Der erste Schultag, immer wieder ein Genuss

Geschafft, der erste Schultag ist geschichte. Und was für eine. ..

Ich komme mir vor wie einmal Vollwaschgang, Schleudern und dann aus dem vierten Stock auf die Straße geschmissen. Verschwitzt, dehydriert und völlig verwirrt. Erste Stunde mit meiner Klasse.  Stundenplan ansagen, neue Lehrer, neue Räume, neue Kurseinteilung, neue Fächer. Alles dauert, kaum einer hat irgendwas dabei „Tschüch, ich dachte heute is‘ noch nicht so richtig.“ „Ich schreib den Plan dann von ihr ab…“; „Zeugnis – oje, hab ich vergessen…“ „Wieso haben wir heute Sport?“ – Ich habe extra den Tafelanschrieb vom letzten Schultag nicht weggewischt. Da steht: Der Unterricht beginnt in der zweiten Stunde. Alle brauchen ihr Sportzeug. Ich hätte sie doch alle nochmal anrufen sollen. Und seit wann muss man sein Zeugnis vorzeigen? Seit der ersten Klasse!!!!!!

Nicht aufregen…sie sind halt so. Wer hatte mir versprochen, dass sie in der Neunten ganz anders sind. Ge- aber leider noch nicht erwachsen.

In der zweiten Stunde zehnte Klasse. Gefühlte 40 Leute betreten den Raum und es werden immer mehr: „Ich bin auch noch hier.“ „Du stehst aber nicht auf der Liste.“ „Ich bin hier neu und die im Büro haben mir gesagt, dass ich zu Ihnen soll.“

Okay, Materialliste – abschreiben! Hier die erste Aufgabe für heute. Vorlesen! Hier sind Blätter. Anfangen! „Ich habe keinen Bleistift.“

„Ich hab‘ kein Bleistift.“ „Ich hab auch keinen.“ „Ich auch nicht“….

„Leute, warum habt ihr keine Arbeitssachen mit?“ „Wir wußten ja nicht…“ „Wir dachten…“

Ein eher schleppender Anfang. Aber schon leiser als in meiner Klasse. Nach der Stunde erstmal rauchen und dann meine erste Freistunde. Fachlehrerkollegen, ohne Klasse und somit ohne Sorgen, kommen frisch erholt auf mich zu „Haste mal?“ „Kannste mal?“ „Weißte mal?“ Ich apathisch in meinem Stuhl. Plötzlich kommt ein Kollege: „Frau Freitag, du hast eine neue Schülerin, die steht draußen, komm mal.“ Ich zur Schülerin: „Ja hallo, blah blah blah blah hier sind zwei Jungs aus deiner neuen Klasse. Nemmt sie mal mit. Seid höflich!“

Zurück ins Lehrerzimmer. Ich will mich entspannen! Kommt Daniela (nix Emo geworden, eher Disco): „Frau Freitag, wir haben Informatik, aber der Lehrer sagt, wir haben nicht bei ihm…“ Ich: „Wartet mal, ich checke mal.“ Mist der Stundenplan ist im Klassenzimmer: “ Kommt mal mit.“ Auf dem Weg wird die Schülerscharr immer größer, auch Schüler anderer Klassen gesellen sich zu uns. „Was ist denn mit euch?“ „Wir haben auch Informatik.“

Erst Klassenraum, dann Vertretungsplan, dann Erkenntnis – die Schüler haben eine Freistunde. Wie ich ja eigentlich auch. Ich gehe über den Hof, steuere das Lehrerzimmer an. Ich will Kaffee.

Dann das große Chaos: Schreiende Schüler rennen auf mich zu: „Alle sagen wir haben jetzt Mathe und dann Geschichte, aber auf dem Plan stand doch, dass wir Musik haben.“ Ich zurück zum Klassenraum – scheiße, habe ich ihnen den Stundenplan falsch angeschrieben. Sie haben Montags eine Stunde mehr. Sie beschweren sich, meckern. Ich „Dafür habt ihr heute nach der sechsten Schluss habe ich gerade erfahren.“ Sie meckern trotzdem.

