Wenn es Sommer wird…

Ach die Schüler… die sind schon süß. Wenn man nett zu denen ist, dann sind sie auch nett. Ist man sehr nett zu ihnen, so wie ich heute, dann werden sie auch sehr nett. So einfach ist das. Kann es denn so einfach sein?

„Ist so heiß hier, Frau Freitag, können wir denn nicht rausgehen?“ „Nö.“

„Aber ist doch letzter Tag vor dem Wochenende…“

Überall war heute so eine Ferienstimmung – vor allem in mir. Unsere Hofaufsicht haben meine Kollegen und ich auf der Bank abgehalten. Der ältere Kollege etwas widerwillig. Aber ich habe ihn beruhigt: „Guck mal, ich latsche sonst auch immer rum. Aber heute könn’ wir doch mal einfach hier sitzen. Wir gucken rum und so lange keiner schreit oder blutet oder irgendwas explodiert können wir doch auch sitzen.“ So saß ich dann zwischen den beiden Herren (dem älteren und dem nicht ganz so alten Kollegen) und quatschte mit denen über die Schüler. „Der ist doch auch nicht ganz schussecht, oder? Hast du den im Unterricht?“

ADHS-Dschinges kommt vorbei, grinst mich an: „Hallo Frau Freitag…“

„Dschinges warte mal, ich habe neulich bei einer Fortbildung deinen alten Lehrer Herrn Schmidt getroffen. Kannst du dich an den erinnern?“ Dschinges ist erst seit ein paar Wochen bei uns. „Meinen Sie den alten mit dem Bart?“ Ich nicke.

Er: „Jaaaaa, Herr Schmidt, er ist voll Playboy.“ Playboy…Herr Schmidt steht kurz vor seiner Pensionierung. Dann klingelt es und wir beobachten die lieben Kleinen, wie sie in ihren Unterricht strömen. Der jüngere Kollege geht, der ältere und ich bleiben sitzen. „Ich habe fertig.“ „Ich auch. Herrlich, oder?“ „Jaaaa, Wochenende!!!“

Au Backe!

Hektisch krakle ich die Ausfälle (Note 5 und Note 6) auf die Einladungen zum Elternsprechtag. Meine Klasse malt müde irgendetwas aus. Sie malen da schon seit drei Stunden dran rum und werden einfach nicht fertig. Dauernd geht die Tür auf „Verschlafen.“ „Bus.“ „Ich dachte Sie wären heute nicht da.“

Ich bin hoch konzentriert. Ich will diese blöden Zettel heute fertig schreiben. Dauernd kommt ein Schüler oder eine Schülerin und setzt sich neben mich. Ich lege meine Hand auf die Notenliste. „Ich will doch nur meine Ausfälle sehen.“ „Ich will nur mal kurz gucken.“

„Datenschutz!“ sage ich „Okay, dann mache ich das eben nach der Stunde.“

„Nein, nein, machen sie jetzt. Ich geh’ schon.“ Sie sind sehr interessiert an ihren Noten. Ist wie Schorf abpulen.

Fertig. Ich lese die Namen vor und überreiche ihnen das Unausweichliche. „Annabel…komm, hier, deine Ausfälle. Benni…Burak…“

Um jeden, der seine Einladung erhält bildet sich eine Schüleransammlung. „Abooo 5 Ausfälle.“; „Tschüch, warum hab’ ich in Deutsch eine 5?“

Die Notenliste mit den umkringelten Ausfällen liegt vor mir. Ich schreibe hinter jeden Namen, wie viele Fünfen und Sechsen er oder sie hat. Samira 5, Abdul 6, Mehmet, 7, Christine 1, Ronnie 2….

Allen Schülern mit drei oder mehr Ausfällen muss ich in meiner Freistunde einen Blauen Brief schreiben. Das sind 11 (!!!) Schüler. Fast die Hälfte meiner Klasse ist gefährdet sitzen zu bleiben.

