Elternsprechtag beats Elternabend!

Frau Dr Häschen sitzt beim Elternsprechtag und schreibt mir eine SMS. Sie schreibt irgendwas über Hochbegabte. Na, damit habe ich ja nicht so viel zu tun. Ich hatte gestern Elternabend. Bevor mich jetzt jemand fragt, was der Unterschied zwischen einem Elternsprechtag und einem Elternabend ist – hier die Erklärung: Das eine ist am Tag und das andere findet abends statt. Haha, nein, nein, also beides ist abends oder am späten Nachmittag. Beim Elternsprechtag gehen die Eltern zu allen Lehrern und SPRECHEN mit denen. Beim Elternabend sitzen die Eltern einfach nur in deinem Klassenraum und starren dich an. Jedenfalls ist das bei mir so.

Ich komme pünktlich mit meiner Erzieherin um die Ecke gedüst und die Eltern stehen schon vor der Tür und warten. Zum Glück hatte ich mit der Klasse schon den Raum einigermaßen aufgeräumt. Als ich meinen ersten Elternabend abgehalten habe, war ich noch sehr aufgeregt. Ich habe tagelang Ratgeber gewälzt, wie man einen Elternabend gestaltet. Moderationskarten hatte ich, wie Günther Jauch und einen Fragebogen hinter der Tafel, wie wohl sich die Schüler in der Klasse fühlen und Klebepunkte für jeden Eltern, zum hinkleben. Blumen hatte ich gekauft und kleine Wasserflaschen, die niemand anrührte, Kekse und Weintrauben, die ebenfalls nicht angefasst wurden. Und dann stammelte ich mich verunsichert durch mein Programm. Ab und zu nickten die Eltern oder schüttelten den Kopf und irgendwann gingen sie dann auch wieder. Geredet haben sie nicht. Das tun sie nie. Sie sitzen einfach immer nur da, in ihren Jacken und mit ihren Mützen auf und starren mich stumm an.

Heute weiss ich auch warum: Elternabend ist eben nicht ElternSPRECHTAG. Es ist ein Elernsitzeninjackenundhörenzuabend. Und seit ich das weiss, macht mir das auch gar nichts mehr aus. Sollen sie doch da sitzen und gucken.

Ich rede und dann redet die Erzieherin und dann wieder ich und ich lächle und gucke ab und zu einen Vater oder eine Mutter an und die lächelt dann auch zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob die Eltern alle verstehen, was ich sage. Der Vater von Mariam verstand mich gestern garantiert nichts, denn als ich sagte: „Die Mariam ist ja ziemlich gut in Englisch und in Deutsch und Mathe auch, plant die denn das Abitur zu machen?“ Da guckte der Vater mich nur an und grinste. Es war so offensichtlich, dass er gar nichts gecheckt hat, dass ich ihn nicht vor den anderen blossstellen wollte.

Aber ich mag Elternabende – ich finde es schön, wenn die Mamis und Papis kommen und ich mir angucken kann, wie die aussehen und was die anhaben. Aber Elternsprechtage sind noch besser. Mit den Eltern reden macht mehr Spaß. Aber am meisten Spaß macht es, einzelne Eltern in die Schule zu bestellen und ganz lange und intensiv über die Kinder zu reden. Was man da so alles erfährt… oft sieht man den Schüler oder die Schülerin dann mit ganz anderen Augen – eben mit den Mamiaugen. Aber die Krönung des Entertainments (Elterntainments?) sind die Hausbesuche. Auf Strümpfen in der Wohnung rumschnüffeln, stundenlang Tee trinken und zugucken, wie sich der Sohnemann oder die Tochter in Grund und Boden schämt. Herrlich.

Und zum Glück gibt es keine Lehrerbesuche – man stelle sich mal vor, wie das wäre, wenn die Eltern einfach unangemeldet bei den Lehrern vorbeischneien würden – uahhhhh, was für eine gruselige Idee.
An alle Eltern, die noch zu Elternabenden gehen: Immer schön die Lehrerin anlächeln und auch wenn man nichts Neues erfährt – die Lehrer freuen sich, wenn ihr da wart!

PS: Aufmerksame Leser werden das Video schon kennen, aber es passt hier soooo schön, deshalb musste ich es noch mal posten.

Allgemein

45 Gedanken zu “Elternsprechtag beats Elternabend!

  1. So Elternabende hätte ich auch gerne, denn ich habe meistens die ein oder andere elterliche Krawalltüte, die sich lautstark und meist unflätig über Kollegen beschwert oder mit unerfüllbaren Forderungen kommt wie der Berichtigung von jedem einzelnen Rechtschreibfehler in jeder Deutsch-Hausaufgabe. (Dabei unterrichte ich gar kein Deutsch…)
    Aber zum Glück erlebe ich dann auch Eltern, die die Lehrer unterstützen.

  2. Schön zu wissen, dass nicht nur bei meinem Elternabend die Erwartungen ein wenig anders waren. Aber mal ehrlich, Sie werden beim nächsten Elternabend doch sicherlich dennoch erneut alles vorbereiten, oder? 😉

  3. Hm, bei uns in der ersten Klasse, kommen die Lehrer bei einem Elternabend gar nicht zu Wort, weil die Eltern soooo viele Fragen haben.

