Opelhaus

„Jetzt gehen wir aber gleich rein und gucken uns die Neuwagen an!“, sagt Frau Dienstag und zieht mich am Arm in das große Opelhaus. Eine riesige Halle. Ein paar Verkäufer stehen im Anzug um einen Schreibtisch und quatschen. Überall stehen glänzende Autos. Die drei Opel Adams fallen uns sofort ins Auge. Einer ist rot, einer blau und einer silber.

„Sind die süß“, sagt Frau Dienstag und steuert auf den roten zu.
„Kann man sich da einfach reinsetzen?“, frage ich und gucke zu den Männern am Schreibtisch. Die beachten uns gar nicht. Müsste da nicht einer rüberkommen und uns sagen, dass wir uns ruhig mal reinsetzen können? Frau Dienstag ist schon an der Beifahrertür. Na, wenn die uns nicht bedienen wollen, dann bedienen wir uns halt selber. Ich setze mich auf den Fahrersitz. Ist doch eigentlich auch schöner erstmal ohne Verkäufer in dem Auto zu sitzen. Unser blödes Gequatsche wäre mir ja vielleicht peinlich. Statt sich über die unterschiedlichen PS Zahlen und den Verbrauch zu unterhalten gucken Frau Dienstag und ich doch nur, ob es Spiegel in den Sonnenblenden, einen USB Stecker und einen Getränkehalter gibt.

„Cool, Bordcomputer! Da kann der Freund dann Videos gucken.“ Frau Dienstag streichelt wieder die Amaturen. Sie ist sehr haptisch. Und diesmal strahlt sie: „Sooo schön!“ Und wirklich, das Innenleben dieses Autos gefällt mir auch. Alles sieht gut aus. Nicht so nach Auto. Mehr nach Spiel und Spaß. „Und die Sitze sind total bequem.“ sage ich „Und man hat voll viel Platz, dabei ist das Auto richtig klein“, sagt Frau Dienstag. Das mit dem Platz relativiert sich, als wir beide auf die Rückbank klettern. Auf die Rückbank zu kommen gestaltet sich schon mal schwierig, dort zu sitzen grenzt an Folter. In diesem Auto darf man nur Feinde transportieren. „Ist schon sehr eng hier hinten“, sage ich. „Aber das kann dir ja egal sein.“, sagt Frau Dienstag. „Du wirst ja jetzt nie mehr hinten sitzen. Ich sitze überhaupt nicht mehr hinten.“ Nie mehr hinten sitzen. Crazy, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Aber wahrscheinlich hat sie recht. Zumindest wenn ich mit dem führerscheinlosen Freund unterwegs bin, werde ich wohl immer vorne hocken und fahren. Und vorne ist geil. Ich setze mich wieder auf den Fahrersitz. Man möchte sofort losfahren. Ich finde nicht mal, dass das Auto unangenehm riecht. Opel Adam – präsentiert von Germanys Next Top Model – wenn das nicht genau der richtige Wagen für mich ist.
Wir setzen uns auch noch in den Silbernen und in den Blauen. Mir gefällt der rote am besten. Weil die Handbremse auch rot ist und Teile der Amaturverkleidung auch. Ich bin so ein Mädchen.

Dann versuchen wir in den Kofferraum zu gucken. Aber wir kriegen die Klappe nicht auf. Jetzt könnte aber mal so ein Fachverkäufer kommen und uns helfen. Aber die Herren denken gar nicht daran. Stehen da und quatschen. Sie sehen jetzt nicht gerade besonders gestresst oder beschäftigt aus. Es sind außer uns auch gar keine anderen Kunden hier. Einer von ihnen könnte doch mal kommen. Die bearbeiten doch da keinen Notfall.
Frau Dienstag guckt zu ihnen, während sie immer noch an der Heckklappe rüttelt. „Entschuldigung, wie geht die denn auf?“
Widerwillig schleicht ein Jackettyp zu uns: „Da muss man erst die Batterie anstecken.“, sagt er. Ja, dann soll er das doch machen. Müssen wir ihm jetzt auch noch sagen, dass wir gerne hätten, dass er die Batterie…damit wir…ah, jetzt bewegt er sich. Ist das hier eine Behörde, oder was?

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn uns der Kofferraum ein ewiges Rätsel geblieben wäre. „Ich nehme den roten, packen Sie mir den bitte schön ein. Wo kann ich den bezahlen?“ Und dann zu Hause – huch, da passt ja gar kein Wasserkasten rein.

„Okay, ist sehr klein hinten. Und die Rückbank ist auch nicht der Hammer, aber dafür kann man den gut parken und er ist doch auch sooo süß.“ Ich fange schon an zu relativieren. Ich bin diesem Opel Adam schon voll auf den Leim gegangen. Wahrscheinlich, weil er nicht so nach Auto aussieht.

