Trägt man heute so


Was ist das mit der Mode heute? Wenn ich mir mal was zum Anziehen kaufen will, dann gibt es nichts. Gibt es vielleicht die Sachen, die mir gefallen würden immer dann, wenn ich gerade nicht in die Läden gehe? Langsam kommt es mir vor wie eine Verschwörung.

Also zum Beispiel jetzt – ich will mir Hosen kaufen – stinknormale Jeans. Ich gehe in den einen Laden, bei mir um die Ecke und grabsche alles an, bis endlich eine Verkäuferin kommt.

„Ja, Sie können mir helfen – ich suche eine Hose. So eine normale. Möglichst unmodern und ohne Schnickschnack. Natürlich nicht zu eng.“

„Hmmmm, schwierig. Also die hier und die, das sind Röhrenjeans. Und die hier ist unten mit Gummizug.“

„Uiiiihhhh, nein, so was geht gaaar nicht. Die sollten schon ein wenig weiter sein. So bequem halt.“

Sie breitet ein paar Hosen vor mir aus, die alle aussehen, als käme man zwar oben rein, unten mit dem Fuß aber nicht mehr raus. Ahhh, denke ich – typisch, wieder ein ganz schlauer Schachzug der Bekleidungsindustrie. Es gibt mal wieder nur einen Style.
„Man soll jetzt nur enge Hose tragen, oder?“, frage ich, denn ich will in dieser Modeboutique auch nicht völlig ahnungslos rüberkommen. „Trägt man jetzt so, nicht? Enge Hosen. Tja, na, ich kann ja mal eine nicht ganz so enge von den Engen anprobieren.“

Mit einem Stapel Beinkleider mache ich mich auf den Weg in die Umkleide. Wenigstens ist die Beleuchtung hier nicht so fies cellulitisbetont wie in den Kaufhäusern. Scheiße sieht man trotzdem aus. Meine Unterhose hat Löcher. Ich nehme die erste Hose und schon beim Anziehen merke ich, wie mir die Blutzufuhr abgeschnürt wird. Die also schon mal nicht. Die Zweite ziehe ich mit enormer Kraftanstrengung nach oben und kann sie sogar schließen. Ich gehe raus und gucke in den Spiegel.

„Sieht super aus“, stellt die Fachverkäuferin ungefragt fest. Das sagen sie immer. Immer sieht es super aus, nur mir gefällt es nicht. Vielleicht sollte ich einfach eine „Röhre“ in zwei Nummern zu groß nehmen. Ich betrachte mich und muss unweigerlich an die Leggings meiner Schülerinnen denken. Was die sich trauen. Mir ist die Zurschaustellung meines Oberschenkelfetts echt ein Graus. Hose also wieder aus, die nächste an, wieder aus und dann noch eine.

Irgendwann kann ich nicht mehr. Ich will aber unbedingt konsumieren, also kaufe ich eine ziemlich enge schwarze Hose. Trägt man halt so heutzutage, denke ich an der Kassa.

Das war gestern. Da heute mein Konsumrausch noch nicht gestillt war, habe ich den Freund genötigt sich neu einzukleiden. Der hat nun wirklich nie Bock sich neue Sachen zu kaufen und sieht deshalb oft so aus, als wären wir ausgebombt und alle Einkaufsmöglichkeiten auch.

Und wie lief das mit dem dem? Die Verkäuferin: „Weite Hosen – kein Problem. Hier.“
Er – Hose an: „Passt, Nehm‘ ich.“ Das ging mir viel zu schnell, deshalb nötige ich ihn noch eine in schwarz und eine Jeans anzuziehen. Gibts doch gar nicht. Der zieht drei Hosen an, alle drei Hosen sehen gut aus und wurden deshalb auch alle gekauft.

Schön, dass die Männer in ihren weiten, bequemen Hosen, uns Frauen in den unbequemen Röhrendingern hinterher glotzen können. Ungerecht ist das. Schönen Dank, liebe Bekleidungsindustrie.

Allgemein

23 Gedanken zu “Trägt man heute so

  1. Sie Arme.
    Kenn ich.
    Dazu kommen noch meine Beine, die zu lang sind für die Welt, zumindest für die deutschen Frauenjeans.
    Habe gelitten bis ich welche gefunden habe für Popo, mit Elastikanteil gegen Zwick und Extralang.
    Und sie heißen auch noch Angel.
    Was will Frau mehr.

  2. Denk ich mir auch immer! Die Designer sollten mal den lieben langen Tag mit so unpraktisch-unbequemen Frauenklamotten rumrennen und richtige Arbeit (nicht nur modeln) verrichten müssen.

    Kleiner Tip: so bequem und ohne Schnickschnack findet man oft beim Ottoversand, die haben auch Jeans in allen möglichen Schnitten und für alle möglichen Problemzonen. Nur Stiefel mit Schaftweiten wo eine nicht-anorektische Frau auch mal ihre Unterschenkel reinkriegt haben sie leider nicht. Sowas gibts wohl generell seit mind. 10 Jahren schon nicht mehr…

  3. Ich hasse Hosen kaufen….
    Mach ich nur im Sommer, wenn ich mit kurzer Hose in den Laden gehen kann…
    Oder ich kauf im Internet…da kommen die Hosen dann aus USA, nachdem sie in China genäht wurden und in der türkei dann noch ein Etikett draufegpappt wurde…oder so ähnlich…ist aber das gleiche mit den sachen im Laden…nur sind die Hosen aus dem Internet aus USA noch billiger, obwohl die so weite Wege zurücklegen…wieso kauft eigtl. bei Klamotten niemand BIO??
    Ein Freund hatte mal Schueh aus USA bestellt, die waren dann aber tatsächlich aus China und dann musste er Strafzoll zahlen, hatte die EU sich so überlegt…am Ende waren sie dann immer noch billiger als die schuhe aus China die man hier kaufen kann…
    Also wenn irgendwas passt und gut aussieht, gleich drei Stück kaufen!!
    Außerdem kaufen Männer sowieso so ein wie sie auch ne Geisel befreien würden…Also rein, Geisel (resp. Hose o.ä.) schnappen und wieder raus!
    *<*
    o
    tschö, wa!

