Wenn Fakten überfordern

„Frau Freitag, wissen Sie eigentlich, dass dieser Obama Moslem ist?“

„Ja, vallah, er heißt Hüssein mit zweite Name. Er ist voll einer von uns, aber auch schwarz und auch Präsident.“ Emre und Abdul picken sich aus dem Weltgeschehen mal wieder nur die Details heraus, die sie interessieren. Machen wir ja alle. Wir sitzen zusammen an einem riesigen Gruppentisch.  Das Gute, wenn man die Klassenlehrerin einer professionellen Schwänzertruppe sein darf ist, dass manchmal nur so wenige Schüler erscheinen, dass man bequem um einen Tisch herum sitzen kann.

Es ist ein normaler Schultag, an den ich mich dunkel erinnere, aus einer fernen Zeit, in der es noch täglich Schule und einen geregelten Alltag gab. Total ohne Ferien.

Keiner von uns hat Bock auf Unterricht. Also pflegen wir mal wieder die Beziehungsebene.

„Frau Freitag, haben Sie gehört, dass es jetzt so einen Facebookfilm gibt?“ fragt Esra

„Ja, is über so einen Mann, der voll viel Geld mit Facebook verdient hat.“ ergänzt Funda

„Ja, habe ich von gehört. Der Mann hat nicht damit Geld verdient, also schon, aber der Film ist über den e/na/dfbddMann, der sich Facebook ausgedacht hat.“ Ich verstehe manchmal nicht, wie meine Schüler immer nur die Hälfte von den Nachrichten mitbekommen können und diese Hälfte dann auch noch falsch wiedergeben. Aber um ihre Wissenslücken zu schließen bin ich ja Lehrerin geworden. Also berichte von weiteren unbekannten Details: „Mark Zuckerberg. So heißt der Erfinder von Facebook. Zuckerberg. Ein Jude.“ Stille. Verwunderung. Ein Jude?!

„Ein Jude???“ fragt Abdul stellvertretend für seine verwirrten Mitschüler.

Ich: „Na, sagen wir eine Amerikaner. Aber ja, ich glaube der ist jüdisch. Zuckerberg…“

In Abduls Gesicht erkenne ich, dass sein Hirn auf Hochtouren läuft. Vernetzungen und Verknüpfungen werden hergestellt, die vorher noch nicht da waren. Facebook. Amerika. Jude. Facebook. Plötzlich trifft ihn ein Geistesblitz: „Ahhh, darum ist Facebook auch blau weiß. Wie Judenfahne.“

„Du meinst die israelische Fahne. Und, naja, ich weiss nicht, ob das nicht Zufall ist. Das Blau ist ja auch viel dunkler.“

Elif scheint mit ihren Verknüpfungen noch nicht klarzukommen: „Frau Freitag, is der echt Jude?“ Auch Abdul ist wieder in Überlegungen versunken. „Na Abdul, was denkst du jetzt?“ Abdul ist nicht gerade der größte semitophile Schüler meiner Klasse. Seine Familie kommt aus dem Libanon und alle sind stolze Palästinenser. „Meldest du dich jetzt ab bei Facebook? Geh doch zum palästinensischem Facebook.“ Abdul hört mir gar nicht richtig zu. Alle sind von dieser Neuigkeit geschockt. Jeder wiegt für sich im Kopf ab: „Facebook – super. Jude – nicht super. Kein Facebook – auch nicht super…“

Irgendwann entscheide ich mich in die entsetzte Stille doch noch mit dem Unterricht zu beginnen. Ich bin mir sicher, dass meine Schüler auch dieses Dilemma ganz pragmatisch lösen werden. Ihr Ansatz ist ja: „Darf ich nicht, will ich aber, mach ich also trotzdem, nur heimlich und dann geht das schon.“ So handhaben sie alles, was ihnen ihre Religion, Kultur oder die soziale Kontrolle verbietet: Alkohol, Schminken, Fluchen während Ramadan, Rauchen, Respektlosigkeit gegenüber Älteren usw. Es funktioniert ganz gut und ich denke mal spätestens, wenn sie in Mekka waren, verzeiht man ihnen, dass sie soviel Spaß im jüdischen sozialen Netzwerk hatten.

