„…Tschüß, schöne Ferien. Tschüß, schöne Ferien, Orkan. Tschüß, schöne Ferien…“
Der gute Lehrer ist weitsichtig. Der gute Lehrer plant seinen Unterricht. Der gute Lehrer weiss, dass er, wenn er Donnerstag eine sehr, sehr lange Sitzung hat, seinen Unterricht für Freitag schon am Mittwoch planen muss.
Ich wollte gute Lehrerin sein und saß deshalb am Mittwochabend stundenlang am Schreibtisch.
So, am Freitag habe ich nochmal eine Stunde in der Sieben und die doofe Achte. Die sollen mal nicht denken, dass sie irgendwas anderes als Unterricht verdient hätten. Die werden natürlich keine Englischsachen dabei haben, oder mir wenigstens erzähle nichts dabeizuhaben. Deshalb muss ich mit denen was mit Arbeitsblättern machen. Ich plane und bastle und schreibe, drucke und schnippele und habe am Ende eine schöne runde Stunde. Und die Siebte… die müssen auch noch was machen. Mit denen könnte ich doch nochmal eine Stunde zum kreativen Schreiben machen. Ich hatte doch da so ein gutes Buch. Wo war das denn… ach hier. Also was braucht man? Ah, man soll diese 40 Wörter abtippen, für ein Arbeitsblatt und den Modeltext und dann das Textproduktionsskelett… na, dann mach ich das auch noch schnell. Und hier steht, das ganze dauert 20 Minuten. Dann ist die Stunde aber noch nicht vorbei… vielleicht könnten die den Text noch schön auf ein Extrablatt schreiben. Fürs Portfolio (uäääähhhh!). Ich hatte doch irgendwo so Blätter mit so schönen Umrandungen, von Frau Dienstag. Wo waren die denn? Ah hier. Müsste ich jetzt nur noch einscannen, verkleinern und ausdrucken…
Nach Stunden war mein Freitag vorbereitet. Jetzt muss ich nur noch um 7.30Uhr in der Schule sein, damit ich das alles noch kopieren kann.
Das war der Mittwoch. Dann kam der Donnerstag und heute der Freitag.
Klingelingeling – der Wecker. Ich bin müde. Trödele rum morgens. Gehe zu spät aus dem Haus. Im Bus denke ich: Warum mache ich mir das Leben eigentlich so schwer? Gleich kommt die doofe Achte und ich will mit denen (gegen deren Willen) noch Unterricht machen. Warum denn eigentlich? Mein Nacken schmerzt und ich könnte doch auch einfach den Beamer anschmeißen. Ist doch schließlich die letzte Stunde vor den Ferien.
„Können wir raus gehen?
„Können wir was spielen?“
„Was wollt ihr denn spielen?“
„Er, sie, es.“
„Was soll denn das sein?“
„Na, er ist er und sie ist sie.“ sagt Kufa, zeigt dabei auf einen Mitschüler und eine Mitschülerin und grinst mich verschlagen an.
Mit „Klingt ein wenig langweilig dieses Spiel.“ tue ich seinen Vorschlag schnell ab.
„Also, ich habe „Pimp my ride“ und die „Simpsons“.“ ich kläre diese unwissende Generation auf, was Pimp my ride ist. Einige kennen das und sind nun ganz heiß drauf. Aufgeregt erzählen sie ihren Mitschülern, was da für geile Autos zusammengebastelt werden. Wir stimmen ab. Die Simpsons verlieren. Ich suche die DVD. Finde sie nicht, also doch die Simpsons. Zwei Folgen mit englischen Untertiteln.
Weil der Beamer schon steht gucke ich mit den Siebten gleich weiter.
Dann kommen die Jungs aus meiner Klasse. Wir spielen Karten. Einige spielen Uno mit Nacken. Wer verliert, bekommt von jedem einen Nackenklatscher. Und ich bringe einigen Schwimmen bei (auch als Knack oder 31 bekannt). Wir haben alle großen Spaß. Ich gewinne und verliere, verteile am Ende der Stunde Schokolade und verabschiede jeden einzeln mit Handschlag in die Osterferien.
„Tschüß, schöne Ferien.“
„Ihnen auch schöne Ferien.“