    • > Außerdem kaufen Männer sowieso so ein wie sie auch ne Geisel befreien würden…Also rein, Geisel (resp. Hose o.ä.) schnappen und wieder raus

      LOL ! Für die einen ist Einkaufen halt eine Freizeitbschäftigung, für die anderen ein notwendiges Übel.

  4. @ TheFeldhamster

    Auf der Reeperbahn in St. Pauli gibt es diverse Schuh- und Stiefelläden für Transvestiten und Transsexuelle. Das dortige Sortiment dürfte auch Frauen mit stärkeren Füßen passen. *duckundwech*

  5. stimmt doch gar nicht!
    sie gehen wohl in die falschen geschäften, frau freitag! und ihr freund auch. bei mir trägt der freund die engen röhren und ich prinzipiell NUR strumpfhosen und röcke und kleider. alles andere ist mir zu unbequem. ich sehe bei meinen bekleidungsmöglichkeiten also einen e-n-o-r-m-e-n vorteil gegenüber denne von meinem freund!
    Frau Freitag, ich bin hier wirklich enttäuscht von ihrer eingeschränkten und klischeehaften wahrnehmung.

  6. Hosen kaufen? Da hab ich die nächsten Jahre ausgesorgt, außer meine Figur verändert sich gröber. Bin ich froh, ich hasse das nämlich wie die Pest!
    Der Rosner-Outlet bei uns in der Stadt hat letztes Jahr geschlossen, und ich hab ganz viele tolle Jeans und die ein oder andere oder ganz andere oder… Stoffhose und Freizeithose abgestaubt. Und 2 Hosenanzüge und ne Weste… Die günstigsten Hosen waren übrigens ab 5 Euro, die „teuerste“ 25 oder 30 Euro.

  7. Also frueher bin ich in den Laden, hab gesagt „501, Weite 30, Laenge 34 in schwarz“ und 5 minuten spaeter war ich um viel Geld aermer aber eine Jeans, die mir passte reicher.
    Warum Experimente machen, wenn man eine gefunden hat, die passt?

  8. Ihre Unterhose brauch Löcher! Mindestens 3: Eines zum reinsteigen und zwei, wo die Beine rauskommen. Sonst geht das nicht….

    Ansonsten empfehle ich Buz Luhrmann, „Everybody’s Free (To Wear Sunscreen)“, rauf und runter zu hören, wenn man mal wieder nicht zur „Zielgruppe“ gehört. Der Song geht runter wie Öl und bringt einem wieder den Frieden zurück!!!

  9. Und wieviel Spass das erst macht, wenn man im mittleren Alter aber Konfektionsgröße 38 und Größe von 1,55 m Hosen sucht! Das ist erst ein Alptraum! Ich trag inzwischen die Hosen meiner Söhne Gr. 158… das mit den Schnitten ignoriere ich gekonnt. Alles eine Frage der Übung.

  10. Frau Freitag, es gibt aktuell einen zweiten Trend: Die Boyfriend-Hose, also Frauenhosen, die wie Männerhosen geschnitten sind…
    Die sind deutlich bequemer 😉
    H&M verkauft aktuell übrigens wieder Schlaghosen. Also wenn es bei den Mitlesern noch mehr modisch zurückgebliebene wie mich gibt: Ran an die Beute 😉

    Ansonsten kann ich mich nur anschließen: Röcke und Strumpfhosen sind derzeit viel entspannter zu kaufen und ohnehin bequemer zu tragen. Wenn da nicht die ollen Schuhe wären, die man dazu tragen müsste…

  11. Ich kenne das Problem. Die aktuelle Mode finde ich fürchterlich! Dazu kommt, dass ich etwas kruz geraten bin und Hosen mir grundsätzlich zu lang sind (wenn ich sie denn zu machen möchte und daher nicht in die Kinderabteilung gehen kann…). :-/

  12. Da sagen Sie was… versuchen Sie mal Jeans mit „Bootcut“ zu kaufen. Die Damen im Laden werden Sie angucken, als säße Ihnen ein sprechender Papagei auf der Schulter.
    Da muss ich mich im Zweifel Christian anschließen: Alles kaufen was geht und dann drei Jahre lang gar nicht mehr. Konsumieren kann man dann etwas anderes, das nicht so stresst.

    Frau Müller (hat heute statt blöder Hose eine schicke Jacke gekauft).

  13. Dazu kann ich nur sagen: schon mal MAC Jeans probiert? Ich kaufe nur noch die – hoert sich jetzt an wie Werbung, ist aber echt wahr. Es gibt verschiedene Schnitte (auch solche, wo der Hosenbund die ueber die Schambehaarung reicht) und drei unterschiedliche Laengen. Sie sind vielleicht nicht so billig, aber dafuer sitzen sie toll.

  14. Mac kann ich auch empfehlen! Stramme Oberschenkel, viel Popöchen , schmale Taille und trotzdem passen diese Hosen 🙂
    Strumpfhosen finde ich viel schlimmer … immer alle zu kurz- es lebe die Leggings!

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