Okay, mit Volldampf voraus. Die ersten 5 Fahrstunden sind gebucht und schon bezahlt. Am Sonntag tue ich mir den Erste-Hilfe-Kurs an. Jetzt geht’s lo-os!
Auf dem Weg zur Fahrschule latsche ich so die Straße entlang und plötzlich höre ich drei junge Typen. Sie laufen hinter mir und weil sie sich so angeregt unterhalten machen sie auch keine Anstalten mich zu überholen. Unauffällig drehe ich mich um. Drei Vollbärtige Mitte-Jungs, die wahrscheinlich gerade Mittagspause haben von ihrem Start-Up Internet-streaming-irgendwas-mit-Medien-kack-scheiß-Computer-nerv Job. Sie unterhalten sich über Filme.
„Und diese Marsianer blah, blah, blah.“ Ich höre nicht zu. Irgendein Science Fiction Movie Quatsch, den ich sowieso nicht gesehen habe. Aber ich kann ja auch nicht nicht zuhören. Weghören geht ja irgendwie gar nicht. Wie soll man das machen. „Hör mal weg!“, hahaha, Witz, versuch das mal – weghören. Ich denke noch über ihre Jobs nach und warum sie immer noch diese Vollbärte tragen und ob sie die wirklich schön finden und ob sie die noch tragen werden, wenn sie Glatzen haben und plötzlich höre ich den einen sagen:
„Ich hab da neulich diesen einen Film gesehen. Mensch, wie hieß der?“
Ich warte. Welchen Film hat er wohl gehen? „Heiße Kartoffeln?“; „Pretty Woman?“
„Mist, mir fällt der Name nicht ein, aber das spielte auch im All. Und der war super. eigentlich waren das drei Filme in einem. Ich wollte den erst gar nicht sehen, dann habe ich ihn aber doch gesehen und ich war total überrascht, wie gut der dann war. weil diese drei Storys…also einmal ist es eine Vater-Tochter Geschichte und dann…“
Ich denke: Interstellar! Der Typ meint Interstellar. Den habe ich im Sommer mit dem Freund im Freiluftkino gesehen. Wir konnten uns erst gar nicht richtig auf den Film einlassen, weil vorher eine Vorschau von Mad Max vier lief und Mad Max vier lief am gleichen Tag in dem anderen Freiluftkino und irgendwie dachten wir, dass wir eigentlich viel lieber Mad Max vier gesehen hätten, als diesen Interstellar, von dem wir gar nichts wußten.
„…und man hat ihn fast gar nicht verstanden, weil sein Akzent…“
Er meint Interstellar! Klar mit Matthew McConaughey. Dass man ihn so schlecht verstanden hat, hat den Film auch nicht besser gemacht.
Und dann fängt der hinter mir an von dem Film zu schwärmen, wie nachhaltig beeindruckt er davon gewesen wäre, weil nicht nur die Vater-Tochter Beziehung so gut dargestellt wurde, nein, es gäbe ja noch die ganze Globalisierungskritik und dann die Story da auf dem anderen Planeten, auf dem die Zeit anderes läuft und da ging es ja eigentlich um Loyalität und Freundschaft und überhaupt handelte der Film ja zum größten Teil von Nachhaltigkeit. Ja. Ja, 100% vergan.
Er schwärmt und schwärmt und zwischendurch fragt er sich immer wieder: „Mensch, wenn mir der Titel einfallen würde… ihr müsst den unbedingt auch gucken, wirklich….“
Ich fand den Film sooo lächerlich. Da fliegt der Typ mit dem schwer zu verstehenden Akzent durch das Weltraum und macht hier mal dies und dort mal das und seine Tochter läßt er auf der Erde, aber nur, um in die Vergangenheit zurückzureisen und sich da im Weltraum die Hinterseite des Bücherregals ihres Kinderzimmers zu konstruieren (ihr wißt schon: Raum-Zeit Continuum) und ihre Bücher aus dem Regal zu schubsen und das entziffert sie dann später und rettet die Welt, aber sie rettet die eigentlich gar nicht, sondern baut eine Zusammenklappbare Truman-Show-Welt wo alle happy sind und irgendwann kommt er, also der Vater, wieder zurück und er ist halb so alt wie sie und sie sehen sich für zwei Minuten und dann sagt sie, er soll mal gehen, weil sie lieber ihre eigene Familie um sich haben will und dann bricht er auf in Mission Liebe.
„Wirklich ein suuuper Streifen. Man kann da soviel von lernen, Globalisierung und jetzt in Zeiten von TTIP und… wie heißt der nur…“
„INTERSTELLAR du Flachpfeife. Der Film heißt INTERSTELLAR und war total Scheiße!!!“ Ich kann nicht anders. Die drei Vollbärtigen starren mich an. Ich drehe mich schnell wieder um. Ich wollte das gar nicht. Aber irgendetwas in meinem Inneren konnte es nicht mehr ertragen, dass ihm der Titel nicht einfiel.
Als ich weitergehe höre ich wie der sagt: „Ja, genau. Inter-Stella. Und er spricht es aus wie Stella, der Name Stella, wie bei Marlon Brando und Blanche Dubois. Stelllllaaaa!!! Oh Mann, hoffentlich arbeiten diese Typen nicht in einem Bereich, der für unser aller Wohl wichtig ist. Bitte lieber Gott, lass sie nur an Webseiten rumbasteln.
Na ja, von Hollywood kann man ja meistens nicht viel erwarten, oder?
Von wegen unfreiwillig mithören von Gesprächen…ich werde in der S Bahn und im Grossraumbüro oft auch durch solche Gespräche „beglückt“ und frage mich auch, was die Leute denn sonst noch im Kopf haben…
Frau Freitag, du hast den Film überhauuupt nicht verstanden. Da geht es um das Essentielle, was die Menschheit zusammenhält, is mit Liebe und so
…und Vegetarismus