54 Gedanken zu “Wenn Fakten überfordern

  1. Laut Wikipedia entstamme Zuckerberg einer jüdischen Familie, sehe sich selbst aber als Atheist. Vielleicht löst dieser Fakt das irgendwie geartete Dilemma in den Köpfen Ihrer Schützlinge.

  2. Ich glaube auch nicht, dass das was löst. Mein Wissen über den Islam ist (um beim Thema zu bleiben) wie bei den meisten vor allem (potentiell gefährliches) Halbwissen. Aber soweit mir das bekannt ist, ist aus Sicht des Islams Atheismus noch schlimmer als Judentum, weil die Juden zumindest denselben Gott anbeten (nur unter der falschen Telefonnummer).

    Wobei die Nahost-Fehde zwischen Juden und Moslems (und in einem gewissen Maße auch Christen) damit erstmal nichts zu tun hat.

  3. Das Dilemma wär keins, wenn mal alle begreifen würde, das Religion Privatsache ist und kein Grund, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Gilt für die Erwachsenen übrigens genauso. 😉

    • wenn aber religion und politik schon so stark verknüpft sind wie im falle israel-palästina (dafür steht insbesondere der begriff „zionismus“ ja schon sehr beispielhaft), löst sich das dilemma nicht mehr so leicht. religion an sich und die zugehörigkeit zu einer glaubensgemeinschaft sind dann schon wieder zwei verschiedene dinge. pädagogische herausforderung, das den kindern zu vermitteln.

  4. Wir haben unser Dilemma doch früher, vor gefühlten 100 Jahren,aus so gelöst,
    statt nach Mekka zu fahren, sind wir halt zur Beichte gegangen…gut es gab kein jüdisches Facebook, dass für uns tabu war, aber es gab die Freikirchliche Samstagabend-Danceparty mit Rumknutschen und Fummeln…

  5. Im Übrigen ist es noch nicht ganz geklärt, ob Marc Zuckerberg Facebook wirklich selbst erfunden oder die Idee von zwei Kommilitonen gestolen hat. Das Gerichtsverfahren diesbezüglich ist noch nicht abgeschlossen. Also vielleicht muss Abdul ja doch nicht auf Facebook verzichten. 🙂

  6. Bin ich der einzige der sich fragt warum man die Religion in diesem zusammenhang erwähnen muss? Was hat das mit seiner Leistung zu tun. Darüber kann man sprechen oder diskutieren. Hätte man die Religion erwähnt wenn er Christ wäre? Oder Frau Freitag gewusst hätte das er Atheist ist?

    • ich gebe zu, ich wollte die reaktion der schüler sehen. normalerweise interessiert mich die religion einer person soviel wie die schuhgröße.

  7. Liebe Frau Freitag,

    irgendwie kommt bei mir Ihr Artikel ein wenig merkwürdig rüber. Natürlich ist man immer ein wenig anders sensibilisiert, wenn man mit Schülern arbeitet. Aber hätten Sie das Thema nicht weiter behandeln können, als einfach mit dem normalen Lehrstoff fortzufahren? Beschweren sich einerseits über die mangelnde Aufnahmefähigkeit und die falsche Wiedergabe Ihrer Schüler, lassen Sie aber wiederum mit Halbwissen zurück.
    Zudem (was ich nicht glaube!) rückt der Artikel Sie leider in ein sehr falsches Licht, wenn Sie aufzeigen wie die Jugendlichen Ihre Religion falsch ausleben. Bei mir kam es so rüber: „Stempel drauf und ausgelacht“

    • Lieber mr long,

      wir reden ständig über das thema. habe ich auch schon sehr oft drüber geschrieben. Das thema Jugendliche und wie sie ihre Religion ausleben – damit setze ich mich fast täglich mit den schülern auseinander. ich kann aber weder jede stunde den nah-ost-konflikt behandeln noch eine art islamkunde betreiben. schließlich bin ich Kunst und Englischlehrerin, aber keine angst, ich bin weit entfernt von „stempel drauf und ausgelacht“ und solange die schüler das wissen, sehe ich mich keineswegs in einem falschen licht. aber danke für den hinweis, wahrscheinlich muss ich das thema hier mal ausführlicher behandeln.

  8. mal ne andere frage warum wurde eigentlich nicht das wichtigere fakt geklärt, nämlich das obama sich selbst christ nennt und daher kein moslem ist?