„Frau Freitaaaaag,…“ Samira schleicht mit ihrem Elternsprechtageinladungszettel zu mir „Frau Freitag, kann es sein, dass hier gar nicht die Physiknoten draufstehen?“  Ich gucke mir die Notenliste genauer an. Mist, da sind weder die Ausfälle von Physik, noch von Erdkunde und auch nicht von Sport eingetragen. Schönen Dank auch. Na, super, da werden ja jetzt noch mal mehr Ausfälle dazukommen. Kann ich meine Klasse ja gleich ganz auflösen. Die drei Streber, die versetzt werden, die tun wir in die Parallelklassen und ich kann dann gleich wegen Unfähigkeit entlassen werden.

„Tja Frau Freitag, wenn Sie nicht mal das hinkriegen…“

Blaue Briefe

Morgen erfahre ich welche Schüler meiner Klasse stark, weniger stark oder überhaupt nicht gefährdet sind,  sitzen zu bleiben (schreibt man das zusammen?). Morgen muss ich dann die BLAUEN BRIEFE schreiben. Ich weiss sogar warum die so heißen. Weil die amtliche Post früher aus recyclten Uniformen gemacht wurde. Damit kann man die Schüler kurz aufheitern, wenn es um dieses für sie schreckliche Thema geht. Für die heißt es ja weiterkommen oder kleben bleiben. Für mich ist das eher wie „Wer wird Superstar? Mehrzad oder Menowin.“ Ich würde mich schon freuen, wenn meine Schüler möglichtst geschlossen mit mir in die 10te Klasse wandern, aber ich sehe schwarz. Und wenn ich aus den Fenstern gucke, dann sehe ich überhaupt nichts mehr. Sorry, aber ich muss die jetzt putzen. Jetzt sofort!

Der Idealzustand

Meine Kollegen beschweren sich nach wie vor über meine Klasse. Eigentlich ständig. Immer wird von so einem Idealzustand oder einem Idealverhalten ausgegangen. Der Maßstab scheint eine Klasse zu sein, die pünktlich den Raum betritt, gut vorbereitet und total still ist, den Mund nur öffnet, wenn man drangenommen wird. Niemand kippelt, keiner Frühstückt, schminkt sich, hört Musik, quatscht, kippelt, malt auf den Tisch. Und jeder ist völlig begeistert vom Unterrichtsstoff und lernt wie verrückt.

Stellt der Kollege eine Frage, gehen alle Finger hoch: „Ich, Herr Lehrer, bitte, ich!!!“ Befremdlich, aber ich glaube, dass das der Zustand ist, den meine Kollegen herbeisehnen. Werden sie diese Art des Unterrichts jemals erleben? War es früher so? Haben sie damals nicht gemeckert und gejammert?

Meine Klasse wird mit Sicherheit nicht mehr so. Das wäre doch genauso unrealistisch, wie wenn der Busfahrer davon träumt, dass es keine Autos mehr gäbe, nur noch ihn und seinen Bus. Ich wäre auch gerne Busfahrer. Auch mit Stau. Ich hätte meine Strecke, von A nach B und würde einfach immer nur fahren, anhalten, Türen auf, Fahrschein verkaufen, Türen zu, fahren, anhalten, Türen auf… Abends gäbe es immer Fleisch und Kartoffeln und irgendwas im Fernsehen. Dann ein Bier, Chips und dann ins Bett. Das Leben könnte so viel unkomplizierter sein.

Griechenland muss geholfen werden!

Warum regen sich alle so auf, dass wir Griechenland Geld zahlen sollen? Hallo!!! – Die haben uns die Demokratie gegeben. Ist die euch völlig egal? Was ist, wenn die Griechen sagen: „Gut Deutschland. Geiz ist geil, dann rückt mal die Demokratie und die Philosophie wieder raus.“ Was machen wir denn dann? Monarchie? Schon wieder Diktatur? Führerin Merkel? Also ich will das nicht.

