Wussten Theo von Guttenberg, Frank W. Steinmeier und Angela Merkel in der Neunten Klasse bereits, was sie mal werden wollen? Oder wussten nur ihre Eltern, dass aus denen noch was werden SOLL?
Weiß man mit 15 überhaupt schon, was man als Erwachsener machen möchte? Theos Eltern haben bestimmt nie gesagt: „Hauptsache du findest gute Frau. Muss aber Jungfrau sein. Abiturschule ist egal. Hauptsache heiraten und danach macht du viele Söhne.“ meine eltern haben immer gesagt: „Wenn die mal noch Frisöse wird…“
Wie soll man auch in der verwirrenden Zeit der Pubertät wissen, welchen Beruf man möchte. Ich wollte wahlweise Trapezkünstlerin, Archäologin, Kapitän oder Briefträgerin werden.
Meine Schüler wissen gar nicht, was sie mal werden wollen. Okay, einige wollen berühmt werden. Das ist ja schon mal was. Hätte ich auch nichts gegen. Ich sage ihnen immer: „Ich hebe eure Kunstarbeiten auf, wenn ihr dann mal berühmt seid, und in der Zeitung steht, dann kann ich die an BILD verkaufen. Aber macht mal nicht nur durch irgendeinen bescheuerten Einbruch oder mit Ehrenmord von euch reden.“
Und dann sage ich auch in jeder Klasse: „Wäre schön, wenn jemand von den Mädchen Kosmetikerin werden könnte, ich habe doch immer so viele Pickel.“ Falls ich mir ein Auto kaufen möchte, habe ich geschworen, vorher Hakan zu konsultieren, der kennt sich voll krass aus. Leider hängt der z. Z. in einer Maßnahme fest, aber ich vertraue seinem Sachverstand total.
Letztes Jahr hatte ich eine Schülerin, die von einer Gymnasiumschule zu uns kam. Daniela hatte gute Zensuren und wir sprachen oft nach dem Unterricht über Auslandsaufenthalte und wie das Studieren funktioniert. Sie will Plastische Chirurgin werden. Ich setze alle meine Hoffnungen in sie. Sie hat mir Rabatte versprochen. Eine Kosmetikerin, dir mir billiges Botox spritzen kann, würde mir aber in den nächsten Jahren erstmal reichen.
Die Berufswahl ist echt schwierig und ich bin froh, dass ich das hinter mir habe. Ich beneide meine Schüler nur selten darum, dass ihnen noch alles offen steht.
Die Eltern kümmern sich meiner Meinung nach zu wenig darum. Und die Schüler wissen ja gar nicht, was es so alles gibt. Wenn die wenigstens sagen würden: „Irgendwas mit Medien.“ Aber ich bezweifle, dass von Guttenberg vor 25 Jahren sagt: „…irgendwas mit Krieg, will ich später auf jeden Fall mal machen.“
Meine Kinder wußten/wissen mit 15 auch nicht, was sie später mal werden bzw. studieren möchten. Aber sie wissen, dass es ein Privileg ist, lernen zu können/dürfen (u.a. durch Begleitung von Projekten in Afrika). Für ihre Ausbildung haben sie unsere vollste Unterstützung. Und es ist spannend zu beobachten, was sie daraus machen. Es ist wirklich schade, dass es Eltern gibt, die sich diese Chance entgehen lassen.
LG
Ulla
das machen die nicht mit absicht, die kennen sich halt auch nicht so dolle aus.
Als Lehrerin hat frau ja ein weites Spektrum an Wünschen offen, was ihre Schüler mal so werden sollen, damit sie dann dort Pickel quetschen, Haare färben oder sonst was machen lassen kann. – Ich habe mir von meinen zwei Kindern immer einen Zahnarzt (selbststudiert oder angeheiratet) gewünscht – aber Kinder machen eben doch selten, was sich die Mama wünscht. Dabei hätten den alle in unserer Familie so dringend gebraucht.
Frau Freitag, Hauptsache, unsere mädchen wollen überhaupt irgend etwas werden und nicht nur hausfrau und mutter.
Aysun fragte neulich:“Ist hausfrau ein Beruf?“
Ich sagte,:“ Von der Arbeit her :ja, von der Bezahlung her : nein“.
Darauf meint sie: „Gibt es nicht sowas andersrum, also einen Beruf, der von der Arbeit nein und von der Bezahlung ja ist?“
Nach diesem traumberuf suchen wir jetzt!
Is nich Aufgabe von Eltern, is Aufgabe von Lehrer.
Frau Freitach, das musst du den Schülern sagen, du weisst doch am besten, welches Supertalent in jedem von ihnen schlummert.
Oh ja, berühmt werden wollte eine Mitschülerin von mir auch unbedingt. Vorzugsweise als Schauspielerin in Hollywood. Mittel zum Zweck sollte ein USA-Aufenthalt als AuPair sein, sie ging nämlich davon aus, direkt nach dem Betreten amerikanischen Bodens von irgendeinem großen Regisseur oder Produzenten „entdeckt“ zu werden.
Tja. Als ich sie das letzte Mal sah, saß sie an einer Supermarktkasse. Amerikanischen Boden hat sie meines Wissens nie betreten. Ein Fehler?
Ich würde den 15-jährigen nur bedingt einen Vorwurf machen. Früher, als die Welt noch in Ordnung war und das Landvolk entweder am Arbeiten war oder dem Schlaf der Erschöpfung frönte, war ganz klar, dass a) nur eine Handvoll Berufe überhaupt erreichbar waren und dass b) man jede Woche sehen konnte, was bei diesem Beruf zu tun ist. Das höchste der Gefühle war Pfarrer, und auch von dem wusste man, was er eigentlich tat.
Aber heute (o tempora! o mores!):
– Facility manager
– Key account manager
– Purser
…
Was zur Hölle sollen sie sich denn darunter vorstellen?