Plötzlich steht ein Schüler an meinem Raum, ich will gerade abschließen: „Frau Freitag, ich bin auch in ihrer Klasse.“

Ich „?????“

Er „Ja, doch, in echt…“

Ich „Whatever, schreib dir den Stundenplan ab.“

Die Freistunde ist fast vorbei, noch schnell eine rauchen und dann Doppelstunde Acht. Neue Gruppe. Ich bad Cop und good Cop in einer Person, halte ich aber gerade mal für zwei Stunden durch. Schüler drehen nicht durch, noch nicht. Ich hab‘ sie ganz gut gefoppt. Sie denken: Wer weiß, vielleicht ist sie streng….mal lieber noch nicht soviel Scheiße bauen. Dann halb eins habe und bin ich fertig.  So fertig, dass ich erst um drei aus der Schule komme und auch jetzt noch nicht regeniert bin.

Wenn der erste Tag so anfängt, wie wird es dann erst morgen? Da habe ich nämlich acht Stunden und noch nichts vorbereitet…

Morgen

Der letzte Ferientag ist ja wohl der traurigste Tag im ganzen Jahr. Fragen über Fragen:

Habe ich mich wirklich genug erholt? Habe ich die Ferien voll ausgenutzt? Warum habe ich wieder nicht, wie eigentlich geplant, das gesamte erste Halbjahr vorbereitet? Haben die anderen das gesamte erste Halbjahr vorbereitet? Warum habe ich keine neue Sprache gelernt? Hätte ich nicht genügend Zeit gehabt? Fühlen sich die anderen auch so wie ich mich fühle?

Wie wird das neue Schuljahr? Wie werden die Schüler drauf sein? Hungrig? Werden die Jungen in meiner Klasse größer sein als ich? Haben sie sich völlig verändert? Wird Daniela jetzt ein Emo? Haben sich die Schüler in den Ferien erholt, gelangweilt, miteinander getroffen? Werden die Kollegen genauso irre sein, wie vor den Ferien? Wie werden die neuen Kollegen sein? Nett? Doof?

Wie wird mein Unterricht dieses Jahr? Gut? Schlecht? Langweilig? Anstrengend? Überflüsssig? Bedeutsam? Wie werde ich mit meinem neuen Stundenplan zurechtkommen? Bin ich die einzige mit neun Freistunden? Warum bereite ich mich immer erst am letzten Tag der Ferien auf den Unterricht vor?

Freue ich mich auch ein wenig auf morgen? Warum habe ich das Gefühl, mich nicht auf morgen zu freuen? Mag ich meinen Beruf nicht? Lüge ich mir hier einen zurecht, wenn ich schreibe, dass ich gerne Lehrerin bin? Geht es nur mir so? Bin ich depressiv? Oder nehme ich mich nur zu wichtig?

Und schließlich die wichtigste aller Fragen: Wann sind die nächsten Ferien?

Ein Hoch auf die eine Weltreligion!

Ha, ich hab‘ was sehr Schönes gefunden:

Nach dem Gesetz wird Fasten als Enthaltung (imsak) von bestimmten Tätigkeiten definiert: Verzehr von irdischen Substanzen und Speisen sowie Getränken, Rauchen, Geschlechtsverkehr, Trunkenheit und Irrsinn.

1. Also, wehe dem, der am Montag auf dem Hof beim Rauchen erwischt wird…und mir dann in der nächsten Stunde vorjammert, er könne nicht am Sport teilnehmen weil er faste.

2. Trunkenheit – ich bin verwirrt, Alkohol ist doch gar nicht erlaubt, oder hab‘ ich da was falsch verstanden?

3. Geschlechtsverkehr ist verboten…nun ja, damit habe ich dann selbst als Lehrerin weniger zu tun…aber man soll sich dem Irrsinn enthalten!!! Wunderbar! Das werde ich der siebten Klasse, die ich in der achten und neunten Stunde in Kunst habe gleich schriftlich geben! „Jungs, Koran sagt: kein Irrsinn während Fasten!“

Zum Fasten ist jeder Muslim verpflichtet, der in vollem Besitz seiner Geisteskräfte (‚aqil), volljährig (baligh) und körperlich dazu imstande (qadir) ist. Das Fasten eines Minderjährigen mit Unterscheidungsvermögen (mumayyiz) ist ebenfalls gültig.

4. Ah, da haben wir es- meine Schüler sind überhaupt nicht verpflichtet zu fasten…kein einziger befindet sich im vollen Besitz seiner Geisteskräfte.

Neben diesen praktischen Aspekten der Fastenpflicht gibt es mehrere ethisch-moralische Komponenten, die der Muslim im Ramadan zu beachten hat. Unbedingt zu vermeiden sind üble Nachrede, Verleumdung, Lügen, Beleidigungen aller Art, ferner solche Handlungen, die zwar nicht verboten (expressis verbis) sind, die aber Unachtsamkeit in sich oder bei anderen erregen könnten.