„Lass mal in den Corsa setzen“, sagt Frau Dienstag und ich setze mich Widerwillig in diesen langweiligen, weißen Wagen. Ich bin schon verliebt und jetzt können die anderen Autos nicht mehr mithalten. „Der andere ist schöner. Die Sitze sind nicht so bequem. Die Farbe ist doof.“

Wir gehen in den ersten Stock zu den Gebrauchtwagen. Auch hier sind wir die einzigen Kunden. ich frage mich wie man die Autos hier hoch- bzw. wie man die wieder runter auf die Straße bekommen soll. Frau Dienstag sitzt schon im nächsten Auto. Ich sage: „Mach mal dein Fenster auf“ und sie lacht los. „Hähhh, keine elektrischen Fensterheber? Das geht ja gar nicht. Ich mache immer das Beifahrerfenster auf, um meinen Apfel rauszuwerfen.“ Ich glaube das finde ich nicht gut. Aber Kurbelfenster finde ich auch nicht gut. Dieser Wagen kommt also auch nicht in Frage. Wir steigen wieder aus und laufen weiter.

Vorbei an einem Typen an einem Schreibtisch. „Ich dachte hier wäre niemand“ flüstert Frau Dienstag. Aber der Typ hat sie bestimmt gehört. Irgendwie kann Frau Dienstag nicht flüstern. Die Leute hören immer alles, was sie nicht hören sollen. Einfach, weil Frau Dienstags Flüstern kein Flüstern ist.
„Also Autos zu verkaufen scheint hier nicht gerade die wichtigste Aufgabe zu sein.“ stelle ich fest und irgendwie gefällt mir das. Nichts ist schlimmer, als ein überbordender Fachverkäufer, der sich einem an die Fernsen heftet und einen nicht in Ruhe gucken lässt.

Wir gehen wieder runter. Zu meinem Opel Adam. Ich habe schon mütterliche Gefühle entwickelt. Meiner!
Der Verkäufer stellt sich zu uns. Zu viert starren wir auf den roten und den silbernen Wagen. Der eine kostest 16 000 Euro der andere 14 000Euro.

„Warum ist der eine teurer als der andere?“ frage ich.
„Andere Ausstattung“ sagt der Verkäufer. Als hätte ich mir das nicht denken können.
„Und was hat der rote, was der silberne nicht hat?“ Dem Typen muss man wohl alles aus der Nase ziehen.
„Sportverkleidung, Lenkrad- und Sitzheizung und noch so einiges mehr.“
Es ist offensichtlich, dass er kein Interesse hat uns weiter zu bedienen.
„Danke“, sagt Frau Dienstag und mit einem „Komm wir setzen uns nochmal rein.“ geben sie ihm zu verstehen, dass wir ihn aus seinen Diensten entlassen. Er geht wieder zum Schreibtisch.

„Nimm dir mal einen Katalog mit“, sagt Frau Dienstag und ich traue mich nicht zu fragen. Frau Dienstag fragt. Wir werden an einen anderen Schreibtisch verwiesen. Ein junger Mann begrüßt uns freundlich und gibt mir viele Heftchen, seine Karte und sagt ich soll bald mit ihm eine Probefahrt machen. Auweia. Probefahrt. „Aber, aber ich habe erst seit einer Woche meinen Führerschein, ich, äh…“
„Na, das macht doch nichts.“, sagt der junge Mann und ich liebe ihn sofort genauso wie ich den Opel Adam liebe. Glücklich verlassen wir mein Auto und meinen Fachverkäufer.

„Du musst dir aber auch noch den Audi A1 angucken“, sagt Frau Dienstag. „Der ist auch schön.“
„Okay“, sage ich. Aber eigentlich will ich den Audi A1 gar nicht mehr sehen. Aber wenn Frau Dienstag sagt ich muss, dann muss ich.

Frau Dienstag fährt mich nach Hause. es fängt an zu regnen. Ich bin müde aber glücklich. Der Freund wird staunen, was für ein schönes Auto ich mir kaufen will. Ich werde ihm sofort die Kataloge zeigen und wir gucken, was das Auto alles haben soll und dann gucken wir nach einem Jahreswagen oder meinetwegen einem noch älteren Model. Das wird super.

Aber als ich zu Hause bin empfängt mich der Freund mit: „Die Waschmaschine ist eben kaputt gegangen. Ich hab schon im Internet geguckt, was es so gibt. Also die mit einem Trockner drin die sind praktisch, sollen aber schnell kaputt gehen. Komm ich zeig dir mal was es da alles so gibt.“


Autokauf – schwerer als gedacht

„Ich wollte eigentlich dahin, wo so bunte Lammettafahnen sind.“
„Das sind Tankstellen“, sagt Frau Dienstag und geht zielstrebig auf den Hof mit den Gebrauchtwagen. Autokauf, eine ganz neue Welt. Ich hab gar keine Ahnung von Autos. Frau Dienstag kennt sich voll aus. „Ich dachte, wir gucken uns mal den Renault Clio an. Hier, wie findest du den?“
„Ihhh, braun“
Wie soll man sich denn hier ein Auto aussuchen? Hier sind doch so viele und die sind alle so groß.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Ein Typ steht plötzlich vor uns. Gegeelte Haare, Jackett. Ein typischer Autoverkäufertyp. Dem traue ich nicht über den Weg, denke ich sofort. Der will mich doch bescheißen.
Er lächelt.“
„Ja, sie sucht ein Auto.“, sagt Frau Dienstag.
„Ah, da sind Sie ja hier genau richtig. An was dachten Sie denn?“
„Äh, ich, also ich habe erst seit einer Woche den Führerschein“, antworte ich, obwohl er mich das gar nicht gefragt hat. Na ja, jetzt ist es raus.

