Na ja, ganz ehrlich: man muss schon eine ganze Weile hier mitlesen, um dahinter zu kommen… Manche Deiner Beiträge wirken nämlich schon sehr frustriert und genervt und der Respekt für Deine Schüler und Schülerinnen kommt auch nicht immer ganz durch. Wie gesagt, wenn man eine Weile mitliest, kann man ahnen, wie es eigentlich gemeint ist, aber das ist nicht unbedingt zwingend… Die Wirkung ist eben doch manchmal anders als die dahintersteckende Intention. Zumindest geht es mir so.
So long,
Corinna
Liebe Corinna,
es ist auch nicht unbedingt zwingend hier mitzulesen. Und ja, ich bin oft äußerst genervt und frustriert. Ich glaube, das geht allen so, die mit unsererem Schülerklientel arbeitet. Darf ich das nicht sein? Oder darf ich dass nicht in meinem Blog aufschreiben? Darf ich nicht darüber berichten? Was soll ich denn mit meiner Frustration und meinem Genervtsein machen, alles runterschlucken und krank werden?
Ich bin immer noch da. Ich gehe jeden Tag hin und arbeite mit Jugendlichen, bei denen die meisten Leute die Straßenseite wechseln, wenn sie sie nur sehen. Jugendliche, mit denen niemand was zu tun haben will. Und ich will auch mit genau denen arbeiten. Aber es ist eben nicht immer leicht und ja, es ist sehr oft frustrierend. Aber ich mag meinen Job sehr gerne. Soll ich dass hier immer wieder aufschreiben?
Und was heißt denn, dass man „ahnen könnte, wie es eigentlich gemeint ist“? Ich meine immer genau das was ich schreibe. Ich komme nach Hause, hatte ein Scheißerlebnis mit einem Schüler, setze mich an den Computer, schreibe es auf und dann geht es mit schon besser. Und wenn ich da sitze, dann meine ich genau das was ich da schreibe. Das einzige, was ich mir vorwerfen könnte ist, dass ich die positiven Dinge, die in der Schule passieren nicht so gerne aufschreibe. Was soll ich hier schreiben, wie toll irgendwas gelaufen ist?
Aber keinen Respekt für meine Schülerinnen und Schüler... diesen Vorwurf finde ich schon fast unverschämt und überhaupt nicht nachvollziehbar. Denn ich respektiere meine Schüler in höchstem Maße! Und das wissen und spüren die auch!
wenn ich einen blog über das betreute wohnen, in welchem ich tätig bin, schreiben täte, dann käme früher oder später auch so ein „leserInnen-brief“. da bin ich mir ganz sicher.
es ist für außenstehende immer etwas schwierig, sich in uns reinzuversetzen, da sie ja, wie angedeutet die strassenseite wechseln wenn ihnen unser klientel begegnet, und nicht, wie wir, jeden tag aufs neue mit ihnen arbeiten – und das, trotz der frustration, gerne!
so ein blog ist im idealfall psychohygiene – sogar für mich beim lesen, weil ich merke: du bist nicht allein. ich mein, ich hab ein tolles team und weiß eh dass ich nicht alleine bin, aber so ein nicht-allein von anderer (schulischer) seite das tut auch gut, und es gibt mir ein gefühl dafür, was die lehrerInnen meiner klientInnen jeden tag durchstehen müssen. da gibts einen gewissen katharsis-effekt (umstritten generell, ich weiß), oder einen naja-letztlich-möchte-ich-in-deren-haut-nicht-stecken- und-habens-wohl-noch-schlimmer-als-ich-effekt…
und da ich keinen blog schreibe müssen meine freunde meine teils frustrierten und psychohygienisch bedingten antisozialen entäußerungen öfters anhören (in der supervision darf man ja so nicht reden).
und frau freitag macht den job hier ganz gut und macht mich innerlich sauberer als meister proper – so, corinna, isses nun mal, und wenn du’s nicht verträgst, dann nimm ein anderes reinigungsmittel!
; )
Ach Frau Freitag, ich weiß genau, was Sie meinen – „meine“ Jugendlichen liegen mir auch schrecklich am Herzen. Ich mag sie, ich vergöttere sie, ich finde sie einfach großartig – aber sie nerven auch schrecklich und sind manchmal wirklich… ja, nicht ganz aufnahmefähig, schrecklich naiv und interessieren sich dummerweise nie für die Dinge, die ich wichtig finde.