    „Ist es ok, wenn meine Tochter ab und zu eine Milchschnitte mit zu Schule nimmt?!
    „Meinen Sie nicht, dass die Kinder zu viele Hausaufgaben auf haben?“
    „Warum wird nur ungesunder Kakao ausgegeben, anstatt Wasser?“
    Und so weiter….

    Durch die ganzen Fragen zieht sich der Elternabend unnötig in die Länge. Nach dem ersten Elternabend war ich um halb zwölf (!) zu Hause (Beginn war 19Uhr). Über viele Fragen musste ich sehr schmunzeln.
    Ich hoffe, dass es im Laufe der Schulzeit meines Sohnes weniger anstrengend wird.

    Beim Elternsprechtag konnten sich die Lehrer dann richtig austoben. Jede Kleinigkeit wurde erzählt und ich saß nur nickend auf dem kleinen Stühlchen, weil ich nicht zu Wort kam.

  4. Elternsprechtag- zum Glück gibt´s sowas bei unserem Kleinstadtgymnasium nicht… Aber noch schlimmer klingt ja „Hausbesuche“… *gruselig* 😀

  5. Hallo,

    das Video ist super, kann man ruhig öfters mal schauen.
    Ich lese seit ein paar Tagen den Blog, genauer gesagt, seit ich das Buch ausgelesen habe. Ich habe mich stellenweise weggeschrien, super Buch! Auch das erste, das ich seit ewigen Zeiten trotz Schulstress nebenher gelesen habe, und das will was heißen.
    Erschreckend, dass man sich so häufig selbst wiedererkennt. Aber auch gut!
    Ich bin jetzt dabei, täglich. Kollegiale Fallberatung via Internet, sehr gut! 🙂

  6. Sehr schöner Beitrag 🙂

    Was ist denn mit den Elternsprechern!?
    Sprechen die nicht bei den Elternabenden oder kommen die „nur“ zum Elternsprechtag -was ja naheliegen würde?

    Hmmm, ich hab das aus den Beschreibungen meiner Eltern noch so in Erinnerung (lang, lang ist’s her), dass an Elternabenden die (vorab informierten) Elternsprecher vor Publikum (Eltern) mit dem Lehrkörper (welch Wort!), die anstehenden Themen durchpalavern.

    Täusche ich mich, ist das nicht durchführbar (schon klar, dass das mit so nem heterogenem Elternrudel nicht so einfach 😉 ist) oder hab ich da was falsch verstanden? Hmmm

    Wär doch schön, wenn die Eltern noch jemanden haben auf dem sie [s]rumhacken[/s] sprechen können 🙂

    • das stimmt schon, dass eigentlich die elternsprecher zum elternabend (da dürfen die auch kommen, war gut der witz mit den elternSRECHERN) dass die einladen sollen. würden wir das so machen hätten wir allerdings an unserer schule keine elternabende mehr.

      • Uih, das ging flott 🙂
        Dann nehm ich mir jetzt auch noch einmal die Zeit:

        Naja, das mit der Einladung muss ja nicht unbedingt von Denen ausgehen. 😉
        Als interessierter Laie hatte ich die unglaubliche Idee :-O, dass die dann sprechen MÜSSEN -Kalaueralarm: sind ja Elternsprecher.
        Dabei hatte ich den Einfall/die Idee (sprüh), dass Eltern diesen „Job“ als wichtig ansehen könnten und so dann eine gewisse Zusammenarbeit bzw. zumindest ein Austausch entstehen könnte…
        …aber lassen Sie mich raten, Eltern über die Rolle des Elternsprechers zu aktivieren ist ein abendfüllendes, nicht gänzlich neues Thema und sollte nicht in den Kommentaren eines Blogs mit interessierten Laien stattfinden? 😉

        PS: Ohne frech werden zu wollen, aber es wohl trotzdem zu sein: Eine Vorschaufunktion bei den Kommentaren ist nicht möglich, oder? 🙂

  7. Eine Funktion die mir meinen Eintrag, bevor ich ihn abschicke, so anzeigt wie er abgeschickt auch aussieht.

    Hat für mich den Vorteil, dass ich Fehler/schlechte Formulierungen etc. sehe, bevor ich sie für jeden ins Netz stelle.