„Wie viel wollten Sie denn ausgeben?“
Mist, jetzt wird der schon so konkret. „Ich dachte so 6000 Euro.“ Was er jetzt wohl denkt. Denkt er ich hab nicht mehr? Dass ich keine Ahnung von Autos hab, muss ihm ja schon klar sein. Findet er das gut oder schlecht? Er lächelt immer noch sein Verkäuferlächeln.

„Dafür kriegen Sie ja nur einen Gebrauchten. Die gehen so mit 35000Km los und man sagt, dass man ab 40 000Km anfängt die Teile auszutauschen. Ich rate Ihnen da mehr zu einer Jungfrau.“

Jungfrau? Ich gucke zu Frau Dienstag. Hat der eben wirklich: Jungfrau gesagt? Zu uns? Jetzt ist der Typ noch tiefer in meiner Achtung gesunken und ich sehe an Frau Dienstags Gesicht, dass sie ihm nicht mal ein Brot abkaufen würde. Trotzdem trotten wir hinter ihm her zum Autohaus.
„Ich würde Ihnen einen Twingo empfehlen. Solides Auto und ich hab da ein besonders schönes Model direkt vor meinem Schreibtisch stehen.“ Dann fragt er mich Sachen zur Finanzierung. „Ich würde das in einem bezahlen“, sage ich schnell. Der soll bloss nicht denken ich wäre hier auf monatliche 29Euro Raten angewiesen. Aber Twingo? Das klingt nicht gut. Das klingt nach Stofftier, nicht nach Auto. „Guck mal, ich hab dir einen Twingo mitgebracht.“ „Oh, ist der süß und so flauschig.“ Oder wie etwas zu essen. Aus Schokolade. „Kann ich noch so ein Twingo?“ Ein Auto braucht doch auch einen Autonamen. Cherokee, oder Mars oder Hammer. Autos sind doch männlich. Da muss sich doch das Technische auch in dem Namen spiegeln. „Volt oder Atom oder Bizeps. Man nennt doch Damenbinden auch nicht Blade. Twingo, tzzzz.

Stolz zeigt der Typ uns dann seine Twingo Jungfrau. In hellblau. „Und die Farbe ist doch geil, oder?“ Was jetzt an diesem hellblau geil sein soll erschließt sich mir nicht. Das Auto ist hässlich. Ein hässlicher Kasten. Es sieht so aus, wie ich ein Auto zeichnen würde. Und dann noch diese auffällige Farbe. Damit auch alle sehen, guckt, was für ein hässliches Auto ich habe! So ein doofes Auto müsste durchsichtig sein oder wenigstens Silber. Damit darf man nicht protzen wollen mit einer unmöglichen Lackierung. Man versucht doch auch seine Pickel wegzuschminken.

„Setzen Sie sich doch mal rein!“
Das tue ich. Das hässliche Auto stinkt nach neuem Auto. Die Amateuren sind eingefasst wie ein Minigolfball. Wer hat sich denn sowas Beklopptes ausgedacht. Alles ist total simpel und einfach gehalten. Ich denke: Liko. Es will Addidas sein, ist aber nur Liko. Zwei Streifen, statt drei. So ein Auto will ich nicht. Frau Dienstag streicht missbilligend über die das weiße Minigolfplastik. „Doof“, sagt sie. „Lass mal den Clio angucken!“

Aber irgendwie will der Typ mir den Clio nicht verkaufen. „Der ist sehr hoch in der Versicherung, weil den soviel Jugendliche fahren“, sagt er. Aha, ich bin also zu alt für einen Clio. Abgesehen davon finde ich den Clio auch nur ein bisschen besser, als den Twingo. Die Heckscheibe ist viel zu klein und wenn man drin sitzt hat man auch gar nicht das Gefühl, dass man jetzt sofort losfahren möchte. Vielleicht brauche ich doch kein Auto. Vielleicht reicht die U-Bahn und der Bus. Ich bin jetzt so lange nicht gefahren, ich traue mich doch gar nicht mehr hinter irgendein Steuer.

„Können Sie uns zu dem Clio einen Prospekt mitgeben?“, fragt Frau Dienstag. Kann er nicht, weil er angeblich keinen hat. „Das müssten Sie sich im Internet ansehen.“ Wir sagen okay, und gehen zum Ausgang.

