Sonne – Nein Danke!

Heute sollte es warm werden. Sommerhaft warm. Ich gucke den Wetterbericht. Eine lachende Sonne, genau da wo ich wohne. Scheiße – denke ich – das erste Sommerwochenende!

Mist, gutes Wetter. Und die Menschheit wird unterwegs sein. Den Sommer begrüßen. Frau Dienstag wohnt schon seit Februar in ihrem Sommerhaus: „Wir müssen sähen, pflanzen, ich muss unbedingt zum Staudenmarkt…wir warten auf den Mann der den Boiler einbaut…“ Frl. Krise bekommt Besuch von ihrem Freund und wird sich wahrscheinlich ganztätig bei Ikea aufhalten und danach drei Schränke montieren, ein Sofa auf- und ein anderes abbauen. Außerdem hat sie immer Deutscharbeiten in petto, die sie kontrollieren kann, wenn ihr langweilig wird.

Der Deutschlehrer hat einen Wochenendeinsatz in seiner Schule – Frühjahrsputz mit den Eltern. Bei so was ist Anwesenheitspflicht! Da wird fröhlich geschrubbt und dann gibt’s selbst gemachten Mutterkuchen. Der Deutschlehrer ist spätestens um 16 Uhr im siebten Himmel, denn Essen ist ein großes Hobby von ihm. Der Freund muss arbeiten oder so tun als arbeite er. Und ich?

Ich könnte, müsste, solle – will aber nicht und werde nicht. Ich will weder Action, noch Natur und schon gar kein gutes Wetter, dass mich nach draußen zwingt.

Ich will Regen, Sturm, Schneeverwehungen, Hagel. Ich will sagen: „Na, da jagt man doch keinen Hund vor die Tür.“ Ich will das kranke Kind sein, auf dem Sofa liegen und rauchen wie ein Hinterhaus-Alkoholiker. Ich will sagen: „Heute ist Samstag und da mache ich nichts für die Schule.“ Und ich will vor allem nicht hören, was für ein tolles Wochenende meine Kollegen bei diesem king Wetter hatten. Ich will nicht mal Kollegen.

Gestern war ich auf einem Geburtstag. Wenn man sich mal so richtig alt fühlen will, sollte man auf die Geburtstage von sehr jungen Leuten gehen. Da waren viele Referendare – super! „Und wie läuft’s?“

„Ist scheiße. Aber die anderen aus meinem Seminar die heulen nur noch.“

Ich denke: Yes! Erzähle mir mehr von den Heulenden! Und versuche dabei ein mitleidendes Gesicht zu machen.

Ich erfahre schöne Schauergeschichten aus der schlimmsten Zeit des Lebens. Katastrophen von Leuten die man nicht kennt, sind echt amüsant. Ab und zu erzähle ich auch Anekdoten aus meinem eigenen Referendariat: „Und  bei dem Unterrichtsbesuch sag ich – Oliver, nun zeig uns mal die Schlagschatten auf der Klorolle. Und der Depp hält sich den Laserpointer  direkt ins Auge, leuchtet rein und macht dabei Tiergeräusche. Im Nachhinein wundert es mich, dass ich heute Lehrerin bin.

Ach, aber heute… wäre ich nicht Lehrerin, vielleicht hätte ich einen Job, der auch am Samstag wäre. „Am Wochenende, meine Damen und Herren beschert und das Hochdruckgebiet Bertha das erste schöne Wochenende.“

„Mist, und ich muss am Sonnabend und Sonntag arbeiten.“

Allgemein

5 Gedanken zu “Sonne – Nein Danke!

  1. ….o ja, das liebe Wochenende…..Feuer frei fürs Prokrastinieren und handlungsorientierte E-Mails korrigieren und 2 Unterrichtsbesuche für die nächste Woche vorbereiten…….Nach wenigen Monaten Referendariat würde ich mich auch gerade sehr wundern, wenn ich nach dem Referendariat Lehrer werden solte – ist ja gerade schon schwierig genug, nicht zu kündigen und den nächstbesten Job in der Univerwaltung anzunehmen……
    aber erstmal ordentlich die Sonne von drin beobachten – oder, fuck it, raus!

    • ein referendar… herrzliches beileid.
      kleiner tipp – schnell rausfinden, was die seminarleiter sehen wollen – worauf sie stehen und dann immer genau das zeigen! und vielleicht hilft das hier auch: es wird niiiiiiiiieeeee mehr so schlimm wie im referendariat!
      viel glück

  2. Nur mal zur abrundung ihre beitrags, liebe Fr.Freitag…ich war nicht bei Ikea, sondern beim „Holländer“ und habe balkonpflanzen geholt und auch gleich den balkon damit verschönert. Der freund hat sich gefreut, denn er durfte sehr viel blumenerde in den 2. stock schleppen. Aber der balkon sieht traumhaft aus und WEHE, wenn es noch mal hagelt!
    Sie sind ein wenig egoistisch mit ihren wetterwünschen, meine Liebe!

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