    • weil ich mich mit dem thema noch gar nicht so gut auskenne und ich mich gefreut habe, dass sie obama gut fanden, ich finde den nämlich auch gut.

      • Obama ist super. Während bei Bush Gefangene in Lagern gefoltert wurden, lässt Obama nämlich einfach gar keine Gefangenen mehr machen…

      • „ich finde den nämlich auch gut“
        „weil ich mich mit dem thema noch gar nicht so gut auskenne“

        so herum macht die aussage wieder sinn 😉

    • das ist ja schön das du obama magst. allerdings findest du in wikipedia z.b die religionszugehörigkeit von obama relat. gut aufgedröselt. und vor 2 wochen war im auslandsjournal sein live bekenntnis zu sehen. warum das so wichtig ist? die lauter werdenen verschwörungstheorien bezüglich seines geburtortes resp. seiner religion sind in den usa in gewissen kreisen schon ein grosses thema. um ehrlich zu sein besitzt zuckermanns kulturelle zugehörigkeit eher minimalen aufklärerischen wert. um es überspitzt zu sagen, jeder antisemit/rassist/schwulenhasser würde einen ouoten-juden/neger/schwulen finden und währe mit seinem wahn dennoch im reinen. so auch deine schüler mit nahost hintergrund.
      verwirre sie doch einfach mal damit das trotz der tatsache das obama schwarz ist er nicht unbedingt ein guter mensch/cooler typ sein muss;-)

  9. Max V scheint für mein Verständnis irsraelis mit Juden zu verwechseln.

    Den Eindruck von Mr long teile ich.

    Mich wundert nur, dass Muslime überhaupt in das beschriebene Dilemma geraten. Wo sie doch zu Millionen Facebook boykottieren wollten und zum muslimischen Pendant wechseln wollten. Weil deren Forderung nach verbot von Diskussionen über Religion abgewiesen wurde und wegen dem „draw your own Mohamed Day“

  10. also, wenn Zuckerberg wirklich Jude ist… kann man das nicht dahin gehend nutzen, um das Nazipack aus Facebook raus zu bekommen? Gibt es vielleicht noch einen Türken im Twitter-Management?
    Und überhaupt, wurde das internit nicht von CERN erfunden? Da war doch bestimmt ein Jude dabei – können wir endlich auf ein Nazifreies Netz hoffen?

    Zu schade, dass der Artikel selbst ein negative Antwort auf meine Frage gibt:
    „…Ihr Ansatz ist ja: „Darf ich nicht, will ich aber, mach ich also trotzdem, nur heimlich und dann geht das schon.“ So handhaben sie alles, was ihnen ihre Religion, Kultur oder die soziale Kontrolle verbietet: Alkohol, Schminken, Fluchen während Ramadan, Rauchen, Respektlosigkeit gegenüber Älteren usw. Es funktioniert ganz gut und ich denke mal spätestens, wenn sie in Mekka waren, verzeiht man ihnen, dass sie soviel Spaß im jüdischen sozialen Netzwerk hatten.“

    Nur dass die Nazis kaum nach Mekka fahren, sondern irgendwo das Sonnenrad an die Hä0serwände sprühen oder bei schwereren „Vergehen“ einfach eine „linke Zecke“ „klatschen“ gehen.

    Markus

  11. Ich frage mich allerdings schon, warum Sie als Lehrerin ebenfalls sofort „Jude“ mit dem Zuckerberg assoziieren und Ihren Schülern das auftischen. Da liegt der Rassismus ja offensichtlich nicht ausschließlich auf Schülerseite 😉

    Würde mir übrigens auch ziemlich schnell einfallen dazu…

  12. „Mark Zuckerberg. So heißt der Erfinder von Facebook. Zuckerberg. Ein Jude.“

    Anstatt den Kindern beizubringen dass Religion Privatsache ist und dass es auch nette Menschen geben kann ohne deren Religion zu kennen, helfen Sie den Kindern dabei ihre Schablonen anzuwenden.

    Am besten heftet sich jeder nen Kreis, nen Quadrat oder nen Stern an. Oder gleich ne Zielscheibe? Dann weiß man wenigstens wen man „super“ oder „nicht super“ finden muss.

