. Er schüttelt wieder den Kopf und seufzt.

„Ich weiss nicht mehr wie das ging.“
„Aber ich habe dir das schon so oft gesagt. Aber wenn du das nie so machst wie ich sage. Wenn du das immer so machst wie du denkst…“

Jetzt reicht es mir: „MEINST DU ETWA ICH MACHE DAS MIT ABSICHT FALSCH? MEINST, DU ICH WILL DAS NICHT LERNEN?“

Dieter wird etwas kleinlaut, weil ich wirklich laut werde. „Keine Ahnung, du machst ja nicht, was ich sage.“

„WEIL DAS SO NICHT FUNKTIONIERT!!! DU KANNST MIR DAS 10 000 MAL SAGEN. ICH LERNE DAS NICHT DAVON, DASS DU MIR DAS IMMER WIEDER SAGST. ICH MUSS DAS ÜBEN! ICH MACHE DAS DOCH NICHT MIT ABSICHT IMMER WIEDER FALSCH.“

„Na, du bist ja auch immer so hektisch und ungeduldig. Anstatt dich zu entspannen und alles in Ruhe zu machen.“

„WIE SOLL ICH MICH DENN ENTSPANNEN, WENN DU MICH DIE GANZE ZEIT ANMECKERST?“

„Hä? Ich meckere doch gar nicht.“

„WAS??? DU MECKERST DIE GANZE ZEIT!!! DU TUST DIE GANZE ZEIT SO, ALS SEI DAS BEI MIR SOWIESO ALLES HOFFNUNGSLOS! DU KÖNNTEST MICH JA AUCH MAL LOBEN, WENN ICH ETWAS RICHTIG GEMACHT HABE!“

„Warum soll ich dich loben? Reicht doch, wenn ich dir sage, was du falsch machst.“

Oh Mann, Dieter. Nicht gemeckert ist genug gelobt, wa? Und dann erkläre ich ihm, dass Lob wichtig ist. Er will es nicht einsehen. „Wenn ich die Schüler in den Himmel lobe, dann denken die doch, dass sie alles schon könnten.“
„Keine Angst, das denke ich auf keinen Fall und von „in den Himmel loben“ bist du ja noch sehr weit entfernt. Aber du könntest ruhig mal sagen, dass ich irgendwas schon besser mache als vorher.“

Ich bleibe bei meinem Standpunkt, dass Lob zum Lernen gehört und auf jeden Fall zu meiner Entspannung beitragen würde. Dieter findet Lob unnötig und ich sei die erste, die danach verlangt. Dann erzählt er mir aber, wie ihn sein Chef lobt und, dass sich das gut anfühlt.

„Muss er aber nicht. Ich weiss ja, dass ich ein guter Fahrlehrer bin.“
„Ja, aber fühlt sich doch trotzdem gut an, oder nicht.“
„Aber ich brauche das nicht.“
„Aber fühlt sich trotzdem gut an, oder?“

Ich rede mit Dieter wie mit einem verstockten I-Kind. Und worüber eigentlich? Das Lob beim Lernen nicht schadet, wie er denkt. Absurder geht es ja wohl gar nicht. „Dieter, versuch es doch einfach mal. Vielleicht wirst du ein noch besserer Fahrlehrer, wenn du ab und zu lobst.“

Ich blinke und fahre aus der Parklücke. Den größten Part dieser Diskussion habe ich lautstark geschrien. Dieter zündet sich eine Zigarette an. Ich verschalte mich und wechsele den Fahrstreifen ohne zu blinken. Wütend sollte man nicht Autofahren. Das war immer eine Antwort bei den Prüfungsfragen. Wütend soll man nicht fahren. Ich bin eigentlich nicht wütend. Ich bin erleichtert. Zufrieden. Irgendwie befreit. Wir fahren stumm durch die dreißiger Zone.

„Mann, ist das heute voll hier.“ sagt Dieter.
„Ja, ziemlich voll heute.“, sage ich. Die Sonne scheint durch die Scheiben und blendet uns.

