Der Lehrer ist am Samstag müde, weil er am Freitag noch dachte: Jetzt beginnt ein neues Leben – das Wochenende. Am Freitagnachmittag dreht der Lehrer immer voll auf. Statt sich auszuruhen und aufzuräumen quatscht der Lehrer sich die Woche aus der Seele und läuft hochtourig überdreht in den frühen Abend. Da will der Lehrer dann die Freizeitaction, auf die er die ganze Woche verzichtet hat. Plötzlich will der Lehrer leben.
Er telefoniert mit allen drei Leuten, die er noch kennt. Die Hälfte von denen sind auch Lehrer. Dann raucht und trinkt der Lehrer und labert und labert. Obwohl er nur so wenig Freunde hat, verprellt er diese auch noch, indem er sie beim Pokern gnadenlos verlieren läßt und sich dann so lange in seinem Sieg suhlt, bis sie genervt das Lehrerdomizil verlassen.
Alleine bleibt der Lehrer in seiner unaufgeräumten, dafür enorm verauchten Wohnung zurück und kann nicht einschlafen. Er wälzt sich von links nach rechts und denkt über sich, sein Leben und seine Pokerstrategien nach. Klar gewinnt er beim Pokern. Blufft er sich doch auch täglich durch seinen Beruf.
Samstag Morgen wacht der Lehrer auf und fühlt sich extrem unausgeschlafen. Anstatt wie in der Werbung im Bett zu frühstücken und die Zeitung zu lesen setzt sich der Lehrer gleich wieder vor den Fernseher und raucht. Tendenzen der Verwahrlosung. Der Lehrer bildet sich allerdings ein, dass er mit dieser Hartz 4 Lifestyleimitation seinem Klientel näher kommt, Professionalisierung nennt er das. Kopfschmerzen und leichte Übelkeit befallen ihn dort auf der Couch. Er fühlt sich wie ein Entschuldigungszettel seiner Schüler. Draußen nervt die Sonne, die dem Lehrer suggeriert, dass er den ersten Frühlingstag und überhaupt den ganzen Frühling versäumen wird, wenn er sich nicht sofort auf die Straße begibt.
Draußen sind überall zufriedene Kleinfamilien oder gutaussehende Alleinemenschen, die sich geschäftig durch den Vormittag bewegen. Zielstrebig und glücklich, denn sie haben bestimmt alle noch die super Nachmittagspläne, bevor sie dann auf die Megasamstagnachtparties gehen. Der Lehrer schleicht sich einsam um ein Parkhaus und denkt spazieren gehen, spazieren gehen, spazieren gehen, Vitamin D, Vitamin D, Vitamin D. Heimlich wünscht er sich Regen, damit er sich wieder in seine verrauchte Bude verziehen kann. Ein elender Wettersklave ist er geworden.
Zu Hause denkt er essen, rauchen, Couch und schläft erschöpft vom Nichtstun ein. Erwacht und der Tag ist vorbei. Man versteht eigentlich nicht, warum sich der Lehrer immer wieder so übertrieben auf das Wochenende freut, wenn er dann mit dem Samstag überhaupt nichts anzufangen weiss. Und nach dem Samstag kommt ja auch noch der Sonntag. Wäre der Lehrer stark religiös hätte er wenigstens an diesem Teil des Wochenendes weniger Probleme.
Wieder herrlichster Beitrag, die Tendenz zur Verwahrlosung außerhalb gegebener Strukturen überfällt mich jeden Urlaubstag oder Überstundenabfeiertag der nicht außerhalb Deutschlands tun getan werden kann. Empfehlung Samstags Wäsche, Sonntags Putztag oder andersrum..
Als Kind fand ich die dörflichen und kleinstädtischen Sonntag zum Davonlaufen. Heutzutage sind die Samstage zäh und … ja, genauso gemein wie beschrieben. Zumindest heute. Sonntag wird’s besser, da gibt’s Programm [on/ off Schreibtisch]
Allerdings kann ich die Kollegen noch nicht an die Wand pokern.