Okay, ist wahrscheinlich viel Geld, das wir da locker machen müssen. Ich hätte da auch schon ein paar Ideen, wo das herkommen könnte. Persönlich kann ich gut auf die Bundeswehr verzichten. Wer braucht denn die Wehrpflicht? Ich nicht. Meine Freunde nicht. Meine Kollegen nicht. Meine Schüler nicht.

Diese Waffen, diese Panzer, Hubschrauber und Fahrzeuge – das ist doch nur was für ehemalige Opferschüler, die sich durch eine gemobbte Kindheit gekämpft, ihren Amoklaufgedanken widerstanden haben und sich beim Bund dann mal so richtig cool finden wollen. Das ginge doch viel billiger mit Counterstrike. Da verletzt sich niemand ernsthaft und der Effekt ist vergleichbar mit einer Karriere als Zeitsoldat. Frau Merkel müsste auch nicht dauernd nach Afghanistan fliegen, wenn wieder jemand erschossen wurde. Ein kurzer Brief auf schönem Papier in die Suchtklinik wäre völlig ausreichend.

Am Wochenende hatte ich das Vergnügen, in einer Bahn voller jugendlicher Nazis zu fahren. Es war sehr eng und ich stand dicht gequetscht zwischen einem Glatzkopf mit Blutergüssen auf den Augenlidern und es einem Spaßvolgelnazifreund, der völlig besoffen war. Die anderen Kumpels waren weiter hinten, deshalb wurde jeder Kommentar, jeder flache Witz und alle Nazilieder lautstark durch den Wagen gebrüllt. „Affen ab nach Afrika, Europa ist für weiße da, oi, oi, oi.“ Ich kann mich auch irren, vielleicht waren nicht alle Nazis, aber mir kam es so vor.

Als ich einstieg sagte der mit den Blutergüssen: „Hier stinkt’s.“ Ich gucke ihn fragend an. Schlucke meine Standard: „Mach doch den Mund zu.“- Antwort erstmal runter. „Ich mein hier stinkt’s nach Parfum.“ Ich: „Das kann ich nicht sein.“ Spaßnazivogel: „Sicher?“ Ich: „Ja.“

Dann eine Weile das übliche Jungs –in-Gruppen-Blahblah: Alta, ich schwitze. – wo – Eins-A–Arschwasser…ich will ein Bier. Is’ schön eng hier…Sind wir bald da?

Ein Nazikollege weiter hinten brüllt irgendwann: „Ey, Alter, wolltest du nicht zur Bundeswehr?“

Der Spaßvogelnazi neben mir: „Nöööö. Ich mach’ Zivildienst.“

Ich: ???? Bin überrascht. Hätte ich nicht gedacht. Habe ich den so falsch eingesch…

„Ja Alta – Zivildienst hahaha!!! – Witz!!! Klar. Ich verpflichte mich gleich für fünf Jahre. Und dann geht das ab – nach Afghanistan: Peng, peng, peng…“ lautstark imitiert er ein Maschinengewehr. „Das wird soooo geil, Alta.“

Schön denke ich, das sind also die, die uns am Hindukusch verteidigen. Wenn man mich fragt: Bundeswehr oder Demokratie? Klarer Fall: Lasst uns die Bundeswehr schließen und nachträglich die Demokratie kaufen. Hier Griechenland, hier ist das Geld. Aber in Zukunft nicht so prassen, okay?

Das offene Fenster und die Winterreifen

Ich sitze mit dem Freund und zwei weiteren Freunden in einem Restaurant. Das besondere an diesem Lokal ist, dass es im obersten Stock eines Hochhauses ist. Wir sitzen am Fenster und essen. Ich gucke raus. Gegenüber ist auch ein Hochhaus. Ein Fenster ist offen. Dort steht ein Mann. Er ist etwas dick und nackt. Er guckt raus. Plötzlich nimmt er einen alten Autoreifen und schmeißt den aus dem Fenster.

