Montag…das ist mein Lieblingstag in jeder Arbeitswoche. Sonntagabend kann ich gar nicht abwarten ins Bett zu gehen (geh darum immer schon sehr früh auf die Couch – zur Lindenstraße), denn Montag darf ich wieder hin. Zur Schule!
Montags liebe ich, weil da die Schüler immer so gut drauf sind. Leider habe ich Montags immer nur vier Stunden und ich beneide meine Freundin, die Montags gleich sieben Stunden mit den ausgeruhten und wissbegierigen Kindern verbringen darf. Meine Montage sehen so aus:
Ich schlendere um zwanzig nach sieben durch den Verwaltungstrakt und schmettere jedem, den ich sehe ein fröhliches ‚Guten Morgen‘ entgegen. Vor den offenen Schulleitertüren immer besonders laut, damit man bemerkt, dass ich schon so früh auf Arbeit erscheine. Um viertel vor acht gehe ich in meinen Klassenraum und bereite den Unterricht vor. Tafel muss blitzen, Bücher aus dem Schrank – die Schüler sollen nicht so schwer schleppen – , Kursbuch auf den Tisch, meine Unterrichtsvorbereitung dazu, überfliege noch schnell die Verlaufsplanung, die Sach- und die Bedingungsfeldanalyse. Überprüfe noch mal die Lernziel und lüfte. 7.50 Uhr. Jetzt können sie kommen die kleinen Racker. Ich bin bereit. Kommt her und lernt. Auf dem Gang – Totenstille. Dann Schritte – ah, jetzt geht’s los…nein, ein Schüler der Parallelklasse. 7.55 Uhr. Fenster wieder zu – wegen Straßenlärm. 8.00Uhr – mit dem Klingeln kommt Ronnie durch die Tür und läßt sich erschöpft vor mir auf einen Stuhl fallen.
„Guten Morgen Ronnie. Na, hattest du ein schönes Wochenende?“
„Erggr“
„War nicht gut? Naja, hol erstmal dein Buch.“
8.07 Uhr die Tür geht auf und drei gackernde Teenagermädchen fallen gemeinsam durch die Tür. Kein „Sorry I’m late.“ Oder wenigstens ein dahingemurmeltes „tschudjung“. Bis 8.20 Uhr öffnet sich in rhymischen Abständen die Tür und nach und nach tauchen fast alle Teilnehmer meiner Stunde auf – der letzte um 8.40Uhr. Ich habe mit der Zeit gelernt (einer muss ja was lernen – warum nicht ich), meinen Unterricht in sich wiederholenden Zeitschleifen abzuhalten. Wie beim Tanzen – zwei vor und einen zurück. Klappt schon ganz gut. Während ich den neu Dazukommenden Seitenzahlen nenne, beschreibe was wir gerade machen und was wir nun schon seit mehreren Stunden machen, verwickle ich mich mit den zwei Leistungsträgern des Kurses (besonders viel haben die nicht zu tragen) in ein zähes Frage-Antwort-Spiel. Ins Klingeln hinein rufe ich die Haushaufgabe für die nächste Stunde. Keiner schreibt sie auf, aber das macht nichts, denn niemand wird diese Hausaufgabe machen. Auch das werde ich noch lernen. Wenn du keine Hausaufgaben aufgibst, kann auch keiner die Hausaufgabe nicht machen. Ich liebe diese Montage. Auch weil sie exakt immer gleich, nämlich wie oben beschrieben anfangen. Nein, das stimmt nicht, die Reihenfolge in der die Schüler zu spät kommen, kann sich jede Woche ändern. Nur Ronnie kommt immer als erster und hat auch jeden Montag schlechte Laune.
Sag mir bloß, ich flehe dich an, warum ich vor Urzeiten eben diesen wundervollen Job an den Nagel gehängt habe. Offen gesagt, ich verstehe mich selbst nicht mehr.
Zerknirscht, reuig, nostalgisch … kichernd
Elana
PS: Stimmt, die Montage waren die schönsten …
leider ist der montag jetzt bald wieder rum, aber dienstags ist ja auch okay.
und liebe elana, es gibt immer einen weg zurück, vertretungslehrerin ist doch bestimmt auch eine feine sache. denk‘ mal drüber nach. viele grüße und danke für den kommentar
I ch zitier mal aus dem letzten Artikle:
„Diese Tage sind so derartig routiniert strukturiert, dass mich die kleinste Abweichung unserer Gewohnheiten aus der Fassung bringt.“
Na zum Glück besteht nicht die Gefahr, dass am nächsten Montagmorgen alle Schüler (und Schülerinnen) gleich- und rechtzeitig zum Stundenbeginn um 8.00 an ihrem Platz sitzen und „ausgeruht und wissbegierig“ sind.
Da ist nämlich Pfingsten.
frau freitag könnte dem artikel nach also auch `frau i do like mondays` sein. schön das es menschen gibt, die sich auf den montag freuen. by the way, mein lieblingstag liebe frau freutag ist der freitag. da klingt die woche aus und man hat schon bei aufstehen das WE und den feierabend im kopf. schön!
Interessante geschichte.
Greets & hugs
Als sehr stille, schüchterne Schülerin und jahrelangem Mobbingopfer lagen meine Sympathien meist beim Lehrkörper.
Als sehr gute Studentin die schnell festgestellt hat, dass die schlechteren, faulen Studenten meist auf Lehramt studieren (ein fachübergreifender Runninggag) weniger.
Aber schwarz-weiß-Malerei ist doch viel schöner.