    „[..] und ich mich gefreut habe, dass sie obama gut fanden, ich finde den nämlich auch gut.“

    Anstatt den Kindern die Wahrheit zu sagen lügen Sie lieber, nur um die Kinder in der Richtung zu manipulieren die Ihnen gefällt. Sind Sie gegenüber den Schülern auch Moslem damit sie Sie mehr mögen?

  13. Soso, der kleine Abdul mag also seine eigenen Leute nicht?

    Zur Info, Frau Oberlehrerin: Als semitisch bezeichnet man eine Sprachfamilie, deren wichtigster Vertreter das arabisch(!) ist. Ein Araber muss sich und sein Volk daher schon sehr hassen, wenn er „nicht semitophil“ sein will…aber wie kündigte der Titel bereits an? „Wenn Fakten überfordern…“

    • Tja, deviant, und trotzdem wird antisemitisch als Synonym für antijüdisch verwendet. Kann man wissen, auch so als Möchtegern-Oberlehrer. Sprache ist unpräzise, mehrdeutig und uneinheitlich, und deswegen ist Sandkuchen auch nicht aus Sand.

  14. Wieso fällt mir bei diesem Blogeintrag wieder der alte Klassiker ein:
    „Religionskriege sind Auseinandersetzungen darüber wer den cooleren imaginären Freund hat“

  15. Ich find‘ den Beitrag super (danke an Bildblog!), habe mich köstlich amüsiert – und den ganzen schlauen Oberbedenkenträgern wie Peter und deviant wünsche ich mal einen Tag als Lehrer in so einer Klasse!

    • „in so einer Klasse“

      was auch immer das heißen soll – etwa dass man Kinder „in so einer Klasse“ nicht korrigieren muss wenn sie denken „Jude = nicht super“, sondern erst diese vollkommen irrelevante Information als Schockeffekt einsetzt und dann die Kinder mit ihren (scheinbar offensichtlichen) Schlussfolgerungen alleine lässt?

      Oder dass man Kindern „in so einer Klasse“ nicht auch mal sagen kann dass die Dinge die sie zuhause (oder wo auch immer) lernen vllt nicht die gesamte Wahrheit sind? Dass sie zB den Gedanken des Grundgesetzes widersprechen?

      Was mich sprachlos macht ist wie viele hier die Gedanken „Jude = nicht super“ als vollkommen normal hinnehmen. Das hat erstmal nix damit zu tun dass Frau Lehrerin nicht jede Stunde dieses Thema aufgreifen kann. Das sehe ich ein. Aber selber das Thema anschneiden und dann einfach an der entscheidenden Stelle abzubrechen bestätigt doch nur die Schlüsse die die Schüler so ziehen. Ich persönlich finde das nicht zum Lachen dass Kinder in unserem Land solche Dinge denken. Ich finde es auch nicht besonders witzig „der ist Jude“ als Schockeffekt zu benutzen. Ich frage mich worüber ich mich amüsieren soll wenn der einzige Vertreter des deutschen Staates, dem Kinder so begegnen, die Alternative bereit hält „geh doch zum palästinensischen Facebook“ anstelle den Ratschlag „ist doch egal ob der Jude ist, wichtig ist wie er als Mensch ist“.

      • Vielleicht wird das „Jude = nicht super“ durch so eine gezielte Irritation (Jude hat Sache erfunden, die ich super finde) und die dadurch ausgelöste innerliche Kontroverse ja viel wirkungsvoller zurecht gerückt als durch den vom Katheder herab geschwungenen Moral-Zeigefinger?!

      • Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Zitat:

        „Ich verstehe manchmal nicht, wie meine Schüler immer nur die Hälfte von den Nachrichten mitbekommen können und diese Hälfte dann auch noch falsch wiedergeben.“

        Die Kinder haben die Vorurteile ja nicht einfach so, sondern weil sie vorgelebt werden. Es gibt also irgend jemanden im Umfeld der Kinder der vermutlich sehr drastisch formuliert „Die Juden sind schuld daran, dass …“, oder „Man sollte die Juden alle …“ oder „Israel tötet unser Volk“ oder oder. Und diesen durch ständige Wiederholungen eingebläuten Gedanken wollen Sie mit so einem (sehr versteckten) Denkanstoß gegenübertreten, den die Kinder ihrer eigenen Auffassung nach sogar nur zur Hälfte mitbekommen und dann später falsch wiedergeben? Sie als Lehrerin sollten doch wissen dass Lernen viel durch Wiederholungen erfolgt, und selten durch das bloße Vertrauen auf die Vernunft.