„Vielleicht brauche ich doch kein Auto“, sage ich zu Frau Dienstag.
„Doch brauchst du! Lass mal zu Opel fahren, die sind hier gleich um die Ecke und den Adam wollte ich mir sowieso mal angucken.“

Wat nun?

Ach ihr Lieben, vielen vielen Dank, für die Glückwünsche und das Mitfiebern. Den ersten Grundsatz: „Erzähle niemandem, dass du die Prüfung hast.“ Habe ich ja nicht gerade beherzigt, indem ich das hier geschrieben habe. Aber ich weiss, ihr hättet mich auch wieder nett bedauert, wenn ich noch ein paar Mal durch gefallen wäre.

Ich bin immer noch ganz high von dem Erfolg gestern. Was kommt jetzt? Vielleicht doch LKW-Führerschein? Jagdschein? Hochseeschiffahrts- Kapitänsschein? Ich will noch mehr Prüfungen machen. Nee, nee, ich will vielleicht noch mehr Prüfungen bestanden haben – definitiv will ich aber jetzt erstmal keine Prüfungen mehr machen.

Wie sich einige hier ja bestimmt schon gedacht haben bin ich zur Zeit gar nicht in der Schule, sondern im Sabbatjahr. Aufmerksame Leser werden das auch schon irgendwo in den Kommentaren gelesen haben. Seit September schlafe ich aus, vertrödle meine Zeit bei Netflix (bin ich aber schon wieder weg von) und döse abends auf der Couch weg, ohne mir über den nächsten Morgen Gedanken zu machen. Es ist wirklich herrlich. Nur – man gibt einfach mal mehr Geld aus, als reinkommt. Und man hat nie dieses schöne – jipppiehhh, morgen ist Wochenende Gefühl. Von der Vorfreude vor den Ferien mal ganz abgesehen.

Jetzt habe ich ja noch einige Monate Zeit. Der Ratgeber, den ich schon seit Jahren schreiben wollte, ist geschrieben, der Führerschein, den ich noch nie hatte, ist gemacht – was kommt jetzt? Keine Ahnung. In den Osterferien erstmal Autokauf mit Frau Dienstag. Das kann ja was werden. „BMW! Brauchst du! Neuwagen ist besser!“ Und dann natürlich rumdüsen mit dem neuen Flitzer. Aber damit ist meine Zeit ja auch noch nicht ausgefüllt. Die Kollegen in der Schule wundern sich, dass ich nicht immer zu verreisen möchte. Aber irgendwie habe ich dazu gar keine Lust. Ich war die gesamten 90er unterwegs. Ich weiss gar nicht wann ich da eigentlich studiert habe. Mir kommt das heute so vor, als wäre ich nur verreist gewesen.

Vielleicht fällt euch ja noch was Interessantes ein. Ich wäre durchaus auch noch bereit dazu etwas zu lernen. Bauchreden? Rappen? Beim Breakdance wäre ich doch bestimmt wieder die Älteste. Vielleicht ein bisschen Aquarellmalerei in der Toskana? Kann mir da jemand was empfehlen? In so ein Schweigekloster möchte ich nicht. Da sterbe ich.

Ich will ja auch weiter bloggen. Aber immer nur: Ausgeschlafen, ARD Mediathek, rauchen, zum Sport mit Frau Dienstag, auf die Couch, ist vielleicht ein bisschen langweilig. Also für euch – ich finde es herrlich.

The Prüfung Part II

„Streck mal die Zunge raus.“, sagt meine Schwester und träufelt mir vier Tropfen Bachblütenirgendwas in den Mund. „Die helfen immer! Wirst sehen. Da kriegst du so eine gelassene Haltung.“ Die habe ich noch nicht. Wir trinken Yogitee und rauchen. „Kaffee jetzt nicht mehr! Hast du einen Glücksbringer?“ Ich schüttle den Kopf. Meine Schwester gibt mir einen verstaubten Barbapapa und ein Bild von Han Solo „Der bringt dir Glück, weil der fliegt doch den Millenium Falken so schön.“ Ich stecke alles ein und schleiche zur Fahrschule. Ich soll mit Dieter vor der Prüfung noch ein Stunde fahren. Die Fahrschule ist voll. Murat und der neue Fahrlehrer sind da. Beide motivieren mich und sagen, dass ich die Prüfung bestimmt schaffen werde. Dann kommt Dieter. Ich sage: „Dieter, heute musst du mich ein bisschen motivieren. Bitte.“ „Ich, motivieren? Warum? Nee.“ Oh Mann, wenn ich heute durchfalle, dann wechsel ich. Soviel steht ja wohl schonmal fest.

