Im Konfronta-tief

Konfrontative Pädagogik ist voll anstrengend, sag ich euch. Ich habe bei in der siebten Klasse heute mal so dermaßen konfrontiert, dass ich in der darauffolgenden Stunde nur noch Emphatische Pädagogik betreiben konnte – also: bitte Kinder seid emphatisch mit MIR, weil ich von den ganzen Konfrontationen gerade eben in der Siebten so fertig bin. Von Konfrontativer Padagogik tut dir nachher auch der Hals weh. Und der Körper wird voll müde.

Ich schleppe mich mit letzter Kraft, nach letzter Stunde aus dem Schulgebäude. Zum Glück Treppe runter. Draußen Zigarette und – kein Feuerzeug. Toll. Ohne Feierabendzigarette in die U-Bahn – JA, JETZT KANN ICH ES ENDLICH MAL SAGEN, ICH FAHRE U-BAHN und nur sehr selten Bus. Ich bin ein Profi-U-Bahnfahrer. Ich steige sogar da ein, wo ich später auch wieder aussteigen will. Ihr wisst schon. Mit den Wagons und so. Jedenfalls steiege ich ein – der Wagen ist voll – ich muss stehen. Ich scanne kurz die Lage und was sehe ich da??? Am anderen Ende des Wagons? Zwei Punks. Und der eine hat eine dicke, fette RATTE!!!!! Auf der Schulter. Voll fett, mit einem riesigen nackten Schwanz. Sofort bin ich wieder in dem rattenverseuchten Traum von neulich und in den Kommentaren dazu.
Blüht mir eine schreckliche Krankheit? Hat doch jemand geschrieben, dass die Ratten im Traum so was bedeuten. Was bedeutet dann eine Ratte in der REALITÄT???? TOD???

Ich bin schockiert und beobachte die Ratte ganz genau – nicht, dass die am Ende noch die Schulter verläßt und zu mir kommt… Tut sie nicht, aber ihr – oh Mist, jetzt wollte ich so schlau sein, wie heißen denn die Tiere, die andere Tier… ah ja, ihr WIRT verläßt die U-Bahn. Wenig später steige auch ich um. In der neuen Bahn setze ich mich neben zwei Schülerinnen. 10 oder 11 Klasse. Die liegen eigentlich auf dem Sitz und ich fletze mich dazu.
„Nee, Achte ist schlimmer als Siebte“, sagt die eine.
„Ja, stimmt, Achte ist schlimmer.“ antwortet ihre Freundin.
Ich: „Auf keinen Fall. SIEBTE sind die Schlimmsten. Ihr meint doch Klassen oder meint ihr siebte und achte Stunde?“
„Nee, nee, Klassen.“
Ich stöhne einen langen konfrontativbedingten Erschöpfungslaut aus mir raus: „Siebte ist krass! Achte auch, aber Siebte rockt dich.“
„Achte denken immer, sie sind so cool. Sind sie aber gar nicht.“, sagt die eine und die andere nickt.
„Wann wird es denn wieder besser?“, frage ich die beiden Expertinnen.
„Neunte oder eigentlich erst Zehnte.“
„Neeein, so lange kann ich nicht warten! Neunte! Okay, aber nicht noch bis zur Zehnten. Wart ihr auch so?“
„Ohhh, ich war schlimm. Meine arme Mutter.“
Ich: „Und deine Lehrer.“
Sie nicken beide.
„Entschuldigt euch ruhig mal bei euren Müttern“, sage ich und sie grinsen mich an. Ich muss raus. „Und bei euren Lehrern! Entschuldigt euch auf jeden Fall bei euren Lehrern.“

Allgemein

17 Gedanken zu “Im Konfronta-tief

  1. die kleinen Nagetiere scheinen Sie ja wirklich zu verfolgen 😀

    Neben mir saß neulich im Bus auch einer mit einer Ratte – hab´s aber erst nach der Hälfte der Strecke gemerkt; das Tier hatte sich nämlich schön in der Jacke versteckt… -.-

    Und ich kann Sie beruhigen, in der Neunten wirds besser – wir waren in der Siebten auch mit Abstand am Schlimmsten. Aber dafür entschuldigen, neee neee 😀

  2. Hallo Frau Freitag,
    Ich geh in die 10. Klasse und verfolge schon länger Ihren Blog, erstmal ein großes Kompliment dafür!
    Unser Klassenlehrer kam heute mit einem Ihrer Bücher an und las etwas daraus vor, die ganze Klasse hatte Spaß. 😀 Ausserderm meinte er dass Ihre Geschichten genau auf uns zutreffen, Haha. Während wir dann ein Berufsbild schrieben, hörten wir ihn immer wieder beim lesen des Buches lachen. Also ich hätte ja gern mit ihm getauscht… 😀
    Liebe Grüße 🙂

  3. Ratten scheinen “ in “ zu sein. Eine 18-jährige Bekannte hält sie scharenweise in Ihrer Wohnung und verschickt Fotos davon in Facebook.Ich glaube, sie strebt unbewußt danach, Menschen von sich fern zu halten.Stabheuschrecken züchtet sie auch.

  4. Vielleicht nicht heilig, aber in der DDR wurde der Tag des Lehrers ausgiebig gefeiert. Da hat fast jeder Schüler jedem Lehrer Blumen mitgebracht.

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