Türkschland

„Frau Freitag, für wen sind Sie?“

„Deutschland.“

„Und wer meinen Sie gewinnt?“

„Deutschland. 2:1“

„Bitte alle Sachen vom Tisch, ihr braucht nur einen Stift. Ich erkläre jetzt erstmal die Aufgaben. Nein, bitte jetzt nichts fragen.“

„Bitte Namen und Datum, ja, Name auf jedes Blatt.“

„Nein, keine Fragen jetzt. Jetzt wird geschrieben. Ruhe. Schhhhh. Nicht mehr sprechen. Sercan, shhhhh.“

„EIIIIINNNE BIENE, EINE BIENE!!!!!!“

„Tschüß, schöne Ferien, Tschüß schöne Ferien, Tschüß Abdul, schöne Ferien, Tschüß Ronnie, schöne Ferien…“

Lehrerzimmer: Yeaaaaaahhhh, Herbstferien!!!!

Und jetzt schön vollgefressen auf der Couch, neben mir hängt Frl. Krise in ihrer typischen halbaufrechten Position und quatscht mit dem Freund übers Bloggen. Herrlich. Frau Dienstag ist auf irgendeinem Public Viewing Ding. Wahrscheinlich ganz furchtbar.

Oh Mann Jungs, jetzt haut doch mal den Ball rein. Die erste Halbzeit ist fast vorbei und fast das ganze Spiel ist die Action nur vor dem Türkentor. „Aber dass sie Özil auspfeifen…“ sagt der Freund  „…das geht nicht.“ Und das finde ich auch. Aber noch mal Danke, dass das Spiel nicht in der Schulzeit ist.

Toooooooooorrrrrrr!!!!!!!!!! Danke Klose!!!!!! Der Pole war’s!!!!

Was bin ich?

Frl. Krise hat Recht, vielleicht fetzt das Mannsein doch nicht so. Ich habe auch schon überlegt, wieder Frau zu werden, aber dann kommen doch die ganzen Probleme wieder. Feriendepression, Langeweile, schlechte Gewissen wegen irgendwas, Schuldgefühle – fühle mich grundsätzlich für alles verantwortlich ergo schuldig, wenn was nicht gut läuft…

Sorry, Rücktransformation ins Weibliche geht also momentan gar nicht. Aber als Mann… irgendwie auch nicht immer super. Irgendwie dröge und wenn man sich mehr als eine Woche nicht wäscht – weil: wieso denn, man wird ja eh wieder dreckig – dann fängt es überall an zu jucken. Vor allem auf dem Kopf.

Also, ich fasse zusammen: Mannsein – langweilig, Wiederfrauwerden- geht auch nicht… Jugendlicher oder Kind sein – ist doch wie Knast, nein danke.

Heute bin ich mal eine Thuja-Hecke. Angewurzelt stehe ich vor dem kleinen Einfamilienhaus, schon seit Jahren friste ich hier mein Leben. Und heute ist schön, denn heute regnet es. Es gibt Trinken…super, wir hier im Vorgarten waren alle schon ganz ausgetrocknet

Der Freund sagt: „Vielleicht solltest du mal ne Dusche nehmen und noch mal überlegen. Vielleicht kommst du dann raus und denkst…Ja, Mannsein fetzt. Und zu Thuja-Hecken würde mir auch gar kein Video einfallen.“

Ich sage nur: Video – null problemo…

Frl. Krise, was geht?

Kann man Handys eigentlich abstellen, oder ist man dann weg? So völlig überzeugt bin ich von der Notwendigkeit der Dinger immer noch nicht.

Was hat der Mann sonst heute erlebt? Eigentlich nicht viel. Als Mann macht man ja eigentlich auch nicht immer Weltbewegendes. Na ja, so Männersachen macht man halt. Habe ich ja schon von berichtet. Hat sich von gestern auf heute auch nicht viel geändert. Aber ich mache mir Sorgen um Frl. Krise – Mitgefühl…noch so ein Restgefühl aus meiner Zeit als Frau.

Frl. Krise dreht irgendwie durch. Erst will sie Feldarbeit, dann rennt sie weg, dann will sie Detektiv werden und nun stellt sie eine reduzierte Hirntätigkeit fest. Frl. Krise, wenn Sie das hier lesen, kann ich Ihnen nur einen Rat geben: Machen Sie es wie ich – werden auch Sie ein Mann. Mann muss überhaupt nicht mehr nachdenken! Es ist super als Mann. Mann macht nie was falsch. Mann hat immer Recht. Mann ist nie schuld an irgendwas. Mannsein fetzt echt. Mach mal auch Frl. Krise. Wir können uns dann in Kneipen treffen und nicht über Gefühle sprechen. Wir können uns einfach treffen und müssen überhaupt nicht mehr sprechen. 200 Wörter am Tag, ach was sag‘ ich – am Wochenende reichen völlig aus.

Lass mal hören Frl. Krise…biste dabei? Und wenn es uns vielleicht doch zu langweilig wird, dann werden wir wieder Frau. Oder wir werden irgendein Tier. Ich werde Affe.