„So, wir beginnen mit dem Listening Teil. Auf geht’s.“
Wir schreiben die dritte Englischarbeit. Sport, beim Arzt und Körperteile. Der Hörteil ist ein Text, wie er unspannender nicht sein könnte. Mann geht zum Arzt, sagt, dass sein Rücken wehtut, weil er am Vortag im Garten vom Stuhl gefallen sei. Ich frage mich, was er mit einem Stuhl im Garten macht. Hat man im Garten keine Leiter? Und die Ärztin will ein X-Ray (Spex? höhö) machen. Und siehe da, es ist nur ein wenig bruised und nicht broken. Daaaaaaaa, wenn der Typi sich den Rücken gebrochen hätte, dann hätte er wohl kaum zum Arzt gehen können, sondern läge noch querschnittsgelähmt im Garten neben dem Stuhl. Die Unlogik der Story entgeht meinen gebannt zuhörenden Schülern. Was ihnen nicht entgeht ist das Gestöhne, mit dem sich der Mann in das Sprechzimmer schleppt. Ein Gestöhne, als hätte er den aufregendsten, oder zumindest sehr anstrengenden Sex. Die Schüler kichern. Ich muss auch kurz grinsen.
Warum muss der Mann so stöhnen? Warum sagt er nicht aua, aua? Was sind das für komische Leute, die die CDs für Schulbücher aufnehmen. Vielleicht habe ich schon mal darüber geschrieben – weiss ich jetzt nicht – jedenfalls ist mir das schon ganz oft aufgefallen, dass die Leute bei den Hörtexten so doppeldeutige Geräusche machen. Also für die Schüler ist da nichts doppeldeutig – da wird geradewegs in die Sexrichtung gedeutet. Ist ja klar – die Pubertät quillt ihnen zu den Ohren raus und dann stöhnt da so ein Typ beim Arzt während der Englischarbeit. Schlimmer als der, war Romeo in dem Achte Klasse Buch, der sich an den Kletterpflanzen am Haus von Julia hochzog. Ein endloses Gestöhne, das in einem wilden Geknutsche mit seiner Angebeteten endete. Unterricht war nach dem Hören immer etwas aus dem Ruder.
Liebe Höraufgabenmacher – macht ihr das mit Absicht? Oder was soll das? Und warum sind die Geschichten in den Büchern immer so langweilig. Ist mir doch egal, wie lange Mr. Dixon seine Salbe auf seinen gebruisten Rücken schmieren soll. Überhaupt ist mir Mr. Dixon egal. Der soll sich mal eine Leiter kaufen.
Vielleicht sollten wir die Höraufgaben selbst aufnehmen. Oder wenigstens mal welche von den Schülern schreiben lassen. Ich könnte dann ein paar Native Speaker-Freunde fragen, ob sie mir die aufnehmen würden. Es müssten auf jeden Fall Texte sein, die die Schüler mehr vom Hocker reißen, als die Mr. Dixon Story – die hat ihn ja nur selbst vom Hocker gerissen (hehe).
Vielleicht irgendwie so:
„Mrs Friday goes to the doctor. She is sitting in the waiting room. next to her she sees a pupil.
„Oh hi Orkan.“
„Oh Mrs Friday…eh…“
„Orkan, what’s wrong with you?“
„Volkan hit me and now my eye is swollen. And what’s your problem, Mrs Friday?“
„Oh, my back really hurts (ouch, ouch, ouch). I was writing some words on the blackboard and then I turned around but the blackboard fell down – directly on my back and it took ten pupils from class 9 to lift it off me. And then…“
Receptionist: „Mrs. Friday, the doctor will se you now…“