Im Würgegriff

Als ich den letzten Eintrag geschrieben habe war ich noch voll der Killer. Wirklich! Ich war sogar voller Vorfreude, Dieter endlich mal die Meinung zu geigen. Und dann gestern… der Tag der Fahrstunde… kurz vorm Showdown…

… da war irgendwie alles anders. Ich war so dermaßen überhaupt nicht mehr der Killer. Eher so klein und luschig. Mit leichten Kopfschmerzen und meinem kaputten Schirm bin ich im Nieselregen zur Fahrstunde gelatscht. Geschlichen. Und der Wind hat den Schirm immer wieder umgestülpt und die Brille wurde nass, und überhaupt. Als ich dann Dieter gegenüber saß, da war ich ein Haufen Elend. Über eine Stunde Autofahren vor mir, keine Lust dazu und keine Energie, Dieter irgendwas zu sagen. Irgendwas – außer: „Hier die 50 Euro.“

Ich dachte: Scheiß auf die Sonderfahrten. Scheiß doch auf – schnell die Prüfung machen, scheiß auf alles. Und dann der Dieter aber plötzlich: „Ich hab mir jetzt mal Freitag und Samstag für die Beleuchtungs- und die Autobahnfahrt freigehalten.“

Ich so: Hä? Echt jetzt? Er so: ja.

Und dann wußte ich gar nicht, was ich machen sollte. Auf der einen Seite will ich wirklich nicht mehr bei Dieter sein. Aber jetzt habe ich ja schon die Termine für die Sonderfahrten und die sind ja noch die große Hürde vor der Prüfung. Wenn ich jetzt zu Murat wechsel, dann hat der vielleicht gar keine Termine für die Sonderfahrten und dann dauert der ganze Mist noch länger. Und wer weiß denn schon, ob es bei Murat besser wird. Das denke ich doch nur. Wissen tue ich das nicht. Und vielleicht ist Dieter einfach mein Schicksal. Vielleicht habe ich Dieter irgendwie verdient. Ich bin ja nicht immer nett. Manchmal stehe ich zum Beispiel in der U-Bahn nicht auf, wenn eine ältere Person neben mir steht. Und ich sage immer, dass ich ja auch mal den Boden saugen könnte, aber dann mache ich das nie. Und ich habe auch gesagt, dass ich die Klamotten, die schon seit letztem Jahr aussortiert sind in den Altkleidercontainer bringe und die liegen immer noch im Schlafzimmer. Nur sagen reicht ja nicht. Vielleicht ist das jetzt der Lohn, also die Strafe. Die Konsequenz auf mein inkonsequentes Verhalten ist Dieter.

Vielleicht sagt das Schicksal mir: Jetzt stell dich mal nicht so an und bleib bei Dieter. Du kannst auch nicht immer alles haben. Dir geht es doch viel zu gut im Moment. Dieter ist deine Herausforderung. Deine Challenge. Deine persönliche Krise, an der du dich reiben und, die du mit einem: Wir schaffen das! – bewältigen musst.

Dieter ist wie Zigaretten, wie eine ungesunde Beziehung – ich komme vielleicht einfach nicht weg von ihm.

Das dachte ich gestern. Und heute – auf dem Weg zur Fahrschule – wieder mit leichten Kopfschmerzen – hoffentlich ist das nur das Wetter und kein Tumor – da denke ich: Oh nee, jetzt gleich wieder Dieter. Ich wechsele doch noch. Ich halte diese Sonderfahrten mit Klappergebiss nicht aus. Und dann sagt Dieter: Der Murat ist krank. Richtig krank. Und ich denke – na, dann kann ich ja gar nicht wechseln.

Und dann fahren wir zum TÜV und Dieter holt bei den Frauen am Tresen meinen Prüfungstermin, während ich auf dem Klo bin.
Au Backe, jetzt habe ich einen Termin. 26.2. In 17 Tagen habe ich meine praktische Führerscheinprüfung. Ich glaube es hilft alles nichts. Ich bleibe bei Dieter.

