Au Backe, morgen ist die Prüfung. Ich mach mir in die Hose.
Dieter ist die Ruhe selbst. Ich fange immer wieder an, von meiner Angst zu sprechen, aber er geht da gar nicht drauf ein. Dieter hat morgen noch eine andere Prüfung am Nachmittag. „Die Steffi, au Mann und die ist so aufgeregt.“
„Noch aufgeregter als ich?“, frage ich und er guckt mich nur an. Wahrscheinlich merkt er gar nicht, dass ich Angst habe. Am Liebsten würde ich sagen: Dieter, ich falle ja dann morgen nicht nur durch, ich hab hier tausend Leser, denen ich dann meine Schmach mitteilen muss. Durchfallen ist ja das eine, aber öffentlich durchfallen? Na ja, öffentlich… wird ja jetzt nicht live im Fernsehen übertragen. Zum Glück. Das wäre doch mal ein Format. So eine Fahrschule-Führerschein-mach-Reality-Show. Ich würde mir das ansehen und wahrscheinlich würde ich mich immer voll freuen, wenn einer durchfällt.
Jetzt mal ganz ehrlich, ich falle morgen garantiert durch. Gestern nach der Fahrstunde meinte Dieter noch: „Na, wenn das heute die Prüfung gewesen wäre, dann wärst du durchgekommen.“ Und heute fahre ich so eine derartige Grütze zusammen. Alles was ich schon konnte habe ich wieder vergessen, ich schalte dauernd falsch, ich fahre über ein Stoppschild, gucke nicht bei rechts vor links, ich weiss auch nicht, was heute mit mir los war. Plötzlich denke ich: „Wie ging das alles noch mal? Hilfe, ich bin noch nicht so weit! Ich will noch mehr Stunden. Ich brauche noch mehr Fahrlehrer!“ Heute hatte ich auch plötzlich Angst auf der Straße. Was mach ich eigentlich hier? Wieso sitze ich denn in einem Auto? Warum bleibe ich nicht bei der Monatskarte und fahre U-Bahn? Da kann man wenigstens während der Fahrt lesen.
„Bieg mal links ab.“, sagt Dieter.
Ich fahre auf die Ampel zu und im Augenwinkel sehe ich, dass sie gelb wird und kriege plötzlich voll den Schock und bremse. „Was machst du denn?“
„Ich weiss auch nicht. Ich dachte…“
„Du sollst nicht denken. Seit wann bleiben wir bei einer gelb werdenden Ampel einfach stehen? War doch alles frei, hättest du fahren können.“ Dieter schüttelt den Kopf – ich denke – na super, das kann ja morgen was werden!
Bestimmt wird der Prüfer sauer, dass ich so schlecht fahre und es wage mit so wenigen Fähigkeiten in die Prüfung zu gehen. Wahrscheinlich hält der gar nichts von so älteren Fahrschülern. Und vielleicht hält der gar nichts von Frauen im Auto, wenn sie nicht mit langen blonden Haaren auf dem Beifahrersitz sitzen.
„Lass dir bloss nicht einfallen irgendwas neu zu lernen.“, sagt Dieter streng.
„Hä? Was jetzt?“
„Du sollst morgen nur alles so machen, wie wir das bisher gemacht haben.“ Ich hatte gar nicht vor irgendwas neu zu lernen oder mir was neues auszudenken. Ich wollte mir ein paar Videos im Internet ansehen, aber das mache ich vielleicht lieber nicht. Ich soll abbiegen und schneide die Kurve. Dieter sagt: „Mensch Mädel, warum hast du nicht mit zwanzig den Führerschein gemacht?“ Und das frage ich mich auch. Auweiaaaaaa!
Viel Glück, Frau Freitag! Zeig’s mal dem Dieter.
Gogogo! Bei mir dauert Fahrschule noch mindestens 3 Monate 😉
mal was Privates. Ich habe eine Schwester, die ist hochbegabt. Ich nicht.
Während ich in den Niederungen allgemeiner Mittelmäßigkeit versank, hat sie ein Abi mit 1,0 gebaut, war Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes, später auch in der Auswahlkommission und ist jetzt in einer führenden Position eines Unternehmens. Alle Prüfungen ihres Lebens hat sie mit Bravour bestanden – außer die praktische Fahrprüfung. Da ist sie durchgefallen 😀 Davon zehre ich noch heute – nobody’s perfect!
