Es ist vollbracht. Der letzte richtig volle lange nervige Montag wurde von mir soeben überlebt. Ab jetzt wird alles easy. Heute war noch mal richtig heavy. Aber ich muss mich echt loben. Ich habe so sauber abgeliefert. Ich bin so vorschriftsmäßig. Ich unterrichte in den siebten Klassen auch noch genau so, als wären wir mitten im Schuljahr. Noch um 16Uhr diskutierte ich eben die Probleme von Charlie Batson und seiner Familie. Keine Spielstunde, kein auf-den-Hof-Gegehe, kein Eisessen, keine Flimmerstunde. Knallharter, langweiliger Normaloenglischunterricht. Workbook, lesen, Fragen beantworten, Fakten rausarbeiten, aufschreiben, noch mal Verständisfragen, Transfer zum eigenen Familienleben usw. Ich bin so stolz auf mich. Und jetzt habe ich mir meinen Feierabend aber so was von verdient. Nächste Woche ist dann nur Unterricht bis Mittags und dann gibt es eine große Verabschiedungsfeier für die 10.Klassen. Und dann sind Ferien und den Stundenplan vom nächsten Jahr, den kenne ich ja noch nicht. Aber der wird bestimmt nicht wieder so einen harten Montag haben. Es war zwar immer schön, gleich am Anfang der Woche so viel weggeschafft zu haben, aber bis nach 16Uhr unwillige Siebtklässler zu unterrichten war nicht ganz so toll.
Ich muss mich an dieser Stelle mal kurz über die Englischbuchmacher beschweren. Die bringen ja alle paar Jahre eine neue Version ihres Buches raus, damit man die Arbeitsblätter, die man sich zu den einzelnen Kapiteln gemacht hat bloß nicht mehr benutzen kann. Aber die Geschichten in den neuen Büchern sind jetzt auch nicht alle unbedingt neu. Im alten Buch gab es immer die Seite: „Meet Charlie’s Family“, da war dann Charlie undf seine beiden Schwestern und seine Eltern und alle aus der Familie hatten irgendwelche Probleme. Konnte man gut mit den Schülern bearbeiten. Habe ich immer gerne gemacht. Im neuen Englischbuch fehlt diese Geschichte. Und plötzlich finde ich Charlie im Workbook. Die gleichen Bilder, der gleiche Ansatz – Charlie und seine Familie und alle haben Probleme. Ich denke am Sonntag noch: Super, da habe ich doch voll viel Zusatzmaterial zu erstellt, das muß ich doch nur raussuchen und kopieren und fertig ist der Lack. Und siehe da – ich finde sogar ganz süße Bilder, die ich mal von Charlie und den anderen gezeichnet habe. Heute morgen knalle ich sie an die Tafel und schreibe drüber: Meet Charlie’s Family. Dann gucke ich ins Workbook und dort steht über dem Text nur: Charlie’s Family. Ohhhh, welch Neuerung…
Egal, denke ich und zeige auf das erste Bild an der Tafel: „Look at Mr Macintosh. He has problems… guess what troubles him!“
Die Schüler gucken mich an. Verwirrt. Dann meldet sich Taifun: „Aber Charie heißt doch nicht Macintosh. Der heißt doch Batson.“
Ich gucke ins Workbook und tatsächlich – Charie heißt jetzt Batson und seine Mutter arbeitet auch nicht mehr im Supermarkt, sondern in einer Schulkantine. Oh Mann!!!! Diese Veränderungen waren ja auch sooooo was von notwendig! Vielen Dank lieber Schulbuchverlag. Danke, dass ich mein ganzes Zusatzmaterial überarbeiten muss, denn leider reicht euer Buch für den Unterricht überhaupt nicht aus. Und falls ihr mal jemanden braucht, der bei der Überarbeitung von Schulbüchern hilft – sagt Bescheid- das kriege ich auch noch hin.
Wir hatten z. T. bücher die bereits das 8.-10. Schuljahr im Einsatz waren. Haben auch so ausgeguckt. Aber DA wär das nicht passiert!
oweeh sie tun mir ja bisken leid mit dem ganzen mehraufwand…aber naja meine freundin musste neulich im praktikum fachfremd bio unterrichten und ihremmentor hat nach 4 Tagen bedenkzeit ihr unterrichtsmaterial nicht mehr gepasst…
seien sie also froh,dass sie das niemandem beichten müssen 😉 und der krise hätte sowas bestimmt auch passieren können…..NOT
😛
„Transfer zum eigenen Familienleben“ – spätestens hier wird’s heikel. Die allermeisten meiner Schützlinge können mit dem in den Schulbüchern beschriebenen Familienleben nicht die Bohne etwas anfangen, weil es ihnen völlig fremd ist … da fällt es schwer, irgendwelche Parallelen herauszuarbeiten. Pocket money? A trip to the zoo? „Was soll ich denn da schreiben, Ms B, bei uns gibt’s das nicht!“
Die Neuauflage unseres Englischbuches vor drei Jahren haben wir übrigens geflissentlich ignoriert. Wir arbeiten weiter mit dem alten.
Normaloenglischunterricht. Eben. R.Stone könnte sich die Nachlässigkeiten gewisser Schulbuchverlage gar nicht leisten.
