Aller Anfang ist schwer

Ja, zurück. Und gleich drei Stunden mit meiner Klasse. Verquatscht bis zum Gehtnichtmehr waren die. Unerträglich! Und neue Schüler gab’s auch auch noch. Die sind nett und ruhig. Geschämt habe ich mich, für meine laute Klasse und eben erstmal einen Sitzplan gemacht. Das lasse ich mir nicht jede Stunde bieten. Nach zwei Stunden war ich soooo fertig und vollkommen naß geschwitzt. Klitschnasse Kniekehlen hatte ich!

Und häusliche Dramen gab es in den Sommerferien. Da war keiner verreist und erholt. Ich weiss schon, warum ich nicht „Mein schönstes Ferienerlebnis“ aufschreiben lasse. Was soll da stehen? Tod eines Elternteils, Aufnahme bei mehreren Jugendnotdiensten, massiver Streit mit den Eltern und den Geschistern… da wäre „Sechs Wochen gelangweilt“ noch das heiterste Thema.

Trotzdem habe ich mich gefreut, die Blagen wiederzusehen. Mehmet ist leider nicht mehr bei uns. Schlecht für ihn und den Blog, gut für meine Nerven. Samira ist leider auch weg. Die sehe ich jetzt nur noch auf dem Hof und wir schreiben uns bei Facebook. Sie findet ihre neue Klasse doof. „Ich konnte mit niemandem quatschen. Ich war die ganze Zeit ruhig! Es war schrecklich!“ Ich denke: Super! „Ist doch klasse, dann kannst du dich auf den Unterricht konzentrieren!“ Sie sieht das irgendwie anders.

Abdul fastet: „Ist easy, Frau Freitag! Ich bin  einfach die ganze Nacht wach und schlafe tagsüber.“ Da bin ich gespannt, wie er das mit dem Schulbesuch macht.

Ronnie: „Frau Freitag, ich hatte die ganzen Ferien masssiven Kopffick! Das glauben Sie gar nicht.“ Und dann kommen verworrene Geschichten, die ich wirklich nicht glauben kann. Ich hoffe er kommt jetzt zur Ruhe. Und dann habe ich noch den Megaspaßvogel in die Klasse bekommen. Bilal.  Kommentar von Kollege Werner, als er auf meine Klasseliste guckt: „Bilal??? Wer hat dem denn erlaubt zu wiederholen? Und warum?“

Bilal ist drei Meter groß, total dünn und hibbelig. Er kommentiert alles, was ich oder jemand anders sagt und findet sich unheimlich lustig. Ich habe mich am Ende der Stunde zu ihm gebeugt und geflüstert: „Bilal, warum wiederholst du die Klasse? Möchtest du hier einen besseren Abschluss erreichen, oder möchtest du hier der Spaßvogel werden?“

„Abschluss.“

„Okay, dann verhalte dich ab jetzt ruhig!“

So, alles in allem war es eigentlich ein recht normaler Start. Wenn ich ehrlich bin habe ich noch nie einen ruhigen ersten Schultag mit meiner Klasse verbracht. Vielleicht den allerersten, als sie sich alle noch nicht kannten. Aber seitdem sie sich kennen, wird in der ersten Stunde erstmal gequatscht. Für meine Klasse war es wahrscheinlich ein schöner Einstieg ins neue Schuljahr. Nur Frau Freitag, die hat irgendwie mal wieder voll mies gestresst.

5 Gedanken zu “Aller Anfang ist schwer

  1. Hallo Frau Freitag,

    willkommen zurück im Alltagswahnsinn. Ich bin schon ganz gespannt auf die Eskapaden Ihrer… hm… Patienten. 😉

  2. Ich bin dankbar für jede Lehrerin mit der Einstellung „Kein schönstes Ferienerlebnis“, aber die sind dünn gesät. Ich mache in dem Nahezu-Ghetto, in dem ich selber wohne, Aufgabenhilfe, die daraus besteht, schöne Ferienerlebnisse zu erstinken und erlügen.

  3. Tja, da sehen sich die Lieben nach langer Zeit endlich wieder, da muss geredet werden. Es sind eben FRIENDS. Aber dem 3-Meter-Mann gleich mal den Wind aus den Segeln genommen. Sehr gut …

  4. Nääänääänäää, endlich sind die Ferien vorbei, und ich kann hier wieder lesen! Der Sommer – naja, ich geb‘ ihm noch 12 Tage, aber das Sommerloch, hach, das will einfach nicht verwachsen.
    Gerade habe ich von Obamas extrem cleverer Idee gelesen das „Race to the top“ Prinzip an Schulen mit wenig bis schlecht ausgebildeten Schülern einzuführen. Kohle & nen sicheren Jobs gibts für Lehrer also nur noch, wenn die Kids bessere Noten nach Hause bringen.
    Miss Shavan findet’s supi. Ich vermute allerdings, da wird ein ganz großes Fass ohne eigentliche Expertenmeinung aufgemacht ( = Krise & Freitag).
    Also, was halten Sie davon?

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