Ich denke: „Au Backe, was macht der denn da? So kann man doch nicht seine alten Winterreifen entsorgen. Da kann doch jemand unten erschlagen werden…“ Aber der Reifen hängt an einem Seil und baumelt jetzt vor einem Fenster, einige Stockwerke weiter unten. Dann bückt er sich wieder und wiederholt alles mit einem zweiten Reifen.

Dann steigt er auf das Fensterbrett und guckt nach unten. Oh Gott, der will springen!

Plötzlich stürzen viele Gäste des Restaurants ans Fenster. Ich gucke mir den Mann genauer an. Er ist so nackt und sieht sehr traurig, verzweifelt aus. Er hält sich am Fensterrahmen fest und lehnt sich raus. Ich gucke weg. Ich habe Angst, zu sehen, dass er sich fallen lässt. Plötzlich springt der Freund zum Fenster, öffnet es und klettert raus. Was macht er??? Neeeein!!!

Vor dem Fenster ist ein Baugerüst. Da klettert er rauf. Neeeiiiinnn!!! Geh’ da nicht rauf!!!! Bleib hier!!!! Du kannst doch da runterfallen!!!! Aber er hört mich gar nicht. Ich halte das nicht mehr aus und wache auf.

Scheiße, was war das denn? Was soll das? Und vor allem wer bin ich? Die Winterreifen? Der nackte Mann? Das Baugerüst? Oder das Fenster?

Sonne – Nein Danke!

Heute sollte es warm werden. Sommerhaft warm. Ich gucke den Wetterbericht. Eine lachende Sonne, genau da wo ich wohne. Scheiße – denke ich – das erste Sommerwochenende!

Mist, gutes Wetter. Und die Menschheit wird unterwegs sein. Den Sommer begrüßen. Frau Dienstag wohnt schon seit Februar in ihrem Sommerhaus: „Wir müssen sähen, pflanzen, ich muss unbedingt zum Staudenmarkt…wir warten auf den Mann der den Boiler einbaut…“ Frl. Krise bekommt Besuch von ihrem Freund und wird sich wahrscheinlich ganztätig bei Ikea aufhalten und danach drei Schränke montieren, ein Sofa auf- und ein anderes abbauen. Außerdem hat sie immer Deutscharbeiten in petto, die sie kontrollieren kann, wenn ihr langweilig wird.

Der Deutschlehrer hat einen Wochenendeinsatz in seiner Schule – Frühjahrsputz mit den Eltern. Bei so was ist Anwesenheitspflicht! Da wird fröhlich geschrubbt und dann gibt’s selbst gemachten Mutterkuchen. Der Deutschlehrer ist spätestens um 16 Uhr im siebten Himmel, denn Essen ist ein großes Hobby von ihm. Der Freund muss arbeiten oder so tun als arbeite er. Und ich?

Ich könnte, müsste, solle – will aber nicht und werde nicht. Ich will weder Action, noch Natur und schon gar kein gutes Wetter, dass mich nach draußen zwingt.

Ich will Regen, Sturm, Schneeverwehungen, Hagel. Ich will sagen: „Na, da jagt man doch keinen Hund vor die Tür.“ Ich will das kranke Kind sein, auf dem Sofa liegen und rauchen wie ein Hinterhaus-Alkoholiker. Ich will sagen: „Heute ist Samstag und da mache ich nichts für die Schule.“ Und ich will vor allem nicht hören, was für ein tolles Wochenende meine Kollegen bei diesem king Wetter hatten. Ich will nicht mal Kollegen.

Gestern war ich auf einem Geburtstag. Wenn man sich mal so richtig alt fühlen will, sollte man auf die Geburtstage von sehr jungen Leuten gehen. Da waren viele Referendare – super! „Und wie läuft’s?“

„Ist scheiße. Aber die anderen aus meinem Seminar die heulen nur noch.“

Ich denke: Yes! Erzähle mir mehr von den Heulenden! Und versuche dabei ein mitleidendes Gesicht zu machen.

