Im Würgegriff

Als ich den letzten Eintrag geschrieben habe war ich noch voll der Killer. Wirklich! Ich war sogar voller Vorfreude, Dieter endlich mal die Meinung zu geigen. Und dann gestern… der Tag der Fahrstunde… kurz vorm Showdown…

… da war irgendwie alles anders. Ich war so dermaßen überhaupt nicht mehr der Killer. Eher so klein und luschig. Mit leichten Kopfschmerzen und meinem kaputten Schirm bin ich im Nieselregen zur Fahrstunde gelatscht. Geschlichen. Und der Wind hat den Schirm immer wieder umgestülpt und die Brille wurde nass, und überhaupt. Als ich dann Dieter gegenüber saß, da war ich ein Haufen Elend. Über eine Stunde Autofahren vor mir, keine Lust dazu und keine Energie, Dieter irgendwas zu sagen. Irgendwas – außer: „Hier die 50 Euro.“

Ich dachte: Scheiß auf die Sonderfahrten. Scheiß doch auf – schnell die Prüfung machen, scheiß auf alles. Und dann der Dieter aber plötzlich: „Ich hab mir jetzt mal Freitag und Samstag für die Beleuchtungs- und die Autobahnfahrt freigehalten.“

Ich so: Hä? Echt jetzt? Er so: ja.

Und dann wußte ich gar nicht, was ich machen sollte. Auf der einen Seite will ich wirklich nicht mehr bei Dieter sein. Aber jetzt habe ich ja schon die Termine für die Sonderfahrten und die sind ja noch die große Hürde vor der Prüfung. Wenn ich jetzt zu Murat wechsel, dann hat der vielleicht gar keine Termine für die Sonderfahrten und dann dauert der ganze Mist noch länger. Und wer weiß denn schon, ob es bei Murat besser wird. Das denke ich doch nur. Wissen tue ich das nicht. Und vielleicht ist Dieter einfach mein Schicksal. Vielleicht habe ich Dieter irgendwie verdient. Ich bin ja nicht immer nett. Manchmal stehe ich zum Beispiel in der U-Bahn nicht auf, wenn eine ältere Person neben mir steht. Und ich sage immer, dass ich ja auch mal den Boden saugen könnte, aber dann mache ich das nie. Und ich habe auch gesagt, dass ich die Klamotten, die schon seit letztem Jahr aussortiert sind in den Altkleidercontainer bringe und die liegen immer noch im Schlafzimmer. Nur sagen reicht ja nicht. Vielleicht ist das jetzt der Lohn, also die Strafe. Die Konsequenz auf mein inkonsequentes Verhalten ist Dieter.

Vielleicht sagt das Schicksal mir: Jetzt stell dich mal nicht so an und bleib bei Dieter. Du kannst auch nicht immer alles haben. Dir geht es doch viel zu gut im Moment. Dieter ist deine Herausforderung. Deine Challenge. Deine persönliche Krise, an der du dich reiben und, die du mit einem: Wir schaffen das! – bewältigen musst.

Dieter ist wie Zigaretten, wie eine ungesunde Beziehung – ich komme vielleicht einfach nicht weg von ihm.

Das dachte ich gestern. Und heute – auf dem Weg zur Fahrschule – wieder mit leichten Kopfschmerzen – hoffentlich ist das nur das Wetter und kein Tumor – da denke ich: Oh nee, jetzt gleich wieder Dieter. Ich wechsele doch noch. Ich halte diese Sonderfahrten mit Klappergebiss nicht aus. Und dann sagt Dieter: Der Murat ist krank. Richtig krank. Und ich denke – na, dann kann ich ja gar nicht wechseln.

Und dann fahren wir zum TÜV und Dieter holt bei den Frauen am Tresen meinen Prüfungstermin, während ich auf dem Klo bin.
Au Backe, jetzt habe ich einen Termin. 26.2. In 17 Tagen habe ich meine praktische Führerscheinprüfung. Ich glaube es hilft alles nichts. Ich bleibe bei Dieter.

Allgemein

10 Gedanken zu “Im Würgegriff

  1. Kopf hoch Frau Freitag, du schaffst das. solche wehleidigen Gefühle hatte ich auch , dass es dann nicht geklappt hat mit der Prüfung lag an anderen Dingen. Bloß jetzt keine Depressionen. …. So’n Wetter kann einem schon ordentlich zusetzen. Toi, Toi , Toi ……. 🙂

  2. Also mal übertragen auf meine Schulzeit, waren die strengen Lehrer die , bei denen ich am meisten gelernt habe. Frag dich doch mal, ob du bei einem anderen Fahrlehrer, dem du es nicht „zeigen“ wolltest, auch so für die theoretische Prüfung gelernt hättest? Und letztendlich mit 0 Punkten bestanden hättest… 😉

    Vielleicht ist dieser Lehrer nicht nur der, den du verdienst, sondern auch den du brauchst um zu bestehen… Auch wenn er nervt!

    LG
    Franziska

  3. Ist wie bei jeder Prüfung, wenn man sie abnimmt ist leichter als wenn man sie ablegen muss. Aber im Gegensatz zu dem typischen Schüler – z.B. mich – wurde ja ausreichend geübt.

    Bei allen nicht-Motivationssprüchen von Dieter muss man ihm halt doch zugute halten, dass er immer noch darauf achtet, ob Blinker gesetzt und Schulterblicke durchgeführt werden. Das war also bisher auch kein pseudo-Üben.

    Deshalb halt die restlichen Übungsfahrten machen, möglichst ausgeruht zur Prüfung gehen – und dann nicht in Hektik verfallen. Fahrprüfung ist kein Wettrennen, Coolness-Faktor spielt überhaupt keine Rolle, es geht nur darum, das Auto sicher von A nach B bewegen zu können.

    Viel Erfolg und Glück.

  4. Mein Fahrlehrer hoerte waehrend der Fahrstunde immer NDR Radio Niedersachsen (der Hausfrauensender) und sang bei Sachen wie Heino dann auch noch lautstark mit. Wenn ich es dabei schaffe, mich auf den Verkehr zu konzentrieren und keinen Unfall zu bauen, kann mir die Pruefung nur gelingen ….( ja, hat dann auch geklappt)

  5. Herzlichen Glückwunsch!
    Lass dich für die praktische Prüfung bloß nicht verunsichern. Mein erster Fahrlehrer meinte da ständig zu mir, die Prüfer wären ja so böse mittlerweile und würden während der Fahrt einfach mal reinrufen, dich in Straßen schicken in die du gar nicht fahren darfst (einmal in die Sackgasse gefahren und durchgefallen), dir Fragen zur Mechanik stellen usw. Fahrschule gewechselt, das meinem neuen Fahrlehrer erzählt und der fiel aus allen Wolken. So einen Prüfer hat er noch nie erlebt und kann sich das auch nicht vorstellen 🙂
    Ich denke, er wollte mich auf alle Eventualitäten vorbereiten, aber geholfen hätte mir das nicht. Das hat mich nur nervöser gemacht und einen innerlichen Horror vor dieser Prüfung aufgebaut, sonst nichts.
    Geh die theoretischen Fragen für dich vorher nochmal durch (Wo steht welches Öl, wo kommt Kühlwasser rein, Reifendruck usw.), das hat mir schon mal Ruhe gegeben.
    Und sonst: Nur Mut! Immer Ruhig bleiben und einfach genau so fahren wie sonst auch. Das machst du!

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