Dieter hat keinen Bock aufs Fahren. Ich will eigentlich los. Nochmal alles üben. Aber Dieter quatscht sich fest. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Irgendwann kommt er auch. „Nun sei doch nicht so hektisch.“ „Ich bin ein bisschen aufgeregt. Wegen der Prüfung.“ „Mensch Mädel, nun bleib doch mal locker!“

Im Auto stelle ich das Radio aus.
„Warum machst du das aus?“
„Ich will mich konzentrieren.“
„Na und?“
„Ich kann mich nicht mit dem Radio konzentrieren. Bitte. Nur heute mal.“
Dieter schmollt. Ich merke, wie seine Laune, die sowieso nicht die beste ist, immer schlechter wird. Ich stelle das Radio wieder an. Hoffentlich raucht er nicht vor der Prüfung. Ich brauche den Sauerstoff.

Wir kommen nach Tempelhof. Ein paar „Da wäre ich ja… da hätte ich ja…“ später, soll ich in den verkehrsberuhigten Bereich reinfahren. Dort wieder parken. „Mensch Mädel, warum fährst du nicht näher ran?“, sagt Dieter und schüttelt den Kopf, als sei ich die dümmste Person der Welt. Und als ich dann auf der großen Straße in den vierten Gang schalten will und (zum ersten Mal!) aus Versehen in den Zweiten schalte, sagt er: „Mensch Mädel, warum machst du nicht einfach so, wie ich es dir gezeigt habe.“
„War doch nicht mit Absicht.“
„Aber ich habe dir das doch schon sooo oft gezeigt und du machst das immer wieder so, wie du denkst.“
Ich fange an zu schwitzen. Gucke auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zur Prüfung.
„Bitte Dieter, nicht streiten. Bitte. Nicht vor der Prüfung.“
„Ich streite doch gar nicht. Ich verstehe nur nicht, warum du nicht machst, was ich dir sage.“
„Das weiß ich doch auch nicht. Aber du kannst davon ausgehen, dass ich das nicht mit Absicht mache. Ich will das doch lernen!“ Ich bin kurz vorm Heulen. Vielleicht einfach aussteigen und wegrennen.
Dieter sagt: „Na, dann mach doch einfach so…“
„JAAAA! ICH HABE ES VERSTANDEN. Deine eine Lehrmethode. Vielleicht reicht das bei mir nicht. Und heute ist sowieso das letzteM, dass wir zusammen fahren.“
„Das liegt doch nicht an mir, dass du das nicht kannst!“
„Doch, es wäre hilfreicher, wenn du mich kurz vor der Prüfung ein bisschen motivieren könntest und nicht auch noch mit mir streitest.“ Ich gebe es auf. Verpasse die Einfahrt zum TÜV Gelände und fahre um den Block. Vorm TÜV rauche ich eine Zigarette und Dieter geht rein zum Prüfer.

Okay, wie war das noch: Kühlwasser, Warnblinkanlage, Motoröl, Heckscheibenheizung… Der Prüfer stellt sich vor. Er sieht nett aus. Wir steigen ins Auto, ich habe kurz einen Black-Out Moment und fange mich dann wieder. Fragen tut er nichts. „Wir wollen nur ein bisschen gemütlich rumfahren.“, sagt der Prüfer. Gemütlich rumfahren, gemütlich rumfahren, sage ich mir immer wieder. Wir fahren links, rechts, beim Linksabbiegen fahre ich auf die volle Kreuzung und merke, dass ich mich nirgendwo mehr einordnen kann und bleibe zum Glück noch rechtzeitig stehen. Dann Autobahn. Die ist voll. Das Auto macht komische Geräusche. Dieter quatscht den Fahrlehrer voll. Der antwortet höflich. Leider kommt er kaum dazu, zu sagen, wo ich langfahren soll. Ich werde nervös. Dann wenden, dann Gefahrbremsung, dann zurück zum TÜV Gelände. Heißt das jetzt, dass ich bestanden habe, oder nicht?

„So, dann steigen Sie mal aus und erholen sich und ich rede noch kurz mit ihrem Fahrlehrer.“
Oh Mist, jetzt diskutieren die über meinen Führerschein. Klar, ich bin schonmal besser gefahren, aber wer fährt schon in der Prüfung so gut wie in den Fahrstunden. Was Dieter jetzt wohl sagt? Der hat doch auch keinen Bock mehr auf mich. Dieter bitte: Set me free!

Und dann kommen sie beide aus dem Auto und: BESTANDEN!!!! Ja Mann!!!!! Ab da weiß ich nichts mehr. Ich bin kurz auf und ab gesprungen, wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum und habe gestrahlt. Dann hab ich dem Prüfer alles mögliche versprochen: „Ich werde kein Raset! Ich werde nie Alkohol trinken und fahren. Ich schwöre, ich übe noch ganz viel und ich kann auch in zehn Jahren nochmal kommen und dann können sie gucken, wie ich Autofahren kann.“ Ich kriege so einen vorläufigen Schein, mit dem ich sechs Wochen durch Deutschland fahren kann: „Oh, ich wollte gleich eine große Europatour machen.“, sage ich. „Nee, nee, Spaaaß!!!“

Dann fährt Dieter mich nach Hause und wir verabschieden uns. Ich sage: „Danke. Und wir sehen uns dann auf der Straße.“ Dieter verdreht die Augen und sagt: „Bloß nicht!“ Aber er lächelt.