Ich erfahre schöne Schauergeschichten aus der schlimmsten Zeit des Lebens. Katastrophen von Leuten die man nicht kennt, sind echt amüsant. Ab und zu erzähle ich auch Anekdoten aus meinem eigenen Referendariat: „Und  bei dem Unterrichtsbesuch sag ich – Oliver, nun zeig uns mal die Schlagschatten auf der Klorolle. Und der Depp hält sich den Laserpointer  direkt ins Auge, leuchtet rein und macht dabei Tiergeräusche. Im Nachhinein wundert es mich, dass ich heute Lehrerin bin.

Ach, aber heute… wäre ich nicht Lehrerin, vielleicht hätte ich einen Job, der auch am Samstag wäre. „Am Wochenende, meine Damen und Herren beschert und das Hochdruckgebiet Bertha das erste schöne Wochenende.“

„Mist, und ich muss am Sonnabend und Sonntag arbeiten.“

Die verkaufte Braut

„Mitten in Deutschland wird eine 14jährige Kurdin an einen 19Jährigen verkauft – für 15 500 Euro…“

Und die Öffentlichkeit regt sich darüber auf. Ich wundere mich. Das ist doch nicht die erste, die verkauft wurde. Wie kam das überhaupt raus? Warum ist das Entsetzen jetzt so groß? Sind wir nicht eigentlich davon geschockt, dass die Familie des Bräutigams das Geld zurück verlangt und die Dreistigkeit hat, das vor einem Gericht zu tun? Plötzlich gibt es Gesetze, die auch für sie gelten. „Dann gehe ich vor Gericht!“ Eine 14 Jährige zu heiraten und dafür Geld zu zahlen: „Tja, Tradition…ist halt so bei uns.“ Aber wenn es gerade passt, dann doch bitte vor Gericht ziehen.

Angeblich wollte der Vater der Braut am Anfang 70 000 Euro für seine Tochter. Eine Stange Geld. Jetzt frage ich mich, weshalb er von 70 000 auf 15 500 Euro runter gegangen ist. Wie wird denn der Wert des Mädchens ermittelt? Gibt es da eine Checkliste? Klar, Jungfrau muss sie sein. Aber das ist ja normal, dafür kann man jetzt nicht so viel Geld verlangen. Gutes Aussehen, gesund sein, kochen können… Oder Bildungsgrad der Braut: „Geht sie nur Hauptschule. Kann sie nicht so teuer sein. Ist nicht Gymnasiumschule. Dann 70 000 Euro, aber so…“

Und wie sich der Vater der Braut zu rechtfertigen versucht: „Wir haben ihr für das Geld, Kleidung, Schmuck, Gold, Haushalt gekauft.“ Vater und Braut sagen beide, dass sie: „Haushalt“ gekauft haben. Ich frage: „Was kostet Haushalt?“ Der will mir doch nicht im Ernst erzählen, dass er für 15 500 Euro Klamotten, Schmuck und Küchenmaschinen gekauft hat.

Und wo kommt denn das Geld her? Ich könnte mir zurzeit keine Braut kaufen – weder Gymnasiummädchen, noch nicht mal Hauptschulbraut. Hat denn jede Familie mal so locker 15 000 Euro? Was ist denn, wenn die mehrere Söhne haben und die Hochzeit müssen die doch auch noch bezahlen… das kann ja ganz schön teuer werden.

Und wie kommt man auf diese krumme Summe?

Vater 1: „Gibst du 70 000 Euro für Jasmin!“

Vater 2: „Aboo, 70 000 …mein Freund…geb’ ich dir 7000 Euro. Ist guter Preis!“

Vater 1: „Gibst du 50 000 weil sie sehr hübsch und gutes Mädchen…Zähne gut, Haare gut, alles gut.“

Und irgendwann endet man bei dieser seltsamen Summe.