Dieter, zieh dich wärmer an!

Bestanden, bestanden, bestanden! Und nicht nur bestanden – auch noch mit 0 Fehlern! Lalalalala!
Mit stolz geschwellter Brust latsche ich zur Fahrschule. Dieter wird Augen machen, wenn ich ihm mein Einser-Abi vorlege. Ha! Das hätte der mir nie zugetraut. Der dachte doch, dass ich mich erst in ein paar Wochen zum TÜV traue.

Dieter sitzt hinterm Tresen, ich davor. Ich schiebe meine 50 Euro rüber und dann den schriftlichen Nachweis für meine bestandene Prüfung.
Er nimmt ihn, liest und ich warte. Na los, sag was! Los Dieter, sag was!
Er legt den Zettel auf den Kopierer und sagt: „Streber, Streber. Hast du den Prüfer bestochen?“

Wie bitte? Streber? Das ist alles was der zu mir sagt? Ich glaub’s ja nicht. Der spinnt wohl. Was ist er denn für ein Lehrer. Das sollte ich mal wagen, meinen Schülern nach einer bestanden Prüfung nicht aus vollen Herzen zu gratulieren und sie über den grünen Klee zu loben, sondern nur ein abfälliges Streber, Streber rauszuhauen. Wo hat er denn seinen Fahrlehrerausbildungsschein gemacht? Haben die ihm da nicht beigebracht, dass man seine Schüler auch loben muss?

Ich frage wieder nach den Sonderfahrten: „Dieter, was ist jetzt mit den Sonderfahrten?“ Er meinte ja, dass wir die dann angehen, sobald ich die schriftliche Prüfung bestanden habe und besser als mit 0 Fehlern geht ja gar nicht. Aber Dieter weicht aus und während der Fahrstunde behandelt er mich so, als könnte ich gar nichts. „Mensch Mädel… mach doch doch einfach was Dieter sagt, so wird das nichts, so können wir keine Sonderfahrten machen usw.“ Ich gehe völlig demotiviert nach Hause.

Aber was du nicht weisst, lieber Dieter: Morgen bist du fällig! Morgen gibt es erstmal eine kleine Ansprache an dich. Ich hab doch nicht die Fahrschule gewechselt, um jetzt wieder neben so einem Harald zu sitzen, der meint, ich könnte gar nichts. Langsam reicht mir das. Ich werde ihm sagen, dass ich von ihm erwarte, dass er mich lobt und motiviert und mir nach der Stunde genau sagt, was ich noch lernen muss. Nein, das soll er mir vor der Stunde sagen und wenn ich während der Stunde wieder Fehler mache, dann möchte ich eine genaue Fehleranalyse nach dem Unterricht. Und ich will hören, wieviele Stunden ich noch brauche und wann wir in der kommenden Woche die Sonderfahrten machen und dann soll er sich auch das „Mensch Mädel“ abgewöhnen! Und wenn er das alles nicht macht, dann gehe ich zu seinem Kollegen und sage, dass ich wechseln will und wenn der das nicht will, dann gehe ich sofort in die nächste Fahrschule und melde mich da an. Berlin hat ja nicht nur zwei Fahrschulen.

Mittlerweile glaube ich, dass die Fahrlehrer mit den älteren Fahrschülern immer Probleme haben, weil die sich nicht dieses ganze typische Fahrlehrergeschwätz und diese jovial-sexistische Idiotenart bieten lassen, wie die 18jährigen. Die jungen Peoples sind ja solche Idioten und die harten Ansprachen gewöhnt, aber jemand mit fast 50 läßt sich doch nicht eine Stunde lang anmeckern und Mensch Mädel nennen und zahlt dann auch noch 50 Euro dafür. Wir sind doch nicht in Shades of Grey!

Morgen, morgen bist du fällig Dieter. Ha, darauf freue ich mich. Schließlich ist der Kunde immer noch König!