Super, das liest sich ja wie meine Klassenregeln. Und wenn das auch noch im Koran steht, dann kann ja in den ersten Wochen nichts schief gehen. Da ich ja fast nur Hardcore- Moslems unterrichte, werden die sich ja wohl besonders doll an diese Regeln halten. Und wenn nicht, bekommen die die von mir höchstpersönlich auf die Stirn tätowiert (im Kunstunterricht – verbuche ich unter Grafik).

Also wenn ich es mir recht überlege freue ich mich jetzt doch auf Montag. Stimmt schon, dass die Religion in Sinnkrisen hilft. Danke lieber Koran! 

Der Countdown läuft

Ich vergehe in Selbstmitleid. Von allen Seiten kommt noch mehr Leid und Gejammer dazu. Frau Dienstag, die Arme muss schon morgen hin. Frl. Krise ist aus Afrika zurück, gerade heute. Die nutzt die Ferien immer optimal aus, klagt dann aber: „Ach, ich bin so müde, Afrika war so anstrengend, ich brauch glatt nochmal drei Wochen Ferien.“

Aber ich habe es besonders schlimm, denn nicht nur, dass die Schule wieder anfängt…jetzt fällt mir auch noch ein, dass die lieben Kleinen schon wieder fasten. Und mir ist so, als hätten die gerade erst angefangen mit dem nix-essen.

Das kann ja heiter werden. Nicht nur, dass die mit ihrer schlechten Laune wieder in den Unterricht kommen, völlig unausgeschlafen „isch kann mischnischt umgewöhnen, vallah“, dann werden sie jammern wegen Hitze „warum haben sie kein Klima, is zu heiß hier, wann gibs hitzefrei?“ und jetzt auch noch meine Lieblingssäule des Islams, das Fasten „isch kann nicht mitmachen, ich hab nix gegessen…“ und dann die Mode, jetzt tragen doch alle diese superkurzen Hotpants. Hat schon jemand beobachtet, ob die Schüler das auch machen? Ist mir vor den Ferien noch nicht so aufgefallen, aber jetzt sehe ich das ganze reingewurste überall. Ich will das nicht. Die Hosen sollen nicht so kurz sein. Ich bin sowieso für eine Schuluniform und für Zwangsernährung während Ramadan.

Aber die sollen mir mal mit „ich faste“ kommen, dann werde ich ihnen aber auch was erzählen. Ich werde mich gleich mal schlau machen, wie sich das mit den übriegen Verhaltensregeln während der Fastenzeit verhält und die werde ich ihnen dann solange vorhalten, bis sie entweder nicht mehr vom Fasten sprechen oder freiwillig mit dem Fasten aufhören.

Aber ein winzig kleiner Teil von mir freut sich auch auf die Schüler. Neulich habe ich vom Lieblingsschüler geträumt, wir waren zusammen bei einem Vortrag – irgendwas Politische – und er war voll dick! Sah gar nicht mehr gut aus! Ich bin vor Schreck aufgewacht. Ein Alptraum.

Oh, no nur noch fünf Tage

Nur noch fünf Tage Ferien…Scheiße…wo sind die Tage hin? Wo sind diese sechs Wochen? Waren es wirklich sechs Wochen? War die Zeugnisausgabe nicht letzte Woche?

Als ich aus dem Urlaub kam rief mich Frau Dienstag an: „Frau Freitag, hast du schon gehört, wegen der Schweinegrippe hat das Schulamt die Ferien um eine Woche verlängert, die wollen erstmal die Inkubationszeit abwarten, von den Leuten, die zurückkommen….“

Ich: „Yeeeeeeeaaaaaahhhhhhh.“

Sie: „Schpaaaaß!!!“

Ich – tiefste Depression, denke: wie kann die soooo gemein sein?

Immer heißt es in Mexiko oder sonstwo: Wegen blah blah blah bleiben öffentliche Gebäude und Schulen bis auf weiteres geschlossen. Bis auf weiteres bleiben die Schulen geschlossen!!!!! Wie gerne würde ich den Satz in der Tagesschau hören.

„Aber Frau Freitag…ich dachte Sie lieben ihren Beruf soooo. Warum jetzt das Gejammer?“

Ja, ich liebe meinen Beruf, ich bin gerne Lehrerin, sehr sehr gerne, aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich gerne zur Schule gehe, vor allem nicht, wenn ich gerade sechs Wochen Ferien hatte und mich so schön an diesen, ich muss gar nichts-Modus gewöhnt habe…

Ich werde erstmal fernsehen…Ablenkung!!!

