Kim Jong Il ist tot. Ich auch. An Überarbeitung gestorben – ich auch. Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, dass es anstrengender ist, Nord-Korea zu regieren, als einen Montag in meiner Schule zu unterrichten. Die Nord-Koreaner können gar nicht so scheiße sein, wie die blöde achte Klasse.
Wir werden echt nicht warm miteinander. Eher immer kälter. Die Stunden mit denen laufen immer gleich ab:
Die lieben Schüler kommen rein, setzten sich alle auf die Fensterseite, packen ihre Arbeitsmaterialien aus und warten. Dann höre ich die Idiotenjungs über den Flur scheppern.
Hamsa, Enes, Kufa und Mustafa. Sie grölen, schupsen sich, poltern und pöbeln. Sie wollen mir und dem Rest der Klasse unbedingt klarmachen: „Wir sind jetzt hier und wir lassen jetzt keinen Unterricht zu. Wir sind bereit, alles zu stören, was Sie da vorne vorhaben.“ Jede Stunde geht das so. Ich möchte mit dem Unterricht beginnen und sie trampeln entweder unter dem Tisch mit den Füßen, hauen mit den Handflächen auf die Tischplatte, schieben ihre Tische so doll gegen die Wand, dass alles scheppert. Und weil sie so einfallslos sind, machen immer alle das nach, was einer gerade gemacht hat. Durch die Wiederholung von ihrem „witzigen“ Verhalten, wird die Lustigkeit aber nicht verstärkt. Und wenn man sie ermahnt ruhig zu sein, dann plärren sie beleidigt: „Waaaaas dennnn???? Ich habe doch gaaaar nichts gemacht!“ Und wenn ich sie dann wieder ermahne, dann mischen sich die zwei Grazien vor meiner Nase ein. Mit offenem Mund, kaugummikauend: „Frau Feiiiiitag, der Junge hat wirklich niiiichts gemaaaaacht.“ In diesem Tussisingsang – nervig, dass man nur noch zuschlagen möchte.
„Sie sind voll ungereeeeecht. Er hat gar nichts gemaaaaacht.“ Dann von hinten Hamsa: „Können Sie beweisen, dass Kufa eben mit den Füßen getrampelt hat?“ Wie soll ich das denn wohl beweisen? Es ist echt zum Verrückt werden und macht keinen Spaß. Erst, wenn ich zwei Kandidaten in das Auffanglager für die Schwererziehbaren im ersten Stock geschickt habe, kann ich mit dem Unterricht anfangen. Aber das ist immer ein sehr zähes Machtspiel.
Ich: „Kufa, du gehst jetzt.“
Kufa: „Nein, ich geh‘ nicht.“
Ich:“Doch du gehst!“
„Warum?“
„Weil du den Unterricht störst und weil ich es dir jetzt sage.“
Die anderen zu Kufa: „Geh‘ nicht, geh‘ nicht.“ Kufa, sich in der Märtyrerrolle gefallend: „Ich geh‘ nicht.“
Ich: „Der Klassensprecher geht bitte und holt die Schulleitung.“Klassensprecher schleicht raus. Kufa wird leicht nervös, guckt zu Hamsa und Enes, um rauszufinden, was er jetzt machen soll. Ich, leichtes Oberwasser genießend: „Wenn du nicht gehst, dann beantrage ich nach der Stunde eine Klassenkonferenz für dich.“ Stille. Hamsa, der schon mehrere Konferenzen hatte und demnächst aus der Klasse fliegen wird, schweigt jetzt. Kufa flüstert: „Is‘ die hässlich!“
Ich: „Du bist selber hässlich.“ Die Klasse grölt los. Ich weiss eigentlich nicht warum. Ich muss mir doch von so einem nicht sagen lassen dass ich hässlich bin…
Kufa braucht jetzt noch den großen Abgang und schleicht in Zeitlupe zur Tür. Als er endlich weg ist, kann ich mit dem Unterricht beginnen.
Die ganze Prozedur dauert so ungefähr 20 Minuten. Die restlichen 25 Minuten ist es leise und die Schüler arbeiten mit – auch Enes und Hamsa.
Und so ist es in jeder Stunde. Nicht zum Aushalten. Wenn ich diese Klasse öfter als zwei Stunden in der Woche unterrichten müsste – ich würde kündigen.
Different place, same shit.
So eine Klasse habe ich auch.
5 Stunden in der Woche.
Und ja, ich habe schon mehrfach an Kündigung gedacht.