Schon wieder Generalprobe

Morgen ist die Prüfung. Aber heute ist mein neues Buch rausgekommen. Es sieht super aus und ist auch voll dick. Ein Ratgeber für Lehrer und alle die es werden wollen – aber auch lustig. Und das Beste – es gibt sogar ein Lied zum Buch. Vom legendären Franky Fuzz. Hört euch das mal an!

Buch schön und gut – Buch ist noch lange kein Führerschein. „Du hast die Schnauze und die Hose voll.“ sagt der Freund. Ich sage: „Ich komme mir vor wie eine hochschwangere Frau, die keinen Bock mehr auf den dicken Bauch hat und auch gar nicht mehr daran denkt, dass da noch ein Kind rauskommt.“ Und bei mir könnte ja ein Führerschein rauskommen. aber momentan denke ich nur: warum tue ich mir das denn an? „Möchten Sie gerne zur Wurzelbehandlung ohne Betäubung?“
„Ist denn an meinen Wurzeln was nicht in Ordnung?“
„Nö. Aber warum sich nicht trotzdem mal ’nen kleinen Eingriff gönnen.“
Und ich so: „Ja, super, machen Sie mal.“

Heute war letzte Fahrstunde und man sollte doch meinen, dass selbst Dieter sich heute – eine Stunde vor der Prüfung – der Prüfung des Prüflings, der schon einmal durchgefallen ist – mal zu ein wenig Motivation hinreißen lassen würde. Aber weit gefehlt. Dieter hat sich auch schon emotional abgemeldet. Er sitzt da und schnieft. „Keine Ahnung, wo ich diesen Rotz jetzt schon wieder herhabe.“ Ich kann es ihm auch nicht sagen. Die Sonne knallt durch die Fenster, aber die darf ich nicht aufmachen, weil Dieter ja erkältet ist. Er sagt mir immer nur, wo ich langfahren soll. „Links, rechts, an der zweiten Ampel wieder links.“ Eigentlich gut, ist so ein bisschen wie die Prüfung, außer, dass das Radio volle Pulle läuft und Dieter eine nach der anderen raucht. Ich biege tangential genial ab und versuche keine Kurven zu schneiden, weil ich das wohl IMMER mache und überhaupt ALLE das IMMER machen. Heute fahre ich die Kurven sowas von super, aber Dieter schweigt. Ich gucke wie bescheuert in alle Richtungen. Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick. Und Dieter sagt nur: „Da musst du nicht gucken. Da hast du doch vorhin schon geguckt. Dit reicht.“ Ich parke quer ein und korrigiere so super, dass ich stehe wie im Lehrbuch und Dieter sagt nur: „Nicht so dicht aufschließen. Du musst ja gleich wieder rausfahren.“

Okay, wenn Dieter nicht mitmacht, dann lobe ich mich einfach selbst. Stumm. „Super Frau Freitag, jetzt ranrollen, bremsbereit, rechts gucken, ob jemand kommt, vorher links gucken, ob da der Tod lauert und weiter. Sehr gut.“

Plötzlich Dieter: „Ich hab gestern 1000 Euro für Klamotten ausgegeben.“
„Echt?“
„Ja. Eigentlich wollte ich nur zwei Batterien kaufen.“
„Und was hast du dir gekauft?“
„Einen Anzug, eine Lederjacke, ein Hemd und eine Krawatte.“
„Na, kann man alles gebrauchen. Vorne links oder rechts?“
„Rechts. Ja, ich wollte einen leichten hellen Anzug und der sieht auch schau aus. Ich hatte den gleich am Abend an.“
„Und?“
Dieter lacht. „Kam gut an. Ich war der bestangezogendste Mann im Laden. Eine Augenweide.“
„Eine Augenweide?“
„Ja, haben die Damen gesagt.“
Ich frage: „Hast du denn die Batterien auch noch gekauft?“
„Ja, hab ich. Und dann hab ich den Laden mit dem Anzug gesehen.“
„Vielleicht ziehst du den Anzug morgen an.“
„Morgen, wieso?“
„Na, zur Prüfung.“
„Pffff. Nee, nee, wat soll ick denn da mit ’nem Anzug.“

Ich weiß es auch nicht. Dieter, warum kannst du mich nicht mal loben? Ich fahre doch heute so schön. Ich mache auch gar keine Fehler, weil die sagst du mir ja immer postwendend. Was wäre denn jetzt so schlimm mal zu sagen: „Du machst das schon.“? Kannste nicht mal über deinen Schatten springen? Nee, wa? Kannste nicht. Na ja, dann eben nicht. Dieter sagt nur: „Okay, dann bis morgen. Ich geb dir mal nicht die Hand.“ Und weg ist er. Ich gehe nach Hause und denke: „Schaff ich! Kann ich! Wird schon! Tschakkka!“

Kein Bock mehr!