Tja, ist halt Tradition. Aber keine Angst, lieber Vater vom Bräutigam, du wirst dein Geld bestimmt zurückbekommen, schließlich gibt es ja hier Gesetze und was Recht ist muss Recht bleiben. Wenn mir die Klamotten, die ich bei H&M gekauft habe, doch nicht gefallen, dann kann ich sie ja auch wieder umtauschen. Geht schon. Wird schon. Mach dir keine Sorgen…

Der hungrige Lehrkörper

Wenn Lehrer sich wie Schüler verhalten, sitzen sie in der Gesamtkonferenz oder im Lehrerzimmer – oder bei einer Fortbildung.

Jede dieser Situationen schmeckt dem gemeinen Lehrkörper gar nicht, denn sie widerspricht seinem Naturell. Der Lehrer ist es gewohnt vorne zu stehen und den Ton anzugeben. Die Lerngruppe zu führen, zu leiten, zu begleiten… Neuerdings soll der Lehrer Begleiter sein, Berater – sozusagen eine Art Lernkumpel und nicht mehr Führer und Chef im Ring. Wenn ich in den Klassen nicht der MC bin, dann übernimmt sofort ein Schüler diese Rolle. Dieses Problem dürfte Referendaren und Opferlehrern bekannt sein.

Jedenfalls ist der Lehrer gewöhnt den Ton anzugeben. Er bestimmt wann gearbeitet, wann gequatscht, wann geatmet und wann eingepackt wird. Setzt man den Lehrer nun in eine Konferenz oder eine Fortbildung, dann ist er nicht nur, nicht mehr Chef, sondern muss sich einem anderen Tonangeber unterordnen. Unterordnung fällt dem Lehrer schwer… kennt er nicht, braucht er nicht, will er nicht. Und so verfallen die Lehrer ins Schülerverhalten.

Da wird ständig mit dem Nachbarn getuschelt. (Scheint ja niemanden zu stören, denn der Fortbilder oder die Schulleitung ermahnen ja nicht. Also wird fleißig weitergetuschelt.)

Dann wird – was im eigenen Unterricht undenkbar wäre – gegessen, was die Tupperdose hergibt. „Ich hatte den gaaaaanzen Vormittag Unterricht und kam gaaaar nicht zum Essen…“ Komisch nur, dass die Schüler, die ja eigentlich mehr Unterricht haben, als die Lehrer, nie mit so einer Erklärung durchkommen. Und was die Lehrer so alles essen… da gibt es nicht nur die traditionellen Leberwurstbrote – da werden die feinsten Rohkostvariationen mitgebracht. Möhren, Kohlrabi, Äpfel, Ananas – alles bereits mundgerecht zerkleinert.

Neulich beobachte ich eine Kollegin (eine extrem abgemagerte), wie sie sich während einer Sitzung einen Obstsalat zubereitet. Zunächst wird das Obst zerschnippelt – eine riesige Schweinerei – dann alles in einer Plastikdose zusammengemengt und danach werden noch einige Löffel Flüssigkeit aus einer Thermoskanne drübergekippt. Immer einen Löffel Flüssigkeit (wahrscheinlich Tee), dann in dem Obst rumrühren, dann wieder Tee, dann rühren. Irgendwann war alles fertig, ihr Platz sah aus wie ein Schlachtfeld und als sie anfing zu essen musste ich mich wegdrehen. Dann aber immer wieder hingucken. Sie leckte den Löffel mit total verkniffenen Lippen ab, dass bloß nichts von ihrem grandiosen Obst-Tee Gemansche verloren ginge. Mit fasziniertem Ekel starrte ich, dann stehe ich auf, und gehe zu ihr: „Guck doch mal, was du hier für eine Sauerei auf deinem Tisch gemacht hast.“ Ich nehme die Obstabfälle und die durchweichten Taschentücher und packe sie in ihren Obstsalat, schütte den Rest ihres Tees darüber mit einem: „Vergiss nicht schön umzurühren.“ wende ich mich ab und werde von meinen Kollegen bewundernd angeglotzt.

Fazit: Wenn sich alle Lehrer in den Konferenzen wie Schüler verhalten, muss doch irgendjemand mal einen Schlussstrich ziehen und für Ordnung sorgen. Und an diesem Tag war das eben ich.