Ich könnte ähnliche Beiträge aus der Freizeit schreiben (bin Pädagogin, nicht Lehrerin) und jeder der meine Beiträge lesen (hören) würde, ist sicherlich der festen Überzeugung, dass ich im falschen Beruf bin. Respektlos, beleidigend… ach, was durfte ich mir schon anhören, wenn ich erzähle. Eine Menge, aber ich weiß genau: ich liebe meine Jungs und Mädels und ich bin genau im richtigen Job: aber nerven, das tun sie trotzdem. jedne Tag aufs neue.
🙂
Guten Tag Frau Freitag,
ich lese hier auch.
Bloß fürs Protokoll und um Teile der Leserschaft (auch der Erst-seit-Kurzem-Leserschaft) wieder ins rechte Licht zu rücken, ich empfinde Ihr Schreiben nicht als respektlos, sondern meist amüsant und kann gut nachvollziehen, dass Sie sich manchmal „auskotzen“ müssen!
Einfach weiter so!
Liebe Grüße und wenig Ärgernisse ob nun mit Schülern oder Lesern,
Lies von Lott.
Ich bins – Bille – Lehrerin Klasse 5 – 10 – Mathe/Kunst – HS/RS, seit 20 Jahren.
Und ich sage: Ich weiß genau was du meinst, das hier ist echt und ICH habe total Respekt vor DIR!
Also, eins ist klar: Schülerinnen schminken nicht jede/n. Schon gar nicht jede Lehrerin. Wenn sie das tun, ist das ein Ritterschlag, und sagt mehr über Deine Haltung aus als eine Ferndiagnose. 🙂
(Und ja, ich weiß auch, was Du meinst.)
(Ich bin jetzt mal per Du, hoffe, das stört nicht.)
Tut mir leid, wenn ich Dich beleidigt habe.
Ich zweifele nicht daran, dass Du Deine Schüler und Schülerinnen magst — aber die Sache mit dem Respekt kommt nicht immer rüber.
(Übrigens: ich habe nicht geschrieben, Du hast keinen Respekt, sondern: “ der Respekt für Deine Schüler und Schülerinnen kommt auch nicht immer ganz durch.“)
Zum Beispiel beschreibst Du sie ja oft als Jugendliche, die meinen, ihre Köpfe seien nur zum Schminken und Frisieren da — aber die Art, wie Du schreibst, lässt bei mir oft den Eindruck entstehen, dass _Du selber_ sie auch auf genau das reduzierst und ihnen auch nicht wirklich mehr zutraust. Wie gesagt: ein Eindruck.
Du schreibst: „Und wenn ich da sitze, dann meine ich genau das was ich da schreibe“ — und diesen Ausschnitt präsentierst Du der Öffentlichkeit, erwartest aber gleichzeitig, dass sie bestens über das ganze Bild bescheid weiß und eh schon weiß, wie sie es einzuordnen hat?
Es mag natürlich daran liegen, dass Du hier nur diese Ausschnitte zeigst — Du sagst ja selber, dass Du eher über die negativen Erlebnisse schreibst. Aber dann musst Du auch damit leben, dass ein anderer Eindruck entstehen kann, als der, der Dir vorschwebt oder von dem Du meinst, ihn zu vermitteln.
Du hattest Dich kürzlich beschwert, dass Du mit einem Post komplett falsch interpretiert wurdest — der Fehler zu denken, dass Dich Meinungen dazu interessieren könnten, lag dann wohl ganz auf meiner Seite, ;-).
So long,
Corinna
Wie heißt das alte Indianerdingens:
Urteile nie über jemanden, bevor du nicht einen Tag in seinen Mokassins gegangen bist.
So ist es leicht, einem Pädagogen oder Lehrer zu sagen, was er machen soll, was er falsch macht. Aber doch ziemlich schwer, seinen Job zu übernehmen.
Wir haben einige Seiteneinsteiger, die die ersten vier Wochen ziemlich auf uns herabgeschaut haben.
Danach aber kamen vorsichtige Fragen.
Mittlerweile sind sie froh und dankbar für jede Hilfe.
Aber wo wird ein Lehrer seinen Frust los?
An den Schülern? verboten und sinnlos.
Im Fitnessstudio? reicht nicht.
An befeundete Kollegen?begrenzt belastbar.
Im Blog? gute Idee.
@Croco
Trommeln entfrustet massiv.
…z.B. beim hier Mitlesen. Wenn es anderen auch nicht besser geht, dann liegt es wenigstens vermutlich nicht nur an einem selbst. Ich finde, hier kommt sehr gut durch, dass Du eine Menge Respekt für Deine Schüler empfindest. Und zwar sowas von.
Habe noch einen Boxsack im Keller hängen, aus Gesamtschulzeiten :-))
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