Ich dachte ein bisschen Musik beim Schreiben wäre schön. Aber Adeles Hello treibt mich ja gleich ans offene Fenster. Adele hat bestimmt den Führerschein sofort bestanden. Und sogar alles links. Die hat es gut. Ich wäre lieber Adele.

„Ich würde niemandem sagen, wann deine nächste Prüfung ist.“, sagt eine Freundin.
Die Prüfung ist am Dienstag und ich habe keinen Bock. Ich hab keine Angst – nur eine richtig große Bocklosigkeit. Regelrecht gelangweilt fühle ich mich. Dienstagabend bin ich schon verabredet. Besaufen, feiern, trauern… eigentlich egal.

Vielleicht einfach mit dem ganzen Führerscheingemache aufhören? Ich habe wirklich gut ohne den Scheißschein gelebt. Und der Ärger hört doch dann nicht auf… Dann kommt, sich beim Gebrauchtwagenkauf von windigen Gesellen übers Ohr hauen lassen – woran würde ich denn einen Unfallwagen erkennen, wenn der nicht eindeutig irgendwo eingedellt ist? Dann kommt, sich mit Versicherungen auseinandersetzen. Formulare, die ich nicht lesen will, lesen. Dann kommen Unfälle – Blechschäden. Ich werde immer Schuld sein. Und wenn nicht, dann werde ich denken, ich sei Schuld. Dann kommt Werkstatt und Fachsprache, die ich nicht verstehe. Dann fühle ich mich wieder dumm.

So ein Auto ist doch eigentlich dem Menschen voll überlegen. Ich kann doch so einem Auto gar nichts entgegenhalten. Ein sehr ungleicher Gegner. Ich verstehe so ein Auto nicht. Dass ich so ein großes Ding bediene, ist eigentlich nicht normal. Ich fahre doch auch nicht gut Fahrrad. Ich kann laufen. Ich laufe gut. Obwohl – von dem Autofahren habe ich mir so einen kleinen Knieschaden eingehandelt – und später kommt da noch ein fetter Arsch dazu.

Aber ich kann auch nicht mehr ohne Dieter. Dieter strukturiert meine Woche. Ich brauche diese regelmäßigen Fahrstunden. Ich bin doch ein Sklave der Gewohnheit und momentan im Sabbatjahr. Für meine Persönlichkeit eigentlich Gift. Die Arbeit mit Netflix zu ersetzen geht ein paar Wochen. Momentan habe ich mich mich von Netflix emanzipiert. Lebt sich auch gut ohne Netflix. Aber ohne Dieter? Als Frau hat man bei Dieter ja nur Chancen, wenn man ihn bezahlt. 50 Euro für ein bisschen mit ihm rumgurken. „Mensch Mädel“ – im Preis inbegriffen. Genauso wie: „Ich hätte ja runtergeschaltet.“ Und: „Nicht denken. Einfach machen, was ich sage.“

Die Stunden nach meinem grandiosen Durchfall fahre ich wie ein Zombie. Wieder durch Tempelhof. Lustlos und apathisch. Und ich mache auch immer wieder Fehler. Mit erfahrenen Autofahrern zu fahren bringt auch nichts, die blinken gar nicht und auf Schulterblicke kann man da auch ewig warten.

Keine Lust mehr!!!! Mist. Ich muss doch bei der Prüfung wenigstens so tun, als sei ich am Bestehen interessiert. Na ja, die Aufregung wird schon noch kommen. Durchfallen – Bestehen… im Moment habe ich dazu gar keine Meinung. Emotional habe ich ich mich schon längst davon entfernt. Vielleicht ist das normal. Vielleicht ist das ein Schutzmechanismus. Vielleicht ist das Evolution. Das Mammut ist ja schon um die Ecke gerannt, da brauch ich jetzt auch nicht mehr hinterher, krieg ich sowieso nicht mehr.

Aber ich will ja auch nicht alle, die immer sagen – das schaffst du nächstes Mal ganz sicher – die will ich ja nicht enttäuschen. In meinem Alter sollte man eigentlich keine Prüfungen mehr machen. Da sollte man alle Prüfungen schon hinter sich haben. Steuerprüfung, okay, aber sonst?

Können die Durchgefallenen mir mal sagen, ob diese Abgeklärtheit und vor allem diese extreme Bocklosigkeit normal ist? Und vor allem, ob die wieder weg geht? Ich kann doch nicht im Ernst wollen, dass ich mein Leben lang zwei Mal die Woche mit Dieter durch die langweiligen 30er Zone von Tempelhof schleiche. Das Leben muss doch noch mehr zu bieten haben.