Tja, die armen Schulbuchverlage müssen ja auch leben! *ironie off*
Das stimmt, alle 3 Jahre gibts neue Ausgaben, damit die Schulen mit den Ausleihgebühren keinen Reibach machen! Und alte Auflagen werden mit sofortiger Wirkung vom Markt genommen, damit keiner auf die Idee kommt eventuell fehlende Exemplare für die benötigte Anzahl nachzubestellen. (Ja und auch damit die Lehrer schön Zusatzmaterial kaufen)
Dann hat man als Eltern leider auch kein Glück, wenn man 2jährige Bücher kauft, weil in 2 Jahren das nächste Kind die gleichen brauchen wird und dann ists billiger die zu kaufen. Nix da, DAS macht man am besten nur bei neu eingeführten Lehrwerken, sonst wird das nix mit der schnöden Kalkulation! (bearbeite gerade die Ausleihunterlagen der Kleinsten, gnahhh)
Schulbücher schreiben ist, meiner Erfahrung nach, nur etwas für ganz klamme oder für profilierungssüchtige Lehrer. In beide Kategorien würde ich Sie eher nicht einsortieren. Ein Problem ist wohl auch, dass diejenigen, die die Texte schreiben, kein Mitspracherecht bei den dazugelayouteten (Sie verstehen doch, was ich meine?) Bildern haben und teils kurz vor dem Druck die Aufgabenstellungen vom Verlag geändert werden.
(Ausnahmen bestätigen die Regel, schön wäre auch wenn meine Erfahrungen und meine Instruktionen in Studium und Ref. die Ausnahmen sind)
Oj. Das kann ich mir lebhaft vorstellen, wie *notwendig* das war. Mit der Namensänderung wollte man vielleicht ja vermeiden, dass es als Schleichwerbung empfunden wird bzw bei Schülern falsche Assoziationen weckt (vorausgesetzt, der Name war wirklich „Macintosh“). Aber rechtfertigt das so ein Hickhack? Nö.
Vor allem die NAMEN zu ändern ist wirklich obersinnvoll! Mann, mann, mann!
Ach ja, die völlig überarbeitet Biologie-CD, die ich neulich erworben habe, hat einfach ein völlig überarbeitetes Titelbild. Das war es dann aber auch… 🙂
ehrlich gesagt findet man selten gut gemachte Schulbücher… viele die solche Bücher herausbringen haben nicht so viel Erfahrung wie Schüler und Lehrer gemeinsam. Können sie meist auch gar nicht. Hier finde ich es wichtig, dass sich Menschen (die sich täglich mit solchem beschäftigen) dafür einsetzen auch mitgestalten zu können. Ich habe selber eine Zweisprachige Schule besucht und war enttäuscht, dass so viel in diesen Büchern einfach Hirnlos abgedruckt wurde. Dafür haben sich alle Lehrer sehr bemüht eigenes Material zu verwenden und zu erstellen. Und diese Nutzen sie für ein oder zwei Schuljahre und setzen sich wieder an einem Tisch um neues zu Entwickeln. Sie fragen auch Schüler wie sie am besten lernen und was sie besonders gut oder auch schlecht gefunden haben.
Unser Bildungsnivou hängt wirklich an denen die ihre Arschbacken zusammenkneifen und was bewegen.
Lasst euch bitte nicht in eurer Kreativität einschränken.
– lg Userella –
Nun, diese Überarbeitung muß ja sein, für die Schüler, die die Klasse wiederholen. Die kennen den Macintosh ja. Aber Batson? Wer ist dieser Batson? Da kommt doch Wissbegierde auf und Spannung. Herauszubekommen, wer diese Batsons sind. Oder nicht?
Dumme Frage jetzt, aber…muss man dafür echt sein ganzes Zusatzmaterial überarbeiten? Kann man nicht einfach sagen: „Na und, bei uns heißt Charlie eben Macintosh und seine Mama arbeitet inzwischen woanders.“?
muss man – sonst sind die kinder zu verwirrt sich auf die aufgaben zu konzentrieren.
Wenn die Änderungen wenigstens Sinn machen würden… Doofe Verlage.
Dieser furchtbare Mike Love mit seinen crazy Pants – dafür Brian Wilson schick wie selten. Paar Jahre vorher sah er noch aus wie ein übergewichtiger Obdachloser. Was für ne komische Truppe … aber mindestens unter den top 3 Bands aller Zeiten.
„Ich habe so sauber abgeliefert. Ich bin so vorschriftsmäßig. Ich unterrichte in den siebten Klassen auch noch genau so, als wären wir mitten im Schuljahr.“
Sehr gut. So soll es sein. 🙂
(Bis zum vorletzten Schultag!)
Wenn ich mir die kleine augenzwinkernde Anmerkung mal erlauben darf – bitte nicht zu ernste nehmen, ein Blog ist keine Dissertation -:
Der letzte richtig volle lange nervige Montag wurde von mir soeben überlebt.
Für so einen Satz hätte ich im Gymnasium mindestens sieben Zehntel an der Stilnote verloren. Wir hätten uns schon in der Grundschule gegrämt, so etwas zu formulieren, selbst bei den Übungen zum Passiv. Ich stifte deshalb einen kleinen Akkusativ zum Ferienanfang:
Den letzten richtig vollen langen nervigen Montag habe ich soeben überlebt.