    • fräulein
      krise hat sowas. habe ich sowas nicht? wo kriege ich denn sowas her??? EVDVVVVVLER; HAAAAAAAAlllloooo – wo ist der denn, wenn man ihn braucht? Elternabend ist wohl nicht sein thema…

      • Oh, da ist mein Kommentar verrutscht.
        Seltsam, dass ich Ihren obigen Beitrag („was soll das sein? Vorschaufunktion.“) nicht mehr kommentieren kann: da ist kein „Kommentar“-Link hinter dem Datum…

        zur Vorschaufunktion:
        Gerade hab ich mal zu Fräulein Krise rübergeluschert und konnte dort keine Vorschau-Funktion finden!? :-O
        Ob WordPress (wenn dann müssten die wohl soetwas anbieten) soetwas überhaupt zur Verfügung stellt, kann ich jedoch nicht sagen. Mich hat einfach geärgert, dass ich ein, zwei Formulierungen versemmelt hatte -durch ne Vorschau wär das BESTIMMT nicht passiert 🙂

        Darüber hinaus war ich mal auf der WordPress-Seite, weil ich dachte dass das ja nicht so schwierig sein kann. Hmmm, ich war überrascht über die Flexibilität von WordPress. :-O

        Zum Thema: da sollte es ein (bzw. mehrere, bloß welches passt!?) Plugin geben, welches in Ihr bestehendes Blog eingebunden werden könnte um mir (uns (-:) diese Funktionalität zu bieten.

  8. Klassenpflegschaft.
    Elternverteter.
    Am Gymnasium meist zum Äußersten bereiten Berufsmütter.
    Manchmal ganz klasse Frauen.
    Selten Männer.
    Nie jemand mit Migrationshintergund am Gymnasium, nie.

    • Hm, das finde ich ganz schön riskant, sowas zu behaupten, denn ich erlebe hier durchaus das Gegenteil! Nicht alle Kinder mit Migrationshintergrund können nur Hauptschule – so wie auch nicht alle „purdeutschen“ 😉 Kinder Gymnasium können! Bei uns sind z.B. 1/5 der Klasse Kinder mit Migrationshintergrund….
      Aber in der Klasse kommen auch überdurchschnittlich viele der Nicht-Migrationshintergrund-Väter zu den Elternabenden….

      • Ich glaube, Croco meinte, dass Eltern mit Migrationshintergrund nur selten/nie am Gümm Elternvertreter sind. Nicht, dass Kinder mit Migrationshintergrund selten/nie aufs Gümm gehen.

      • Ah, genauer lesen hilft. Dann nehm ich das natürlich alles zurück! Was Elternsprecher mit Migrationshintergrund angeht….hmmm, hab ich so noch nicht drüber nachgedacht, aber stimmt irgendwie schon! *traurig*

  9. Frau Freitag, aus Elternsicht gesagt: freuen Sie sich über JEDEN Elternabend, an dem nicht stundelang fruchtlose Diskussionen über dieses, jenes oder was ganz anderes geführt werden. Ich wäre soooooo froh, an unseren Elternabenden (zugegeben, Gymnasium) würden die Eltern einfach nur sitzen und gucken, statt alles tot zu diskutieren!!!

  10. Ich hasse Elternabende. Meistens war ich nach der Arbeit gerade mal eine Stunde oder zwei zu Hause. Dann gehts in die Schule,w o ich auf zu kleinen Stühlen ewig lange rumsitzen muss. Die Lehrerin kommt kaum zu Wort, weil die Subbermuddis ständig alles besser wissen und kreative Ideen haben und noch dazu meinen, die Lehrer müssten speziell IHR Kind genauer beaufsichtigen, damit es sein Pausenbrot ganz isst.
    Ich bin SO froh, dass im Sommer Schulwechsel ist. Dann steht hoffentlich nur zuhören auf dem Programm und ich kann umso schneller wieder in mein Bett 😉

    • Wenn es der Wechsel auf die weiterführende Schule ist, würde ich mir nicht zuviel Hoffnungen machen, bei uns macht die Mutter von Torben-Malte immer noch Terror (ich vermute mal bis mindestens in die 9. Klasse).

  11. Meine Elternabende verlaufen auch schweigend und zuhörend… Sehr schön ist es aber bei der Zigarette danach. Sie lauern mich auf, bevor ich ins Auto steigen will und können dann erstaunlicherweise reden und haben durchaus ne eigene Meinung. Also plane ich gleich mehr Zeit für „danach“ ein. Ob so ein Klassenraum die Eltern verschreckt???

  12. Pingback: Heut ist in der Gegend hier Weiberfaßnacht. Aber das nur nebenbei. « Zweitesselbst's Blog

  13. Ich glaube einen ganz normalen Elternabend gibt es wohl nicht. Entweder sind die Eltern stumm und beten, dass der Abend schnell vorbei geht oder sie sind so aktiv, dass sie einem fast den Job abnehmen wollen.

    Wie leben doch im virtuellen Zeitalter … wäre es nicht einfach ein Konferenzgespräch via Skype oder Google oder so zu veranstalten? Eltern öffnen sich nicht unbedingt vor der versammelten Klasse. An den Elternsprechtagen im 1:1 Gespräch erfährt man ohnehin mehr über den einzelnen Schüler … nur so als Idee 🙂

    ~Anja~

  14. Unsere Schule toppt das jetzt mit einer eigenen Eltern-Uni…jawohl. Thema: Fördern und Fordern oder auch „Gesunder essen“ Gut besucht und freiwillig. Das Leben ist immer gut für Überraschungen. Aber wir sind ja auch noch Grundschule.

Hinterlasse eine Antwort zu Bianka Antwort abbrechen