Nächste rechts und dann wieder links

„Dieter, kannst du die Heizung runter drehen?“, frage ich. Meine erste Fahrstunde nach der nicht bestandenen Prüfung. Dieter hatte nach mir noch zwei andere Prüflinge. „Ja, die Steffi und die Lara, die haben es beide geschafft.“ „Na, die haben sich bestimmt gefreut.“, sage ich.
„Klar. Du hättest dich ja auch gefreut.“, sagt Dieter. Ja, ich hätte mich auch gefreut. Jetzt sitzen Dieter und ich wieder im Auto, als sei nichts gewesen. „Nächste dann links.“ Draußen scheint die Sonne und im Auto ist es heiß.
„Dieter, kannst du die Heizung ausstellen?“
„Hast du aufsteigende Hitze?“, fragt Dieter und lacht. „Kommst du in die Wechseljahre? Hahaha, du bist in den Wechseljahren.“ Da bin ich nicht nur durch die Prüfung gefallen, nein, hier komme ich jetzt wohl auch noch ganz plötzlich in die Wechseljahre. Dabei hat Dieter einfach nur die Heizung zu doll aufgedreht. „Nein! ich bin nicht in den Wechseljahren. Du hast einfach ein Durchblutungsproblem, wenn du immer noch kalte Hände hast. Kommt wahrscheinlich vom Rauchen.“ kontere ich. „Apropos Rauchen“, sagt Dieter „Ich werde mir mal eine genehmigen.“

Wir fahren die Prüfungsstrecke noch einmal ab. Nützt mir jetzt auch nichts mehr. Ich fahre diesen Kackweg seit Freitag dauernd in meinem Kopf und da mache ich auch alles richtig. Genau wie jetzt. „So, und hier hättest du einfach nur blinken und gucken müssen.“ Schrecklich. Alles ist wieder da. Autobahn im dritten Gang, Fahrspurwechsel ohne blinken, nur die Autobahnmeisterei fehlt.

„Guck, da sind schon wieder Blumen auf der Mittelinsel.“, sagt Dieter. „Heute ist ja kalendarischer Frühlingsanfang.“
„Der war gestern.“, sage ich. „Ach ja, stimmt. Aber von Frühling merke ich noch nichts.“
„Wieso, da sind doch überall Krokusse auf dem Boden und auch schon ein paar Knospen an den Bäumen.“
„Nee, ich sehr noch nichts vom Frühling.“

„Und die Liebe? Was macht die Liebe?“, frage ich.
„Die nervt.“, sagt Dieter.
„Warum das denn?“
„Die hat mir gestern drei SMS geschickt und abends angerufen. Und ihr ginge es so schlecht. Sie hätte Dünnpfiff und ob ich denn ihre SMS nicht gelesen hätte. Und ich so, nee, hab ich nicht. Dabei hatte ich die gelesen.“
„Na, bei Whatsapp wäre das nicht gegangen. Da sieht man, wenn der andere das gelesen hat.“
Dieter lacht: „Ja, sie jammert auch rum; warum hast du denn kein WhatsApp? Ich sag, wozu brauch ich WhatsApp? Brauch ich nicht.“
„Na, da kannst du dich jedenfalls nicht damit rausreden, dass du ihre Nachrichten nicht gelesen hast. Das wird da nämlich angezeigt.“
Dieter schüttelt den Kopf: „Nee, die Dame nervt. Die quatscht Romane ohne Sinn und Zweck. Nichts von wegen: fasse dich kurz, oder so. Sie erzählt mir da genauestens über ihren Durchfall. Das interessiert mich gar nicht. Fehlte nur noch, dass sie die Konsistenz beschreibt. Ob der dünnflüssig oder…“
„Ja, ja, schon gut Dieter. Ist sie wenigstens lustig?“
„Nee.“

Wir fahren durch Tempelhof und dann wieder auf die Autobahn Richtung Hamburg. „Nun gib mal Stoff! Los, gib Gummi.“ Ich versuche Stoff und Gummi zu geben, aber irgendwie erscheint mir heute Tempo achtzig schneller, als sonst. Vielleicht ist das mit dem Autofahren einfach nichts für mich. Wenn ich daran denke, dass ich in zwei Wochen schon wieder Prüfung habe – mir tut das Knie weh und so richtig Spaß macht es mir heute auch nicht. vielleicht ist das normal, wenn man durch die Prüfung geflogen ist. Die Steffi hat bestimmt abends schön gefeiert und ist dann das ganze Wochenende durch Berlin gedüst, während ich immer wieder das gleiche erzählen musste. „… mit Pauken und Trompeten… nein, der Prüfer war sehr nett… ja, ich muss mir das mit dem Spurwechsel nochmal angucken… ja, nächste Mal schaffe ich es.“ Was ist denn, wenn ich es nächstes Mal nicht schaffe? Wann kommt dieser Idiotentest? Und was ist das überhaupt? Vielleicht bin ich dazu verdammt den Rest meines Lebens neben Dieter durch Tempelhof zu fahren. Zweimal die Woche, bis an mein Lebensende. „Nächste rechts und dann an der Ampel links.“