Aber das Lebensmotto von Ton, Steine, Scherben rettet vor der Burn-Out-Reha 😀
Frau Freitag, Frau Freitag, das hört sich schlimm an. Können Sie nicht zwei schon vor der Klasse abfangen und „hoch“schicken. Zum Beispiel, indem sie in der Stunde vorher sagen, wenn sie diese Stunde stören, dürfen sie in ihrer nächsten Stunde nicht dabei sein und das dann auch durchziehen. Sie schon vor der Tür abfangen und nach oben schicken? (Oder den Schulleiter gleich selber vor der Tür positionieren ;)). (Bis auf das in der Klammer) würde mein Schulpsychologie sagen: PRÄvention statt INTERvention.
Danke für Ihre Einträge!
Lauren
mal sehen – jetzt sind ja erst mal bald ferien.
„Die Nord-Koreaner können gar nicht so scheiße sein, wie die blöde achte Klasse.“
Also ehrlich Frau Freitag, so was können Sie doch nicht sagen, als ob die Nordkoreaner was für den Diktator können!
meinte ich doch gar nicht so, sorry, wenn das falsch rüber kam.
Der Mann ist bestimmt nicht an Überarbeitung gestorben. Hab gerade gelesen: viele Zigaretten, Kognac und zuviel gutes Essen. Wenn du das auch machst und dann die 8. Klasse dazu, könnte es allerdings kritisch werden.
na, ich rauche nur, essen – kognac…nee, brauch ich nicht.
Aber jetzt kommt Kim Junior. Sieht aus wie Dudley Dursley. Hat aber – anders als Dudley – mit 15 die Schweizer Privatschule ohne Abschluss verlassen! DEN hättest du bestimmt nicht haben wollen in deiner 8.! Jedesmal, wenn du den rausschickst, musst du um dein Leben fürchten – oder ev. mit dem Alten Kognac trinken……Huaaaa!
Tausche ihre 8. gegen meine 7. …
Wie wäre es mit einer Petition für die Einrichtung von Spezialklassen für Störenfriede? Wenn wir die aus einem Doppeljahrgang einfach zusammen auf einen Haufen werfen und in einen Raum mit weichen Matten an den Wänden usw. stecken… Und dann engagiert man große starke Männer, die mal bei der Bundeswehr waren…. Ja… so sieht mein Traum aus 😉
eine insel mit milzbrand!
LOOL! Oh ja, für die hab ich auch ne Menge Kandidaten in meiner Lehr-Bio! 😀
Machen die Amis doch auch. Sich paar ausgediente Schleifer von der Armee holen, die die Jungs dann mal mit nach draussen nehmen. Die Lehrer können ja zusammenlegen, vielleicht kriegt man die ja als EinEuroJobber.
Kannste leider knicken in Zeiten, wo alle Inklusion um jeden (bzw. eigentlich um keinen, d.h. ohne jegliche Investition in Personal oder Ausstattung) wollen…
Ich fühle mit Ihnen Frau Freitag…noch steck ich im Examensprüfungsstress, aber dann darf ich auch mit solchen Problemfällen rumhexen.
Schön, dass einem so etwas im Studium nie vermittelt wird – in den Beispielen der Didaktiker sind die Schüler immer motiviert, immer arbeitswillig und immer nett. Ob die Didaktiker die ganzen Schüler, die so großartig sind eingesackt und in ihre perfekte Beispielwelt entführt haben?
Durchhalten! Weihnachten naht!
Die Diadaktiker lügen.
Die sitzen vor Weihnachten auf einem Samtsesselchen in der Uni und schauen um Fenster raus.
Ich glaube nur noch Didaktikern mit vollem Lehrauftrag an einer öffentlichen Schule, die nachweislich 10 Mal Advent durchunterrrichtet haben.
Kennen Sie einen ?
Frau Freitag, sind denn die Granaten alle noch schulpflichtig?
ja, leider.
Ich kenn da auch so eine klasse, nämlich meine… (28 Stunden die Woche, nicht nur 2
) vielleicht ein kleines bisschen harmloser, nachdem der oberchecker rausgeflogen ist…
So viel Ironie? Ausgerechnet die Scherben als Lehrer-Soundtrack?
Ich biete meine Ethik 8 zum Tausch an. Ist Gymnasiumsschule, aber eins zu eins dasselbe Theater. Nur 16 Stück, aber gottseidank auch nur zwei Stunden die Woche. Die beiden Prachtstücke der Gruppe werden vermutlich zum Halbjahr notentechnisch in eine andere Jahrgangsstufe bzw. von der Schule entfernt (Sie haben seit Mitte September bei einer Woche Hebstferien ganze 3 komplette Stunden in meinem Klassenraum verbracht. Sonst ist immer einer der beiden in der Auszeit.) Ich bete bis dahin mal. Und Sie haben mein volles Mitgefühl! Dagegen sind die 34 Neuntklässler mit hohem Gesprächsbedarf echter Urlaub. Immerhin machen die nicht rotgesichtig für 30 Minuten „Hohoho“, weil jemand „befriedigt“ in einem gewöhnlichen Satz verwendet hat.- Nur noch vier Tage. Nur noch zwei Stunden da.
