Ist das Leben wirklich schön? Nicht für alle, oder?

Eigentlich wollte ich ja jetzt von meiner Fahrt im UFO berichten, aber aus aktuellem Anlass muss das leider verschoben werden. Der aktuelle Anlass ist: Weihnachten!!!

Es gibt etwas sehr Wichtiges zu klären. Ich hatte gestern Nacht eine welterschütternde Erkenntnis. Aber von vorne…

Also, es ist Weihnachten – nicht zu übersehen und ich denke, ich berichte hier nichts Neues. Und für mich gehört eine Sache zu Heiligabend. Ein Ritual, eine feste Größe – eine immer wiederkehrende Handlung, die ich Jahr für Jahr wiederhole. An jedem 24sten Dezember wird bei uns Nachts „It’s a wonderful life“ geguckt. Dieser Film ist nicht nur der schönste Weihnachtsfilm ever, er ist für mich an Heiligabend noch wichtiger, als der Weihnachtsbaum. „It’s a wonderful life“ IST Weihnachten!

Und wie jedes Jahr liegen der Freund und ich vollgefressen, glücklich und leicht müde auf der Couch und genießen die Abenteuer von George Bailey. Und wie jedes Jahr heule ich mir am Ende die Augen aus, bin mit der Welt versöhnt und schlafe glücklich ein.

Nicht so gestern!!! Gestern fiel mir nun zum ersten Mal eine versteckte kleine Sache in dem Film auf, die ich anscheinend jahrelang übersehen habe. Sie hielt mich vom Schlafen ab und beschäftigte mich auch noch heute morgen beim Frühstück.

Also, wir erinnern uns – George hat den Ärger in der Bank. Ich finde es ja immer schon ziemlich schlimm, dass er die Stadt nicht verlassen kann und jedes Jahr sagt mein Freund, dass es nicht so schlimm ist, dass er bleibt, weil ja Mary da ist und alle ihn lieben, aber in der ersten Stunde des Films leide ich doch schon sehr mit ihm. Da ich die Handlung des Films über die restlichen 364 Tage des Jahres wieder vergessen habe, denke ich an jedem Heiligabend immer wieder, dass George vielleicht doch noch rauskommt. Naja, dann arbeitet er eben ein paar Monate in der Bank…, okay, dann eben vier Jahre, aber dann wird sein Bruder die Geschäfte übernehmen. Jedes Jahr schreie ich, nein, nein, steig nicht aus dem Taxi, flieg in die Flitterwochen, wenigstens Flitterwochen, bitte…

Okay, so weit so gut, oder so schlecht, aber erinnert euch mal an den Moment, wo George so völlig fertig nach Hause kommt und so gesteresst ist, von seiner Familie. Die Kinder nerven, die eine spielt Weihnachtslieder auf dem Klavier, der Junge will immerzu irgendwas buchstabiert bekommen – man fragt sich auch, was er da schreibt… und George geht es aber schlecht und er meckert alle an – verständlich, denn er hat ja wirklich RICHTIG schlimme Sorgen. Und dann ist da Zuzu, die kleine Tochter, die mit geflochtenen Haaren im Bett liegt. Weil: SIE EINE ROSE GEWONNEN HAT UND AUF DIE WAR SIE SOOOO STOLZ, DASS SIE, UM SIE NICHT ZU ZERDRÜCKEN, MIT OFFENEM MANTEL NACH HAUSE GELAUFEN IST UND SICH DABEI ERKÄLTET HAT! Und der Arzt war schon da und alle machen sich Sorgen und man denkt, jetzt chillt mal, die wird ja nicht gleich sterben. Und George – was macht der????? Der ruft bei der LEHRERIN von Zuzu an und macht sie fertig. Er schreit sie voll an, was sie für eine verantwortungslose Lehrerin sei, das Kind mit offener Jacke nach Hause gehen zu lassen und dass er sie verklagen würde, sagt er und die Steuergelder wären schlecht angelegt für Leute wie sie und er schreit und schreit… Ach nein, das war anders, die Lehrerin ruft an und fragt nach Zuzu – ist doch eigentlich voll nett… und trotzdem wird sie angeschrien.

„Aber ihr Mann hat sich doch für sie eingesetzt.“ sagt mein Freund heute morgen in der Küche.
„Ja, ist doch wohl klar, wenn so ein Vater rummeckert am Telefon. Die Lehrerin konnte doch gar nichts dafür.“
„Aber George hatte doch diese Problem in der Bank.“
„Aber da konnte doch die Lehrerin nichts für!“

Und später ist George dann bei Martini – in der Bar und da ist der Mann der Lehrerin. Es ist Heiligabend und er ist in der Bar. Der Mann der Lehrerin ist völlig fertig, weil seine Frau so angeschrien wurde und dann sieht er Bailey und haut ihm eine rein. Richtig so, denke ich! Und was macht Martini – er schmeißt den Lehrerinmann aus der Bar und gibt ihm lebenslanges Hausverbot.

Okay, man kann George verstehen, er hat einfach einen Fehler gemacht. Er war ja auch zu seiner Familie ungerecht und zu Onkel Bill, der ja eigentlich an dem gnazen Schlamassel Schuld ist. Aber bei ALLEN entschuldigt sich George am Ende und alle sind bei ihm und feiern mit ihm. Alle. AUßER der Lehrerin!!!!!! NIEMAND KÜMMERT SICH UM DIE LEHRERIN! Was hatte die denn jetzt für einen Heiligabend. Ein Vater ruft sie an, schreit sie an, will sie verklagen und niemand ruft zurück und sagt: Sorry, war nicht so gemeint.