Bald sind die Ferien vorbei

Binz-Amerika, Amerika-Binz…ist es nicht eigentlich egal, wo ich im Urlaub war?Vielleicht habe ich ja in Amerika soviel Geld ausgegeben, dass ich mir jetzt suggeriere, dass ich einen ganz sparsamen Urlaub in Binz verbracht habe. Liebe Leser, sucht euch doch das aus, was euch besser gefällt. Die Ferien sind sowieso bald vorbei und dann geht das richtige Leben wieder los. Endlich!

Bald ist wieder Schule. Sechs Wochen reichen doch eigentlich auch dicke. Bei mir mischt sich Vorfreude mit extremer Unlust. Macht wenig Sinn, ist aber so. Nach langjähriger Erfahrung habe ich festgestellt, dass man spätestens am Mittwoch wieder voll drin in, im schönen Schulalltag und sich durch das neue Schuljahr strampelt. Nach etwa zwei Wochen setzt dann der Alltag ein, dann ist das Klassenbuch vorgeschrieben, die Kurslisten sind in die Kursbücher übertragen und die Arbeitspläne für das erste Halbjahr sind bei den Fachbereichsleitern abgegeben. Man kennt die Schüler, hat auch schon mit einigen Eltern telefoniert und raucht mit neue Kollegen. Ich freue mich sehr auf neue Kollegen. Stets bin ich zur Stelle, wenn sie unwissend im Weg stehen und nicht wissen, wo das Büro ist, wie man die Fehlzeiten dokumentiert, mit wem sie sich gut stellen und wem sie aus dem Weg gehen sollten. Hoffentlich bekommen wir auch ein paar von diesen armen Referendaren. Spiegelt sich doch in deren Ausweglosigkeit meine Erfahrung. Zeigt sich doch in jeder ihrer verkackten Desasterstunden meine Routine. Mit wohligem Schauer im Rücken höre ich mir immer gerne ihr Leid an, erinnere mich dunkel an mein eigenes Referendariat und gebe ihnen mit großer Freude den einen oder anderen unbrauchbaren Tipp. Versteht mich hier nicht falsch, ich helfe ihnen wirklich gerne, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Hilfe von den Kollegen, zwar gut gemeint, aber oft für den Arsch ist. Ich kann nur hoffen, dass alle Referendare rauchen, sonst wird das mit der Kommunikation eher schwierig.

Was macht der Lehrer nun so kurz vor Ferienende. Vor ein paar Jahren läge ich bereits jetzt in einer schweren Depression, hätte schon mehrfach versucht das gesamte Halbjahr zu planen. Mein Schreibtisch wäre übersät mit halbherzig geplanten Unterrichtsentwürfen. Nachts wäre ich panisch aufgewacht: ich musss, ich musss, ich musss, oh gottohgottohgottt, ich packe das nicht….

Heute, erfahren und abgebrüht sortiere ich Fotos auf meinem Computer, gehe nachmittags Baden und abends ins Kino.

Hier also ein wertvoller Tipp an alle Junglehrer. Geht mal schnell schwimmen, diese ganze Panik und vor allem die Unterrichtsvorbereitung bringt rein gar nichts. Die beste Vorbereitung auf ein neues Schuljahr ist und bleibt die Erholung. Sonntagabend dürft ihr ein wenig schlechte Laune bekommen und Montag Schwierigkeiten beim Aufstehen, aber spätestens Mittwoch seit ihr wieder voll drin und dann läuft das schon irgendwie.

Das Ende der super Superlehrer

Da ich ja nun schon seit über drei Wochen in der Heimat bin,  will ich euch auch nicht meine Meinung zu dem Superlehrerende vorenthalten. Also erstmal, trotz kurzer Gewalttätigkeit (Harun) – Tote gab es nicht, das ist ja schon mal gut. Wie ich immer sage, das Stundenziel niedrig halten – „Keiner gestorben…super! Alles andere ist halb so schlimm.“

Was halten wir nun von der letzten Sendung? Spannender hätten sie es ja nicht machen können: Wir beobachten die Schüler und die Superlehrer beim kennrauchendem Warten auf die Einzelergebnisse der mündlichen Prüfungen. Die Prüfungen selber sehen wir nicht. Schade. Aber wahrscheinlich hatten sie ihre Gründe dafür…Dilara eine Eins in Englisch…die Prüfung hätte ich gerne gesehen.  Überhaupt haben ja fast alle dann doch voll super abgeschnitten…man fragt sich, wie sie das gemacht haben…über Nacht Mathe gelernt, plötzlich alles verstanden und dann in der Prüfung eine drei. Huch… wie geht denn das? Ihr Superlehrer – verratet uns die Tricks die ihr angewendet habt, für diese an Wunder grenzenden Lern- bzw. Prüfungserfolge.