Ich bitte
a) „das grammatikalische Geschlecht“ in Deutsch, 5. Klasse, Realschule
b) „Sackgasse“, 6. Klasse
c) „der Vergleich dreier Fabeln“, 10. Klasse (Man fragt, wo das Problem ist? „rotgesichtige 10. Klässler“: Dreier, hohohoho)
Achja, b und c vom Gymnasium, Bayern, Pisa-Elite…am Arsch.
Hmm. Wenn die Nervköppe immer zu spät kommen – kann man dann nicht mit den PÜNKTLICHEN, lieben Schülern den Raum wechseln, BEVOR die störenden, doofen Schüler den dann leeren Raum vorfinden? Wären sie rechtzeitig da gewesen, hätten sie das kurzfristig ja mitbekommen…
Es ist erschreckend, was im Schulalltag passiert. Passenderweise hab ich hierzu einen Artikel: „Wir waren eine laute Klasse“ veröffentlicht. Sich auf Diskussionen mit Schülern a là „Ist die aber häßlich“ ein zulassen stachelt nur noch mehr an. Einfach betreffende Schüler zum Rektorat schicken, Aussprache führen, störende Schüler, plus androhendes Elterngespräch, des Klassenraumes zu verweisen würde da vielleicht weiterhelfen.
„Is die hässlich“ heißt „ist die blöd“.
Wobei „blöd“ auch gegen „stur“, „unverständig“, „zickig“ etc. ausgetauscht werden kann, je nach Situation.
Praktisch, ne? Man braucht nur ein Wort („hässlich“), um eine riesige Bandbreite abzudecken…
Sind Sie zufällig Hauptschullehrerin? So etwas kann ich mir sonst nirgendwo vorstellen…
Das gibt´s auch am Gymnasium!
Sowas kommt an vielen Gymnasien jeden Tag vor. Macht mir mal nicht alle die Hauptschulen/Gesamtschulen etc. schlecht.
Arme Frau Freitag.
Sagen Sie mal, jeder Schüler hat doch ein Recht auf Unterricht. Wie ist das, wenn so ein paar Chaoten alles tun um den Unterricht zu stören. Könnte man da nicht präventiv was machen?
Elternkonferenz mit allen Beteiligten und jeder unterschreibt eine Erklärung das man nicht den Unterricht stört. Nach zweimaliger Abmahnung gehts dann zum ‚Auffangzentrum‘?
Aber dazu müssten wahrscheinlich erstmal alle Eltern kommen, oder? Und ob die sich dann auf sowas einlassen steht wahrscheinlich auch in den Sternen.
Erholen Sie sich gut über die Feiertage, frohe Weihnachten!
Wie wärs mal mit ner Video-Kamera im Unterricht aufstellen, die nur auf die Schüler gerichtet ist. Dann noch einen kleinen Grund dazuerfinden wie: „Damit ihr mal selbst eure Aussprache beurteilen könnt.“ (wenns Englisch ist). Ich wette die werden ganz brav sein, dann können sie nämlich beweisen, dass diese Fieslinge ständig nerven. Und dann wenn sie doch nerven, kann man das Video ja mal den Eltern zeigen.
Wenn die Jungs zu spät kommen – einfach Tür von innen zusperren und Unterricht machen geht nicht?
Hab grade das Blog entdeckt und ein paar Posts gelesen. Arme Frau Freitag, Ihre Klasse ist ja komisch! Bei uns musste noch nie jemand vor die Tür geschickt werden. Wir müssen nämlich immer 50 Cent in die Klassenkasse zahlen, wenn wir mit dem Stuhl kippeln o.ä.. Darum sind wir immer ganz lieb zu unseren Lehrern. 🙂
Liebe Frau Freitag,
so ein Horror- Szenario musste ich auch öfter über mich ergehen lassen. Das Schlimmste war dabei das völlige Fehlen irgendeines Ansatzes von Geist in den Störaktionen – kein Funke von Witz oder gar Humor – nur dumpfe Aufsässigkeit und Provokation. Ich hatte immer das Bild blöd vor sich hinagierender Gorillas vor Augen, wobei ich den Gorillas keinesfalls zu nahe treten will – die können nichts dafür…
Einmal weden Sie noch wach – dann ist mal Ruhe für zwei Wochen – schöne Feiertage!
Bei meiner 8./Haupt ist kraftvolles Furzen der Jungs während meiner Ausführungsversuche momentan der Oberhit. Anschließend fliehen die meisten Mädels kreischend (oder beschweren sich bei mir(!), die Jungs kriegen sich kaum wieder ein und tauschen sich lautstark und gestenreich aus, wie sie „den“ wieder so fett (Lautstärke, Länge, Gestank) hingekriegt haben (Druck, Körperhaltung, vorherige Ernährung). Das mit der Kündigung ist mir auch bereits mehr als gelegentlich durch den Kopf gespukt. Ich hasse meine Schüler! Hätte nie gedacht, sowas mal zu posten…
Mein Gott!
