She did the corn but not the apple

Ach Kinder, die Zeitverschiebung…manomann…und immer noch ein wenig jetlag…und dann diese Zweifler und Mahner…warum kann und darf denn Frau Freitag nicht dem regnerischen Binz entkommen und sich ein wenig in den Vereinigten Staaten amuesieren (see, no umlauts!)?

Irgendeine hoehere Macht scheint, mir eine Lehre erteilen zu wollen, denn wir sind aus New York City nach Vermont gefluechtet…ich dachte hier waere es vielleicht nicht so heiss. Und jetzt sitzen wir seit Stunden im Motelzimmer, denn es regnet, als wuerde die Welt untergehen. Fuer die Schlauberger unter euch lieben Lesern – check the weather report of Brattleboo, Vermont – bingo- es regnet.

Was soll das? Habe ich nicht ein wenig trockenes Sommerwetter verdient? Habe ich nicht hart genug gearbeitet im letzten Schuljahr? Ich wuerde mir so gerne dieses kleine Hippiestaedchen ansehen, aber es regnet echt doll, schlimmer noch als in Binz und wenn mir hier niemand eine Arche baut und mich reinsetzt, kann ich das Motel nicht verlassen. Zum Glueck haben wir dieses Paerchen aus Los Angeles kennengelernt und die haben uns ihren Laptop geliehen. Ich habe ihnen meinen Passport gegeben. Fairer Deal. Nur als Pfand…

Ich habe ja einen kleinen Regenschirm – Leute, kauft euch einmal in eurem Leben einen Knirps und ihr werden immer gluecklich und trocken sein. Theoretisch koennte ich also rausgehen und euch berichten, wei es hier ist. Aber der feine Herr Olli hat natuerlich keinen Regenschirm…  wie auch, er ist doch noch so jung. Regenschirme sind ja einfach nur uncool und deshalb zu vernachlaessigen. Er hat auch sehr viel Angst um seine neuen Turnschuhe, die sehen noch so neu aus. Ausserdem scheint er das Amerikanische Fernsehen zu geniessen. Er glotzt schon seit Stunden. Heute morgen war er ganz fasziniert von einer Sendung auf A&T, in der es um Zwangsneurosen ging. Eine Frau kann keine harten Sachen essen, weil sie Angst hat, dass ihre Zaehne brechen, dann ausfallen und wenn einmal einer raus ist, dann hat sie bald keine mehr. Und dann kommt da der Supertherapeut.

Sie stehen vor einem Tisch mit Tacochips, Maiskolben und zwei Aepfeln. Sie macht eine Riesenshow aus dem Verzehr von ein paar lumpigen Chips. „So how does it feel?“ fragt der Superdoc. Sie sieht aus, als wuerde sie sich jeden Moment aus dem Fenster stuerzen, verzieht das Gesicht, klappt die Oberlippe ueber ihre Zaehne und fluestert: „Not good at all.“

Dann labert der Doc weiter rum und sie sagt auch irgendwas weinerliches und dann geht es auf zum Corn. Der Maiskolben, die grosse Herausforderung…Sie haelt den mit spitzen Fingern und heult fast. Es dauert Minuten, gefuehlte Stunden, bis sie ihn an ihren Mund hebt. Olli und ich bewegungslos auf dem Bett. Voellig gebannt: Wird sie es tun? Wird sie in den Maiskolben beissen? Sie starrt ihn als sei der eine Miniatombombe. Und dann – yeahhh- supervorsichtig beisst sie rein. Du spuerst foermlich, wie jeder ihrer Zaehne abbricht. Sie guckt so verzweifelt. Warum quaelt der Typ die arme Frau so. Ich bekomme automatisch Zahnschmerzen.