Die Lehrer und die Schüler stehen da also und der sonst nie aus sich rausgehende Deutschlehrer, der nur Emotionen zeigte, wenn er sich aufregte ist plötzlich ganz aus dem Häuschen…umarmt und drückt jeden Schüler und vor allem jede Schülerin: „Erst zeigen, erst zeigen…“ grabscht sich die Zeugnisse: „Toll, wirklich tolles Zeugnis…“ So wie der drücke ich überhaupt gar keinen Schüler, wenn’s hoch kommt bekommt der Lieblingsschüler bei ’ner Eins mal ’n High-Five, aber das war’s dann auch schon. Ging dieses Geschmuse nicht ein wenig zu weit? Immer ran an die großen Busen der Sozialarbeiterin (große Busen, ich schreibe es gleich noch einmal, damit hier wieder die ganzen Perversen landen, die diesen Suchbegriff eingeben.)

Also ich fand das alles etwas übertrieben. Aber jetzt mal zu den Ergebnissen: Wir erinnern uns – 16 Schüler haben das „Projekt“ angefangen. Einer im Knast, einer wegen Geschläger rausgeflogen, eine spurlos verschwunden, einer durchgefallen (Marvin war so süß, ich hätte es ihm so gegönnt), und eine, bekam ihre Faulheit quittiert „…damit hatte ich ja gerechnet…“  Von 16 Schülerinnen und Schülern haben am Ende 11 den HAUPTSCHULABSCHLUSS geschafft. Und wir sprechen hier nicht vom Realschulabschluss oder vom Abitur!!! Heißt also, dass 25% es nicht geschafft haben. Wenn ich in meiner Klasse also 28 Schüler habe, dann können 7 ohne einen Haupschulabschluss abgehen und ich kann mich trotzdem feiern lassen, als hätte ich dem Rest zu einem Doktortitel verholfen.

War das unangenehm, wie die sich gefeiert haben, ich hätte mich geärgert, dass die 5 Schüler es nicht geschafft haben, ab die Superlehrer stellen sich da hin: „Toll, wer hätte das gedacht, dass wir das fertiggebracht haben…“ „Wir sind doch die Größten, wir haben den Titel Superlehrer verdient…“

Jetzt könnte man sagen, dass diese Schüler es ja nirgends gepackt haben, aber diese Schüler saßen ja vorher auch bei uns, an den normalen Schulen unter sehr viel schlechteren Bedingungen und bei den Idealbedingungen und der Kohle hätte ich erwartet, dass alles es schaffen und einige sogar gleich das Abizeugnis ausgehändigt bekommen.

Für mich ziehe ich die Lehre daraus, dass ich meine Misserfolge nur als Erfolge feiern muss. So lebt es sich dann als Lehrer ja viel besser. Aber sind wir mal ehrlich, so super waren die Durchnitte der Schüler ja nun auch nicht. Hatte nicht der eine 4,0 (schlechter geht es ja gar nicht, oder?) und herrlich die Zukunftspläne der Superschüler…jetzt, wo sie doch so locker den Hauptschulabschluss geschafft haben, machen sie natürlich den Realschulabschluss, worauf selbstverständlich das Abi samt Sudium folgt. Wenn ich mich recht erinnere fiel es gar keinem der Schüler leicht überhaupt pünktlich zu erscheinen, geschweige denn sich regelmäßig am Unterricht zu beteiligen. „Florian beginnt ein Praktikum als Koch und Sebastian träumt von einem eigenem Restaurant…“ Super Sebastian, gerade mit ach und krach den Hauptschulwisch bekommen…da ist ist es ja wirklich echt realistisch, dass du demnächst ein eigenes Restaurant hast.“

Liebes SAT1 können wir da bitte eine neue Serie zu kriegen, ich würde wirklich gerne sehen, wie der Sebastian das schafft. Ich komme auch zur Eröffnung und lasse einen Haufen Geld in seiner Gaststätte, valllah, ich schwör‘!

Sorry, liebe Leser!

