„Aber die müssen sich bald anmelden.“ sagt Frau Dienstag. „Auch an den OSZs gibt es nicht unendlich viele freie Plätze.“ Frau Dienstag klärt mich auf, wie das mit meiner Klasse nach dem Schulabgang und ihren verkackten Abschlüssen weiter gehen soll.
Jetzt muss ich mich darüber informieren und dann neue Mantren streuen: „Ihr müsst euch dort bewerben. Da gibt es einen Bewerbungsschluss. Warst du schon da? Hast du dich da angemeldet…“ Super. Das hört ja wohl nie auf.
Morgen haben wir die Zensurenkonferenz. Zur Realschulprüfung zugelassen werden fast alle, die das wollen. Die Realschulprognose haben aber nur sehr wenige. Irgendwie total paradox. Da darf man sich anmelden, wenn man nicht mehr als vier Ausfälle (also fünfen und sechsen) hat, aber am Ende braucht man in fast allen Fächern eine drei.
Das ist so, wie wenn man 100 kg Frauen beim Casting für Germany’s next Top Model auswählt, sie ins Band Modelhaus einziehen lässt und ihnen dann am Ende sagt: „Sorry hier kannst du nur gewinnen, wenn du 48 kg wiegst.
Die Logik der Schulbehörde erschließt sich mir nicht. Haben die Angst, dass wir nicht genug zu tun haben? Schließlich muss ja jeder Angemeldete betreut und betüdelt werden und jede geschriebene Arbeit korrigiert, bewertet und in irgendwelche Computer eingegeben werden. Weniger Anmeldungen bedeutet eben auch weniger Arbeit für uns und das darf wohl nicht sein. Außerdem müssten die Schüler sich ja, wenn sie sich nicht anmelden würden mit ihrer nahen Zukunft auseinandersetzen. So können sie diese unangenehmen Gedanken in dem Glauben, „ich mache ja die Realschulprüfung“ vor sich her ins Nirvana schieben.
Rechnerisch ist bei manchen Schülern gar kein Realschulzeugnis mehr möglich – wer z.B. nur einen Punkt in Mathe hat und im Sommer mindestens 7 braucht, der müsste ja 13 Punkte im zweiten Halbjahr bekommen. (Note vom ersten Halbjahr + Note vom zweiten Halbjahr geteilt durch zwei – ergibt die Endjahresnote). Es gibt aber nur 12 Punkte zu holen in Mathe. Und auch wenn rechnerisch alles möglich ist, dann ist da ja noch die kleine Hürde, dass man für eine gute Note vielleicht ein wenig Anstrengung braucht.
Ach, ich sehe schwarz. Aber Frau Dienstag hat mich beruhigt: „Bilde dir doch nicht ein, dass wir die letzten Menschen sind, die Einfluss auf die Schüler haben.“ Stolz erzählt sie mir immer wieder, dass zwei ihrer ehemaligen Jungs jetzt bei der Deutschen Bahn arbeiten. It figures.