Du siehst: du bist in guter Gesellschaft…
noch bin ich ja auch noch nicht durchgefallen. und wenn, bin ich dann auch hochbegabt? das wäre schön.
also Frau Freitag , jetzt aber mal zusammen reißen … keine Angst vor einer versemmelten Prüfung… beim ersten mal darf man durchfallen . Ich hab’s damals nicht geschafft weil ich genau DIESEN Fehler gemacht hab : immer wieder grübeln, Gedanken nicht bei der Sache etc. Mit zwanzig hättest vielleicht auch Probleme gehabt, andere zwar aber halt Probleme ….Ist ja noch nicht zu spät… na ja , mit achtzig sollte man auch nicht mehr dran denken 😉 …. Morgen möchte ich hier einen Erfolgsbericht lesen ….
bis dahin TOI TOI TOI …. schönen Abend noch .
Mach einfach das, was die Meter an Straße und Verkehr um Dich herum erfordern. Aus dem Bauch, mit gesundem Menschenverstand. Bei voller Konzentration nimmst Du den Prüfer nur noch als Hintergrundrauschen wahr 🙂 Du machst das!
Liebe Frau Freitag, ich drücke ganz fest die Daumen! Deine subjektive Einschätzung NICHTS mehr zu können, ist völlig normal vor der Prüfung.
Allerdings schlagen 2 Herzen in meiner Brust: Einerseits fand ich dich in der Begegnung mit Dieter, Harald und Co. ziemlich hart im Nehmen und dennoch pädagogisch wertvoll – ein Ende wäre wohl für dich und dein Budget nicht unerfreulich. Andererseits würde ich deine Berichte von der Fahrschule sehr vermissen! Aber vielleicht bestehst du einfach und nimmst dir anderes Thema vor, dann ist allen geholfen!
Also viel Glück!
Rosemond
Ich bin in der Fahrstunde vor der Prüfung an einer grünen Ampel stehen geblieben, weil ich so nervös war. Bestanden habe ich dann trotzdem. Die Generalprobe geht doch immer daneben.
Für morgen: tschakka! Das schafft ihr schon, du und der Dieter.
Viel Erfolg wünscht
Frau Pappelheim
Das schaffen Sie schon, Frau Freitag! Ich drücke Ihnen fest die Daumen! 🙂
Ich habe mir in der letzten Fahrstunde vor der Prüfung damals einen Mist zusammengefahren, das war nicht mehr feierlich.
Mein Fahrlehrer rief begeistert aus, dass ich so grauenhaft fahren würde, als hätte ich bisher keine einzige Fahrstunde gehabt. Das sei ein sicheres Zeichen dafür, dass ich bei der Prüfung ganz toll fahren und sie locker bestehen würde. Und er hatte recht, hurra.
Ich drücke heftig die Daumen. Sie schaffen das, Frau Freitag!
Da bin ich mir sicher.
Toi, toi, toi, Frau Freitag! Du schaffst das!
Das ist doch super, nach einer richtig schoen verkackten Generalprobe klappt die Verstellung doch immer am besten.
Ich druecke Ihnen die Daumen, das schaffen Sie!
Hallo,
alle sagen „beim ersten Mal darf man durchfallen“. Was ist denn dann beim zweiten Mal? Naja …
Es erhöht nur die Aufregung, wenn man sich vor einer Prüfung zuviel Gedanken macht, ist schon wahr. Und geübt wurde ja ausreichend. Für mich ist es so, dass ein bisserl Aufregung gut ist, weil man dann wach ist und sich besser konzentrieren kann. Zuviel Aufregung ist wie zuviel Kaffee, vor lauter zittern geht gar nix mehr.
Ich wünsche „Viel Glück“; wenns diesmal nicht klappen sollte, dann halt beim nächsten Mal. Eine versemmelte Fahrprüfung ist doch in Wirklichkeit nicht schlimm. Null Auswirkungen beruflich, wenig Auswirkungen privat – und auf die paar Euo für Extrafahrstunden kommt es dann auch nicht mehr an.
Viel Erfolg!