        „Darf ich nicht, will ich aber, mach ich also trotzdem, nur heimlich und dann geht das schon.“

        Diese Aussage zeigt schon dass Sie da selber nicht dran glauben: Das „Darf ich nicht“ wird nicht in Frage gestellt. Die Motivation des „Darf ich nicht“ zu hinterfragen ist doch aber genau das Entscheidende, und nicht einfach nur Facebook in die Liste der Dinge mit „Darf ich nicht“ hinzu zu fügen. Dass die Kinder mit Verboten pragmatisch (auf den eigenen Vorteil bedacht) umgehen ist klar, da sind Kinder nicht anders als andere Menschen. Sie haben den Kindern aber imho keinen Denkanstoß gegeben dieses Verbot an sich zu hinterfragen. Statt dessen zeige Sie eine Alternative zur Vermeidung von Facebook – imho genau der falsche Weg.

        Eine gute Lehrerin schaffte es die notwendigen Botschaften so zu äußern, dass sie nicht wie ein vom Katheder herab geschwungenen Moral-Zeigefinger wirkte. Dabei wünsche ich viel Erfolg.

      • eine gute lehrerin bereitet jetzt ihren unterricht vor. langsam langweilt mich die debatte. habe Sie keinen eigenen blog?

      • Meine „Provokation“, „gezielte Irritation“, „moralischer Zeigefinger“ scheint nur zu langweilen, und keinen Denkanstoß erzeugt zu haben. Hoffentlich sind ihre Schüler da anders, sonst war ihre Aktion nämlich umsonst.

  16. „[…] und den ganzen schlauen Oberbedenkenträgern wie Peter und deviant wünsche ich mal einen Tag als Lehrer in so einer Klasse!“

    Und das ändert jetzt was genau daran, dass man über das Halbwissen seiner Schüler schreibt und selber an anderer Stelle mehr, als davon gut sein kann, hat? Von den vielen halbgaren Kommentaren hier ganz zu schweigen.

    „[…] weil ich mich mit dem thema noch gar nicht so gut auskenne und ich mich gefreut habe, dass sie obama gut fanden, ich finde den nämlich auch gut.“

    Schön. Aber das ist so ein Problem des Eindrucks, wenn man es eben nicht anders weiß. Obama macht zwar einen smarteren Eindruck als G.W.Bush (und smarter ist er auf jeden Fall), aber das ändert doch nichts an den vielen Fehlleistungen seiner Politik und dem Brechen zahlreicher Wahlversprechen.

    P.S.: Nein, ich glaube nicht an Wahlversprechen. Das heißt umgekehrt aber nicht, dass ich es i.O. fände, im Wahlkampf Dinge zu versprechen, die man gar nicht gewillt ist einzuhalten.

  17. Jetzt macht doch mal locker hier. Frau Freitags unterrichtet doch kein philosophisches Seminar, in dem mit feinster Klinge haarscharf argumentiert wird – sondern einen Haufen Teenagern mit hanebüchernen Vorurteilen – und wenn sie Rassistin wäre, würde sie nicht die Schüler so liebevoll und langjährig unterrichten, die sie unterrichtet. Die Vorurteile der lieben Kleinen etwas aufzubrechen und sie mit der doch etwas komplexeren Realität zu konfrontieren finde ich nicht die Schlechteste aller möglichen Aktionen.

    • „Die Vorurteile der lieben Kleinen etwas aufzubrechen und sie mit der doch etwas komplexeren Realität zu konfrontieren finde ich nicht die Schlechteste aller möglichen Aktionen.“

      Oh, den Teil muss ich verpasst haben. Das einzige Vorurteil das ich im Beitrag erkennen kann, mit dem aufgeräumt wurde, ist dass Facebook gut sei. Dieses Vorurteil wurde durch den Kommentar „ein Jude“ zerstört. Hurra.

      Das Vorurteil „Obama ist Moslem“ wurde nicht aufgebrochen, sondern bestätigt. Das Vorurteil „Jude = nicht gut“ (was vermutlich eine euphemistische Formulierung ist) wurde nicht aufgebrochen, sondern bestätigt. Hurra.

