Sie sind da!!! Sie sind da!!! Die Neuen!!! Sie stehen im Weg rum!!! Ich muss im Slalom durchs Lehrerzimmer!!! Herrlich!!!
Heute fahre ich extra besonders früh in die Schule – mal sehen, ob ich ein paar verwirrte Neue abgreifen kann.
Ahhh, da sitzen sie. Im Schulleiterbüro. Die Tür ist offen. Ich erkenne deutlich, dass ich sie nicht kenne. Fazit: Das sind Neue. Ich begrüße den Schulleiter. Lungere noch ein bisschen vor der offenen Tür rum. Der Schulleiter sagt „Frau Freitag, kommen Sie doch rein. Hier, dass sind zwei neue Kollegen“. Wir geben uns die Hand. Sie sagen ihre Namen. Die habe ich sofort wieder vergessen. Egal.
Schulleiter: „Frau Freitag, vielleicht wollen Sie die beiden neuen Kollegen…“
„Mit ins Lehrerzimmer nehmen? Klar!“
Schulleiter: „Ich dachte eher, dass Sie Ihnen die Schule zeigen können.“
„Oh. Echt? Reicht nicht im Lehrerzimmer einen Kaffee trinken und alles erklären?“
Schulleiter: „Nee.“
Jetzt muss ich dazusagen, dass unsere Schule sehr, sehr groß ist. Man vermeidet eigentlich, durch die ganze Schule zu laufen. Man hat so seine Wege und die geht man. Soll man mal in einen entlegenen Trakt – dann stöhnt man und nimmt sich Verpflegung mit. Unsere Schule ist so groß, die würde – würde sie dort sein, mit einem Teil in Köln und mit der anderen Arschbacke in Düsseldorf liegen.
Das hat man nun von übertriebener Neugier. Ich nehme die beiden mit uns wir latschen und latschen und ich laber und laber und sie verstehen wahrscheinlich nur Bahnhof, denn sie fragen immer wieder Sachen, die ich ihnen schon erklärt habe. Und sie haben noch gaaar nichts. Keine Schlüssel, keinen Stundenplan, keine Schülerlisten und vor allem keine Ahnung.
Nach und nach genieße ich meine kleine Schulführung aber doch. Könnte ich das nicht hauptberuflich machen? Also statt unterrichten, nur Neue durch die Schule führen und schlaue Tipps geben? Ich fänd’s super.
„Was macht man denn mit Schülern die so richtig doll stören?“, fragt einer von den Neuen, als wir in der Raucherecke vor der Schule stehen.
„Eine schallern!“
„Nee, jetzt mal wirklich. Kann man die nachsitzen lassen?“
„Wenn du die findest und dich dann dazusetzt… sicher. Ich würde sagen, Eltern anrufen. Sofort die Eltern anrufen.“
Und promt stört Yunis so dermaßen den Unterricht, dass ich ihm nach etlichen Verwarnungen sage: „Okay, ich rufe deinen Vater heute an.“
„Ja, machen Sie.“
„Mach ich auch.“
„Hahaha, mein Vater hat neue Handynummer.“
Er macht weiter Unfug. Simuliert einen Geschlechtsakt mit seinem Stuhl. Ich gucke mir das genau an. „Das ist schön Yunis, das werde ich deinem Vater auch erzählen. Darüber wird er sich besonders freuen.“
Nach der Stunde spreche ich mit seinem Klassenlehrer, erhalte die neue Handynummer von Papa und rufe zwei Stunden später an.
Papa Yunis ist nett. Aber irgendwie auch frustriert: „Wissen Sie, immer wenn Yunis was macht, die Lehrer rufen an. Aber wenn ihm was gemacht wird, dann rufen Lehrer nicht an.“
„Was meinen Sie?“
„Vor den Ferien, Yunis Handy wurde geklaut. Und hat kein Lehrer angerufen.“ Ich denke: Nee, warum auch? Den Verlust des Handys, wird Yunis zu Hause schon selbst mitgeteilt haben. Und warum sollen wir denn dann die Eltern in so einem Fall anrufen?“
„Wissen Sie Frau Freitag, ich will neue Schule für Yunis!“
Ich denke SUUUUPER!!! So eine Wirkung hatte ich meinem kleinen Anruf gar nicht zugetraut.
„Ja, das kann ich verstehen und oft kann ja so ein Neustart wahre Wunder bewirken. Ich wünsche Ihnen viel Glück damit.“
Er bedankt sich, ich lege auf und denke: Lehrerin ist doch echt ein geiler Job.
Bei geklautem Handy anrufen? na sicher, man ist als Lehrer doch direkt verantwortlich für die Sicherheit dieser Dinger und sollte sich dann wenigstens persönlich bei den Eltern entschuldigen, wenn es abhanden kam. Aber sofort!
bei uns müssen wir die sogar ersetzen.
Selbst Vorjahresmodelle? Wer will die schon noch….
Gut in Schreiblaune gewesen? Schöne Geschichte!
Schön, dass Sie wieder schreiben!!
Übrigens, Frau Freitag,sie werden schon wieder nachgemacht…diesmal von der BLÖD ! Die Frau Bachmann zeigt dem gemeinen Bürger jetzt,was wirklich in den Schulen abläuft…*sensationsensationneuigkeit*gääähn*
Wow, die Klassenlehrerin hatte tatsächlich die neue Handynummer des Vaters? Doll! Wie macht sie das? Wir haben oft keine Chance, Eltern telefonisch zu erreichen, weil sie ständig neue Nummern haben. Auch Briefe kommen nicht selten zurück mit dem Vermerk „unbekannt verzogen“ und nicht mal das Schulbüro hat das gewusst …
Es ist eine Freude, wieder regelmäßig hier von dir zu lesen, Frau Freitag!
Zufall.
also, dass der klassenlehrer die handynummer hatte.
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Immer diese Neuen!
Schöner Post!