Es gibt Dinge, die kann man nicht fassen. Ich sage nur: Fenster und Türen zu und die Schüler alles selbst wegschnüffeln lassen 🙂
Noch mal zu den Didaktikern: Ich habe in den 70ern studiert und hatte einen Didaktik-Prof, der seine Vorführstunde abbrach mit der Begründung, dass er „lernunwillige Schüler“ nicht unterrichtet.
Ein Blödmann/frau reicht um die ganze Stunde zu torpedieren!
Ich mach ein ähnliches Theater mit 12/13/14 jährigen Mädchen durch.
Das hätte ich mir auch nicht vorstellen können, dass sowas geht.
Die Furzer habe ich auch. Die bekommen jetzt verbal Gas von mir!
Rasiermesserstimme raus und dann unter dem Motto: absolut asoziales Verhalten, einer furzt und alle werden verdächtigt!
Gib ihnen die Kante!
Bin gespannt ob das klappt!
Allerdings eine kleine Einschränkung gibt es schon, die Schule an der ich arbeite, ist eine Förderschule, von daher schon eine besondere Klientel.
Nichtsdestotrotzt: Äääätzend!
Hätt ich bloß was vernünftiges gelernt! Aber ich wollte ja nicht hören! Hatte nur die vielen Ferien im Auge. Deshalb wohl min. halbblind bei der Berufswahl!
Nordkorea wäre doch mal ein Vorbild. Todesstrafe für Handybesitz, Arbeitslager für geringfügige Vergehen, Sippenhaftung für drei Generationen.
Vielleicht kann man ja mal einen „Schüleraustausch“ dahin organisieren, die brauchen sowieso dringenst Devisen.
„ Kufa : „Is’ die hässlich!“ Frau Freitag: „Du bist selber hässlich.“ “
Bravo! 😉
Und Sie mussten sich von keinem anhören wie ‚unpädagogisch‘ das gewesen ist? XD
Vielleicht sollte ich nach meiner Examensprüfung doch noch ne Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau machen?!
Dann hätte ich auch endlich mal am Wochenende frei.
Ich hoffe Kufa & Co haben wenigstens Eltern die das interesiert….
Vielleicht bringt der Weihnachtsmann den lieben Schülern auch eine Portion Vernunft? (Ich hatte zu viel Glühwein…)
Ich kenne den Ärger den man spürt, wenn man merkt kein vernünftiges Instrument zu haben ,um diesen Provokationen so zu begegnen, dass man sie innerhalb der Klasse gereglt bekommt.
Auch fehlt einem manchmal die Möglichkeit , durch effektive Konsequenzen Herr der Lage zu werden.
Da hilft nur die Anwendung des offizellen Maßnahmenkatalogs. Das sagen die Schulrechtler.
Mist nur, dass das immer so ewig dauert…
1) Pädagogische Maßnahmen (Gespräche od. Täter Opfer Ausgleich etc)
2) Ausschluss für den Unterricht durch die Lehrkraft
3) Ausschluss vom restlichen Unterrichtstag durch Schulleiter
4) Irgendwo war da noch der mündliche und schriftliche Verweis
5) Ausschluss für 3 Unterrichtstage durch den SL und Klassenkonferenz
Dazwischen noch eine pädagogische Klassenkonferenz., um Maßnahmen zu besprechen und zu beschließen
6) Ausschluss für mehr als 3 Unterrichtsstage bis eine Woche (Klassenkonferenz und Schulleiter)
Wenn da jetzt eine Kollegin sitzt , die es ja nur gut meint und bei ihr macht der leibe YX das ja nicht..mann muss ja auch an die Zukunft von so einem netten jungen Mann denken. Schließlich wollen Jungs sich halt reiben
Kann sich dieser Prozess länger hinziehen als ein Schuljahr..
Und nächstes Jahr begeinnt der Kreislauf wieder,,,,
Aber der Ärger bleibt, diese Schüler nicht zu erreichen.Zumindestens nicht im Moment…im Unterricht da haben die 4 einfach zu viel Publikum und Bestätigung.
Wechsel in eine andere 8?
Wenn man das Quartett trennt?
Beschulung nur in Begleitung der Erziehungsberchtigten (hat bei mir Wunder gewirkt, Auch auf den Rest der Klasse!)
Schöne Ferien…..
Also irgendwie fehlt die Auflösung … bist du nun hässlich oder nicht? 🙂
natürlich nicht! ich bin bond-girl!