Was soll ich sagen? Ich bin wieder da. Zurück in der Heimat. Hallo ihr kleinen üäö’s. Vielleicht sollte ich aber jetzt was richtig stellen. Einige Leser haben das ja schon vermutet…“Vielleicht denkt sie sich das alles nur aus…vielleicht ist sie gar nicht in Amerika…“

Ja, okay, ich gebe es zu. Ich war nicht in Amerika. Es gibt keinen Olli und keine Familie Krüger, ich habe keine Wildlederpumps…ich habe noch nicht einmal eine Kreditkarte.

Ich habe einen Laptop und den hatte ich mit, in Binz. Ja, ich war in Binz. Binz auf Rügen. Für zehn Tage, wie gebucht. Aber hättet ihr gerne jeden Tag den Bericht aus Binz gelesen? Es hat dort wirklich sehr viel geregnet. Ich wollte nicht lügen…die Geschichte mit Amerika hat sich irgendwie verselbständigt. Keine böse Absicht. Was hätte ich denn sonst groß geschrieben?

3. Tag: schon wieder ein Buch ausgelesen. „Die Stadt der Blinden“. Irgendwie brutal, aber auch sehr gut. Spaziergang mit Freund. Sanddorntorte bei Hilde. Der Kaffee war heute lauwarm. Fernseher immer noch kaputt (nach einem heftigem Gewitter). Rezeption sagt, sie bemühen sich, aber der Techniker sei krank. Ich vermute Schweinegrippe, aber so aufregend ist Binz nicht.

4. Tag: Highlight der Reise: Tagesausflug nach Hiddensee. Schön, mal keine Autos. Ich mag das blaue Haus. (Wie jedes Jahr.) Die Fahrräder, die wir uns auf Hiddensee ausleihen werden von Jahr zu Jahr klapprieger. Ich rege mich auch alle 12 Monate erneut darüber aus: „Die machen hier eine Kohle mit dem Radverleih, warum kaufen die nicht mal ein paar anständige Mountainbikes. Jedes Mal kriegen wir diese bescheuerten Klappräder und dann schmerzt mein Hintern wieder für zwei Tage.

5. Tag: Ausruhen von den Hiddenseestrapazen. Neues Buch angefangen: „Talk Talk“ von T.C.Boyle. Geht um Identitätsklau. „Bin ich froh, dass ich keine Kreditkarte habe. Meinst du das kann auch mit der EC-Karte passieren?“ Der Freund: „Hmm“ Ich: „Was hmmm, hmmm-ja oder hmmm-nein?“ Abends Nudeln mit Tomatensosse und Salat. Vergessen Pfeffer zu kaufen.

6. Tag: Eigentlich wie 5. Tag. „Talk Talk“ ausgelesen, „Dr Sex“ angefangen auch TC B. Auch gut. Pfeffer gekauft. Fischstäbchen und Kartoffelpüree. Manchmal schmeckt das aus der Tüte gar nicht so schlecht.

7. Tag: Regen, Regen, Regen, „Dr Sex“, Karoffeln mit Quark.

8. Tag: Regen, Sonne, Regen, „Arababoy“, Kartoffelpuffer, die ersten – leicht angebrannt.

9. Tag: Sonne, Strand, „Arababoy“. Endloser Monolog von mir über das Buch. Der Freund, genervt: „Das war wohl nicht die richtige Ferienlektüreauswahl, lies doch was anderes.“ Streit mit dem Freund, Nudelsalat und Würstchen, wortlos. Vertragen mit dem Freund. Packen.

10. Tag: Abreise. Ankunft. Auspacken. Sachen waschen. Fernsehen.

So. Das war Binz. Zehn Tage, eigentlich wie immer, nur mit anderen Büchern.

Aufbruch

So, jetzt wird es ernst…wir packen, morgen geht es zurueck nach good old Europe. Wir haben so viel Zeug gekauft, dass die Wirtschaftskrise eigentlich beendet sein muesste. Unglaublich, wie schnell und wie viel Geld man hier ausgeben kann. Nun liegen hier Klamotten auf dem Bett, die hoffentlich den Mitbringselgrenzwert nicht ueberschreiten. Ich habe nachgeguckt, jeder darf Sachen fuer 430 Euro mitbringen. Das duerfte so gerade hinhauen.

Ich habe doch davon abgesehen, ein Mac-Book zu kaufen, hat mich noch nicht ueberzeugt, und dann immer ohne Umlaute auf der Tastatur, nein Danke.

Wie ist denn das Wetter so in old Germany? Hier ist es ja unglaublich heiss. Wir schleichen nur noch.

Okay, ich muss jetzt packen und dann geht es nochmal raus, zum Essen.