Ich bin immer noch total entsetzt. Am Ende des Films gibt es nur zwei die nicht dazugehören: Potter und die Lehrerin. Was will uns denn der Film mit dieser versteckten Message sagen? Ich bin zutiefst erschüttert. Und auch sauer. Wo kann ich mich beschweren und vor allem: Ist das schon mal jemanden aufgefallen????

„Die haben sich bestimmt am nächsten Tag bei der Lehrerin entschuldigt. Ganz sicher.“ versucht mein Freund seinen Lieblingsfilm zu verteidigen.

„Vielleicht.“, sage ich „vielleicht. Viellleicht aber auch NICHT!“

Allgemein

24 Gedanken zu “Ist das Leben wirklich schön? Nicht für alle, oder?

  1. Genau das ist mir gestern auch aufgefallen: Warum hat er sich nicht bei der Lehrerin entschuldigt? Und warum sitzt der Mann der Lehrerin, wenn die Lehrerin sich zu Hause die Augen aus dem Kopf heult, in der Bar von Martini? ….. Ich sage ja immer: Das Buch war besser.

  2. Nein.
    Die Frage lautet: „Warum muss das dumme Blag den Mantel auflassen?“
    Es kann die Rose auch außerhalb des Mantels transportieren, indem es einfach einen Arm ausstreckt.
    Und wenn es ein Cape ist, kann das Blag mit der einen Hand die Rose außerhalb des Capes tragen und mit der anderen Hand das Cape zuhalten.
    Was ist das für ein dummes Kind?

    • Ähem.. vielleicht weiß das Kind, dass eine Rose ziemlich schnell erfriert im Winter, uneingepackt und schon abgeschnitten. Insofern ist der Manteltransport wärmetechnisch für die Rose schon vorzuziehen.

  3. …warum ist es so wichtig für Sie, liebe Fraufreitag, sich Gedanken darüber zu machen, was wäre wenn… ob nun George sich bei der Lehrerin entschuldigt hat oder nicht ist doch nicht die alles entscheidende Frage, oder??? Wie auch immer – es ist eine Fiktion – wenn auch eine sehr gut gemachte – und ich finde, zu Weihnachten eigentlich doch wichtiger darüber nachzudenken, wie wir im realen Leben mit uns selbst und mit anderen Menschen umgehen. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

  4. Ich find den Film auch blöd, wie die meisten, was im Lauf der Jahrzehnte konsequenterweise dazu führte, dass ich nicht mehr fernsehe, seltenst ins Kino gehe, sondern lese (SZ, taz, ZEIT, viele Bücher) und höre (Musik und Radio). Bin nicht verdrossen!

  5. Irgendwie hätte ich auch lieber die UFO-Geschichte mit Energy-Bill weiter gelesen, aber wenn eine Kollegin irgendwo unterdrückt wird, und sei es im Land Fiktion, dann kämpfen wir!!!
    Und spielen bestimmt nicht Tischtennis, lieber Johannes!!
    Aber den Film kenn ich trotzdem nicht, warum kann denn der blöde Banker nicht aus seiner Stadt?

  6. Die Lehrerin im Film steht für alle Lehrer dieser Welt, die für alles Übel verantwortlich gemacht werden und auf deren Gefühlen man ungestraft herumtrampeln darf.
    Schönes neues Jahr auch!

  7. Ach, die Lehrerin bringt doch am Ende einen 5-Dollar-Schein vorbei und George nimmt sie in den Arm und entschuldigt sich und dem Lehrerinnen-Mann gibt er ein Taschentuch und entschuldigt sich für den Schlag und Martini lädt den Lehrerinnen-Mann für den nächsten Samstag in seine Kneipe ein und alle singen zusammen und sind glücklich. Die Szenen wurden nur zufällig raus geschnitten, weil sonst der Film zu lang geworden wäre. Ist doch klar!!

  8. Na ich bin ja mal auf Ihre Meinung zum sonntäglichen Tatort gespannt. Letztendlich kamen da ja alle Beteiligten nicht sonderlich gut weg, aber auch der LEHRER hat ( wie alle anderen vor ihm) seine Schülerin ja mitten in der Nacht auf dieser dunklen Straße alleine weiterlaufen lassen, wenn auch aus nachvollziehbaren (aber unsinnigen) Gründen;)

  9. Wenn die Lehrerin hinter jedem Kind herlaufen sollte, um zu überprüfen, ob es auch ordentlich zugeknöpft ist … sind Väter in der Regel so blöde oder nur bei Hollywood?

  10. Am Ende kommen alle zu den Baileys und bringen erst mal Geld herbei, um George vor dem Gefängnis zu bewahren und die Building&Loan vor dem Ruin zu retten. ALLE? Nein, eine kleine fiese Gruppe verweigert sich und will kein Tränendrüsenhappyend. Und diese Schurken bestehen aus finsteren Finanzhaien und … Lehrer(innen)!

    Noch Fragen?

  11. Ich habe den Film jetzt erst ca. 20 Mal gesehen, da wir immer mit „Wir sind keine Engel“ abwechseln. Aber ich war eigentlich überzeugt, dass auch die arme Lehrerin am Schluss noch eine Entschuldigung bekommt. Sollte ich mich so täuschen? (nächstes Jahr passe ich besonders gut auf)
    Andreas

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