Regen, Regen, Regen – ich bin dagegen.
Na, das war ja mal ein trüber Tag. Den musste ich mir aber mal so richtig mit einer vollen Ladung Unterricht versüßen. Zunächst: meine Klasse. Die hatten neulich bei einem Kollegen das Voll-Chaos-Programm veranstaltet und deshalb Gesprächsbedarf in meiner Kunststunde. Wir haben diskutiert und sie waren sich einig: So kann und soll es nicht weiter gehen. Montag haben sie dann einen eigenen Sitzplan für Kollegens Unterricht gebastelt und siehe da: Es wurde eine Superstunde. Alle waren begeistert. Vor allem icke. Darum gab es heute Lob und Milde von mir. In Englisch gab es dann endlich die Arbeiten zurück und die bange Bitte, dass sie doch ihr gutes Verhalten im Unterricht des Kollegens heute noch mal wiederholen sollten. „Frau Freitag, wir haben uns gestern sooo gut benommen, deshalb müssen wir jetzt in Englisch stören.“ Nix da!
Leider hatte Günther mal wieder nichts mitbekommen von den ganzen Unruhen. Während sich seine Klasse abmühte, Lösungen zu finden, wie sie sich im Unterricht besser benehmen können, lag Günther gemütlich im Bett. Als die Traumstunde des Jahrhunderts lief, pofte er auch noch im Flahflahland und heute kommt er dann mal wieder zur Schule und benimmt sich wie gewohnt beim Kollegen daneben. Der ganze Änderungsprozeß ging ja an ihm vorbei. Er dachte nur: Ah, wieder dieser Unterricht, da stören wir ja immer alle. Und prompt flog er raus. Seine Mitschüler hätten ihm aber auch erklären können, dass seit Mittwoch dort nicht mehr gestört wird. Wie sollte er das denn wissen.
Dann mühte ich mich noch rechtschaffend mit einer siebten Klasse ab. Wer hat diesen abgebrochenen Stöpseln eigentlich gesagt, dass sie cool seien? Wer denken sie, wer sie sind? Mit einer Mischung aus Milde, Interesse und extremer Kindergärtnerinnenstimme habe ich sie dann so lange eingelullt, bis sie sich wieder wie normale Zwölfjährige benahmen und lieb gezeichnet haben.
In Englisch mit der anderen Achten war ich soooo müde, dass wir nur so ein bisschen halbgaren Unterricht gemacht haben. Die Luft in meinem Raum war auch schon von den überdrehten Siebten weggeatmet. Die Achten und ich hingen in den Seilen. Dankbar hörten sie mir am Ende der Stunde zu, als ich ausufernd die Lachmadschun Geschichte von Frl. Krise zum besten gab, um mir dann endlich mal die Information aus den muslimischen Küchen zu holen, die ich schon seit ein paar Wochen haben möchte.
Meine Frage war: „Schmeißt ihr zu Hause nie was weg? Esst ihr alles Essen immer auf? Wegen haram und so. Was ist mit dem Essen, das übrig bleibt?“
Ali: „Nein, wir tun das in einen großen Topf und der kommt in den Kühlschrank und das essen wir dann am nächsten Tag.“
Rania: „Mein Vater isst immer alles auf.“
Momo:“Bei Brot, da kannst du drei Mal küssen und dann darf man das auch wegschmeißen.“
Das hatte ich auch schon mal gehört. Das mit dem Küssen. So habe doch wenigstens ich am Ende des Schultages noch etwas gelernt.