      Natürlich muss eine Lehrerin nicht mit Teenagern mit hanebüchenden Vorurteilen ein philosophisches Seminar halten. Aber sollte sich eine Lehrerin auch nicht bei ihren Schülern anbiedern indem Sie deren krude Vorurteile provoziert und dann diesen Vorurteilen nicht widerspricht. DAS wäre mir ein Lob wert, aber nicht die bloße Erwähnung von Facebook, Jude und palästinensischem Facebook in einem Dialog.

      • Obama ist Muslim – ist natürlich eine ganze Stunde angeregter Diskussion wert, okay. Diese Chance hätte ich als Amerikanist wahrscheinlich genutzt; Frau Freitag halt nicht. Aber das Vorurteil „Alle Juden sind böse Menschen (womöglich mit Hörnern)“ (das offenbar viele der Schüler Frau Freitags mit sich rumtragen), wurde ja aufgebrochen – denn hallo, eine Welt ohne Facebook? Wie entsetzlich! Und der Erfinder ist dieser doch durchaus hörnerlose Zuckerberg, der eigentlich ganz nett wirkt (ob er’s ist oder nicht, kann uns hier jetzt mal egal sein)? Also verdanken wir Facebook einem…? Und hier setzt jetzt Denken ein. Das passiert nicht alle Tage im schaumgebremsten Teenagerhirn.
        Das Vorurteil „Jude = nicht gut“ habe ich übrigens nirgendwo von Frau Freitag bestätigt gefunden, ich nehme auch nicht an, dass sie ihre Endlosdisskusion mit den Schülern mitstenographiert und wir hier alle Nuancen mitbekommen.

        Ich spreche hier als Elternteil von einem Teenagerkind, das im Moment die feine Klinge nicht einmal registriert, trotz Akademikerhaushalt und Zeit-Abo und so…sondern das Bushido „Ich hau dir in die Fresse Alter“ Fencici für den neuen Kant hält. :-).

  18. Peter, du alter Jude,

    in all der Zeit des Blogs von Frau Freitag hat sich wirklich noch niemand so herrlich humorlos festgebissen wie Du. Tatsächlich ist es schön zu sehen, dass Du Dich ernsthaft mit der Sache auseinandersetzen willst, aber ich denke, dass Du im Umgang mit muslimischen Jugendlichen noch einiges dazu lernen musst. Mit Deiner Vorstellung, Vorurteile logisch auszuräumen („ist doch egal, was für eine Religion der hat“) landest Du da auf dem Hintern. Wenn Du den Blog schon länger verfolgen würdest oder gar selber als Lehrer mit Kindern mit Migrationshintergrund arbeiten würdest, dann wüsstest Du das auch und müsstest Dich hier nicht so abstrampeln.
    Frau Freitag beschreibt seht gut, wie hier durch die (natürlich provokante und total verkürzte) Verknüpfung von Facebook und Jude Denkprozesse losgetreten wurden, wo politisch korrekte Moralpredigten ins Leere laufen.

    Also Peter, du alter Muselman, einfach mal provozieren, paradox intervenieren, oder schlicht mal FRECH sein. Sonst wird das nichts mehr … weder mit Schülern, noch mit dem Leben auf Erden insgesamt.

    Keine Ursache, Dein Frank

    • Hab ich ja, an dieser Stelle. Allerdings habe ich es mir verkniffen persönlich zu werden, dafür kenne ich Sie zu wenig. So weit geht mein Wille zur Provokation dann doch nicht. 😉

  19. Ist zwar schon 100 Jahre her, diese Diskussion, aber ich möchte den Nichtsbegreifern da oben doch noch mal kurz hinterherrufen, was Frau Freitag da oben mit der Assoziationskette facebook-Zuckerberg-Jude so absolut genial gemacht hat: paradoxe Intervention, erfolgreich, nach Rezept von Frl. Krise, ihr Nullchecker! Geht Schule!

  20. Ich finde das die Subbotschaft gefährlich ist die hier teilweise enthalten ist. Ich bin entsetzt. Damit meine ich in „beide Richtungen“. Sowohl gegen Juden und Muslime. Wobei letzteres deutlich mehr Botschaften enthält. Unkorrekte Aussprache usw. Um nur eine zu nennen.

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