„Great, you did the corn!“ der Doc ist begeistert. Sie ist voellig neben der Spur. Dann sagt er, dass sie jetzt nicht die kleinen nervenden Teile vom Maiskolben aus ihren Zaehnen popeln darf und sich erst in drei Stunden ihre Zahnbuerste bekommt. Das ist zuviel fuer sie. Und dann will dieser Mengele auch noch, dass sie in den Apfel beisst. „Oh no, I am sorry I can not do the apple!!!“ Jetzt erwacht ihre persoenliche Resistanz. „But you did the corn. Are you sure you can not do the apple.“ “ Absolutly sure! I will not do the apple.“

Und dann kommt eine Frau mit Halbglatze und du denkst – ach die Arme die hatte Chemo, aber nein, sie reisst sich die Haare raus… leider konnten wir die Story nicht sehen, weil Olli unbedingt diese Sendung ueber die Hochsehfischer sehen wollte. Aehnlich wie die Icetrucker.

Sollte es weiter so regnen wird das ein Blog der die das sich mit dem Amerikanischen Fernsehprogramm am Morgen, Nachmittag und am Abend auseinandersetzt…da haette doch auch niemand was dagegen, oder?

Aber drueckt mir mal die Daumen, dass hier bald wieder die Sonne scheint. Mit Olli hier, die ganze Zeit im Zimmer… das wird auf die Dauer bestimmt auch langweilig.

9 Gedanken zu “She did the corn but not the apple

  1. Hmm, also für Regen und Fernsehsendungen, die gern Menschen mit Ihren Neurosen vorführen, hätten Sie nun wirklich nicht in die USA flüchten müssen. Den Regen hätten Sie auch auf Binz haben können und RTL II bietet sozusagen rund um die Uhr menschliches Elend frei Haus.

    Und sogar auf Phoenix konnte man schon mehrmals zusehen, wie ein Therapeut seine Patientin von einer Waschneurose zu befreien versucht, in dem er Sie zwingt einen ungeputzten Tolettensitz möglichst lang zu berühren. Ich habe den Beiden eine Weile tapfer zugesehen. Weiß aber nicht wie es ausging, ich mußte dann irgendwann ins Bad, Hände waschen.

  2. P.S. Aber natürlich drücke ich Ihnen die Daumen, dass die Sonne bald wieder scheint.

    P.S.S Wie kommt eigentlich Ihr Freund damit klar, dass Sie mit einem Teenanger durchgebrannt sind? (Sorry ich bin manchmal etwas neugierig. Ignorieren Sie die Frage einfach, wenn Sie Ihnen zu insikret ist.)

    • indiskret sollte es natürlich heißen – ich bin immer so aufgeregt hier, wegen meiner Neugierde wie es denn weiter geht, da purzeln die Buchstaben schon mal durcheinander.

  3. nä, datt is doch nich zu fassen, entrüst, entrüst, meine kluge hornbrille zurecht schieb.
    hoffentlich gibt es in dem motel keine zahnlosen, brüllenden plastiktütensammelnachbarn…hatten wir mal, oh graus.
    und keine, die mitten in der nacht ihre harleys für die weiterreise dröhnend anwerfen…
    und du mit dem jüngling im french bed?
    hippiestädtchen?
    warum nicht gleich nach san fran. aber da ist oft nebel.
    es wird schon wieder, allerdings verpasst du hier die gesamten klassenausflüge der superlehrer, wie die beinah in sumpf plumpsen und sowas….
    weiter mit diesem heißen intensivleben!

  4. Huhu Frau Freitag!
    ich will mich von ihnen verabschieden, denn ab sonntag sind wir auf großer safari.
    Tut mir für dich leid, das olle wetter in vermont! Flieg doch mit olli nach L.A., da trifftst du auch garantiert liebe bekannte….you know, an wen ich denke! Das TV Programm bei euch hört sich sehr verlockend an….wir haben hier gar keinen empfang!
    Also: Machs jut, treibs nicht zu toll und ich melde mich, wenn ich zurück bin – falls ich jemals heil zurückkomme, die löwen und die elefanten und das kleine getier haben es garantiert auf mich abgesehen.
    dein Frl.Krise
    PS Zwei wochen ohne internet und blog…..das überleb ich nich…..

  5. Da sieht man, was die sonne afrikas schon angerichtet hat- ich habe SIE mehrfach GEDUZT…..sorry, Frau Freitag, kommt nicht wieder vor, ich schwörs!
    IHR Frl. Krise

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